Väter haben eine große Bedeutung im Leben ihrer Kinder. Für ihre Söhne sind sie die Vorbilder und „Leitsterne“, für ihre Töchter wichtiger Ankerpunkt und Sicherheitspol. Doch die Rolle des Mannes in der Gesellschaft ist im Wandel, und das macht es auch Vätern nicht immer leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Möchte man am Anfang die kleinen Racker am besten täglich in Shirts und Strampler stecken, auf die „Papas Liebling“ oder: „Ganz der Papa“ gedruckt wurde, kommt der erste Bruch oft schon mit der Trotzphase. Die große Herausforderung wartet auf Väter jedoch, wenn ihre „Kleinen“ an der Schwelle zur Pubertät stehen und wirklich alles ganz anders wird.

Gerade in solchen Umbruchsituationen gilt es, weiterhin der Fels in der Brandung zu sein und dem Kind Sicherheit zu vermitteln. Es weiß ja meist selbst nicht, wie ihm geschieht und leidet ebenso wie seine Eltern unter der neuen Situation. Und es braucht verlässliche Eltern, an denen es seine Grenzen austesten kann, ohne Gefahr zu laufen, die Zuneigung zu verlieren. Genau das ist nämlich bei Freunden oder lockeren Bezugspersonen der Fall. Doch wie schafft man es, auf diese Weise zu erziehen? Oder ist Erziehung an sich nicht mehr zeitgemäß?

Warte nur, bis dein Vater nach Hause kommt!

Solche und ähnliche Sätze mussten sich „unartige“ Kinder früher häufiger anhören, und der heimkommende Vater als Schreckensfigur, waltete seines auferlegten Amtes oft mit Nachdruck. Da wurde nicht lange diskutiert, wenn die Mutter der Meinung war, das Kind bräuchte eine Strafe, dann führte der Vater dies aus. Viele Väter waren eigentlich zu weichherzig für solche Maßnahmen, doch es blieb ihnen nicht viel anderes übrig, als ihre Rolle als „Souverän“ und „Familienoberhaupt“ einzunehmen und auch zu „behaupten“.

Diese Zeiten sind zum Glück lange vorbei, denn sie berücksichtigen nicht das individuelle Wesen eines Kindes und seine Bedürfnisse. Zudem möchte man heute als Vater geliebt, und nicht gefürchtet werden. Dennoch kann es keine Lösung sein, in das andere Extrem zu fallen und einen Laissez-faire Erziehungsstil zu etablieren, denn er gibt Kindern einfach nicht die nötige Sicherheit und Übung im sozialen Umgang mit anderen. Eine typische, häufig zitierte Vaterrolle ist die des warmherzigen Mentors – man denke beispielsweise an freiwillige Trainer von Bambini-Fußballmannschaften, wo sportliche Ambitionen zurücktreten und gemeinsamer Spaß, Lernen fürs Leben und Geduld im Vordergrund stehen.

Doch wie findet man den richtigen Erziehungsstil, ohne einerseits zu hart zu sein oder sich andererseits „auf der Nase herumtanzen zu lassen“? Immerhin kann man meist nicht mehr auf die eigenen Erfahrungen zurückgreifen, denn Erziehung und Familienmodelle wandeln sich im Lauf der Zeit.

Die Antwort lautet: Der richtige Erziehungsstil wächst mit der Zeit und mit den Mitgliedern der Familie.

Vater mit Kindern beim Angeln. Pin
Bild: © Pexels / Pixabay

Jedes Kind ist anders

Auch wenn es manche Dinge gibt, die alle Kinder brauchen, so sind sie doch verschieden. Jedes bringt seine eigene Persönlichkeit schon mit auf die Welt, und auf diese sollten Eltern sich möglichst gut einstellen. Das ist wohl einer der wichtigsten Unterschiede zu früheren Erziehungsstilen, wo es immer darum ging, dass die Kinder sich an die Bedürfnisse und Ansprüche der Eltern anpassen mussten. Eltern sind jedoch erwachsen, intelligent und haben deutlich größere Handlungsspielräume. Ihnen obliegt es, die Erziehung und die familiären Vereinbarungen so zu gestalten, dass das Kind sie überhaupt sinnvoll umsetzen kann.

Es wird einem „Zappelphilipp“ also viel schwerer fallen, am Esstisch ruhig zu sitzen, als seinem leicht phlegmatischen Geschwisterchen. Dafür braucht dieses deutlich mehr Zeit, um am Morgen „abreisebereit“ zu sein. Auf diese Unterschiede müssen Eltern sich einstellen und den Tag entsprechend strukturieren, denn Kinder können ebenso wenig „aus ihrer Haut“ wie Erwachsene.


Im Video: Prinz Harry spricht Klartext über seinen Vater


Verbote: erst nachdenken, dann aussprechen

Ein Nein ist schnell gesagt, doch Eltern bedenken nicht immer, dass ein ganzer Rattenschwanz an diesem kleinen Wörtchen hängen kann. Ein Nein muss nämlich auch durchgesetzt werden, wenn es nicht einfach dahingesagt bleiben soll. Das soll kein Plädoyer für eine unbedingte und starre Konsequenz sein, doch Kinder müssen natürlich lernen, dass ein Nein einen Grund hat und akzeptiert werden muss.

Das Ganze wird klar, wenn man an unumstößliche Regeln denkt, etwa, dass man bei Rot an der Ampel stehen bleibt. Doch was ist mit dem klassischen Theater an der Kasse mit Quengelware, wenn es unbedingt die Olaf Schokolade oder das Kaugummi sein muss, weil sonst die Welt zusammenbricht? Hier können sich Eltern in der Vorbeugung üben und solchen Konfliktsituationen am besten gleich aus dem Weg gehen. Entweder man geht allein einkaufen, oder man bespricht mit dem Kind zuvor, dass es heute nichts extra bekommt. Natürlich kann man das Ganze auch locker sehen und, wenn man nicht gerade täglich einkauft, immer etwas Süßes springen lassen. Hauptsache, man wird nicht von einem Konflikt überrascht, der dann wesentlich schwieriger zu händeln ist!

„Der will mich doch provozieren!“

Wenn man das Gefühl hat, ein Kind sei seinen Befindlichkeiten selbst ausgesetzt und habe keine große Wahl, als auf die gezeigte Art zu reagieren, dann lässt sich das recht gut wegstecken und es fällt leichter, geduldig zu bleiben. Hat man jedoch den Eindruck, absichtlich provoziert zu werden, wird man schnell wütend und ungeduldig. Doch mit diesem Eindruck liegt man ganz oft falsch.

Oft neigen Eltern dazu, ihre Kinder zu überschätzen, was deren Handlungsspielräume und Möglichkeiten der Reflexion betrifft. Dann kommt es noch darauf an, ob das Kind gelernt hat, dass es durch unerwünschtes Verhalten leichter Aufmerksamkeit bekommt. Beachtet man jedoch die Persönlichkeit des Kindes und weiß, auf welche Weise sein „Liebesspeicher“ gefüllt wird, dann kann man solchen Situationen leicht aus dem Weg gehen.

Auch ein Vater muss erst einmal lernen, wie er seine neue Rolle ausfüllen und ein Vater sein kann. Dieser Prozess ist eigentlich nie zu Ende, sondern erfordert immer wieder von Neuem Lernbereitschaft und Anpassungsfähigkeit, bis die lieben Kleinen irgendwann das Haus verlassen … und das Gleiche mit den Enkelkindern weitergeht. Das ist Familienleben!


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