Die kleine Merle hängt ständig an Papas Hosenbein. Sobald er das Haus betritt, rennt sie ihm überall hinterher, und wehe Mama will sie mal schnell wickeln – dann kommt Merle sofort ein «Nein, Papa macht das!» über die Lippen. Ganz klar – Merle ist aktuell ein Papakind. Doch ist das normal, oder macht die Mama etwas falsch? Wir erklären euch, warum Kinder Phasen haben, in denen sie zu Mamakindern oder Papakindern werden. 

Mamakinder und Papakinder sind etwas völlig normales

Je nach Lebensphase fühlen sich Kinder immer einem Elternteil näher verbunden, als dem anderen. Dadurch entstehen die vermeintlichen Mamakinder bzw. Papakinder. Denn hat ein Kind einen Elternteil auserkoren, hängt es buchstäblich an seinem Rockzipfel bzw. dem Hosenbein. Da lässt sich einfach nichts machen.

Von Außenstehenden wird dieses “Klammern” immer gleich als schlimm bewertet. Sie machen die Erziehungsmethoden der Eltern zum ausschlaggebenden Punkt, warum sich ein Kind so intensiv an ein Elternteil bindet. So werden Mütter als Glucken verpönt, und Väter haben ihr Papakind zu sehr verwöhnt. Doch dies ist ganz sicher nicht der Grund, warum ein Kind zum Mamakind oder Papakind wird.

Verschiedene Lebensphasen der Mamakinder und Papakinder

Verschiedene Lebensphasen und Entwicklungsphasen spielen also eine große Rolle in der Wichtigkeit von temporären Lieblings-Elternteilen. So kann man beobachten, dass gerade Kleinkinder sehr am Rockzipfel der Mutter hängen. Das liegt vor allem daran, dass die Kinder meist von der Mutter Zuhause betreut werden, und sie somit die meiste Zeit mit den Kindern verbringt. Hat der Vater dann aber einmal drei Wochen Urlaub, und verbringt intensive Zeit mit dem Kind, wandelt sich das Blatt schnell und es entstehen Papakinder, die ihre Mama links liegen lassen, sobald der Papa die Hausschwelle betritt.

In der Kindergarten- und Schulzeit sind dann meist eher die Väter gefragt. Das liegt häufig daran, dass sie anders mit den Kindern agieren, als Mütter es tun. Denn in dieser Entwicklungsphase haben Kinder häufig einen sehr starken Bewegungsdrang, und dieser wird vom Papa am besten abgedeckt. Denn beim Toben, Fußball spielen und auf Bäume klettern, wird selbst der Papa wieder fast zum Kind und somit zum gleichwertigen Spielpartner.


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Identifikation und Abgrenzung: Das Spielen mit den Geschlechtern

Geschlechterrollen spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Entstehung von Mama- oder Papakindern. Entdeckt ein Kind seinen Körper, und damit auch sein Geschlecht, gibt es gleich zwei Phasen der Mamakind und Papakind – Entwicklung. Zum Einen wird das Elternteil mit dem selben Geschlecht interessant. Denn mit dem können sich die Kinder leichter identifizieren. Häufig hören Eltern dann den Satz von ihren Kindern «Wenn ich mal groß bin, will ich so sein wie du.».

Dann gibt es noch die Phase der Abgrenzung. Das Elternteil mit dem gegensätzlichen Geschlecht wird hier zum Lieblingselternteil erkoren und die Rollenentwicklung wird genau beobachtet. Was macht z.B. der Papa immer in der Werkstatt, oder warum kocht meist nur die Mama? Diese Fragen werden euch in dieser Zeit relativ häufig begegnen, und die Kleinen wollen bei allem dabei sein und alles erklärt bekommen.

Ein Kind liebt beide Eltern gleich

Häufig ist es für Eltern schwer zu ertragen, wenn ein Kind vorübergehend das andere Elternteil bevorzugt. Gerade Mütter leiden darunter, und haben oft das Gefühl, dass das Kind sie nicht mehr lieb hat. Dem ist jedoch nicht so!

Das Kind liebt beide Elternteile gleich. Die Entwicklung zum Mama- oder Papakind hat lediglich etwas mit der aktuellen Entwicklungsphase und den dementsprechenden Bedürfnissen zu tun. Ganz im Gegenteil, Eltern sollten die “freie” Phase genießen, denn schon bald hängen die Kinder wieder am eigenen Rockzipfel.


Wer hat's geschrieben?

Jacqueline Esser

Erzieherin, Mutter, Autorin

Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung und Inklusions- und Integrations Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Erfahrungen schöpft sie also aus beruflichen sowie privaten Herausforderungen. Dies macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.

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