Bei der Wahl des “perfekten” Kindergartens für sein Kind, stolpert man über viele verschiedene Konzepte. Das richtige für sich und das Kind herauszusuchen fällt da gar nicht leicht. Wir stellen euch die gängigsten Kindergarten Konzepte vor und erklären euch die Unterschiede. 

Welche Kita ist für mein Kind die Richtige?

Bei der Entscheidung für einen Kindergarten geht es um mehr als nur die Betreuung. Es geht um die Wahl der ersten Bildungsstätte und ist daher eine sehr individuelle Entscheidung. Der Kindergarten sollte den eigenen Ansprüchen genügen und sich mit der ausgeübten Erziehung decken. Die Persönlichkeit des Kindes spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Denn Bildung kann nur dann vermittelt werden, wenn ein Kind von seiner Persönlichkeit her, in die Einrichtung passt.

Was ist ein Kindergarten-Konzept?

Das Kindergarten Konzept wird den Eltern meist in schriftlicher Form ausgehändigt. Es enthält den Leitfaden, nach dem das Personal des Kindergartens arbeitet. Darin sind nicht nur die Angebote  und Besonderheiten beschrieben, sondern vor allen Dingen die Ziele und Bildungsanliegen festgelegt. Durch das Kindergartenkonzept bekommen Eltern einen ersten Eindruck über die pädagogische Arbeit, und können schon vorab Entscheiden, ob diese Einrichtung mit ihren Vorstellungen übereinstimmt.

Die verschiedenen Kindergarten-Konzepte:

Montesorri  – Kinderhaus

Ziel der Pädagogik nach Maria Montessori ist die Entwicklung zur Eigen- und Selbständigkeit. Nach dem Motto “Hilf mir es selbst zu tun”, werden die Kinder dazu angeleitet, alles möglichst selber zu entdecken und dabei ihr selbstbestimmtes Tempo zu nutzen. Die Kinder bestimmen beim Montessori-Ansatz selbst, wie lange und womit sie sich beschäftigen. So lernen sie, Entscheidungen zu treffen, selbstständig zu denken und zu handeln. Das gilt auch für ganz alltägliche Dinge, wie Geschirr abräumen oder Essen verteilen.

Die Einrichtungen sind oftmals mit speziellen Montessori- Materialien ausgestattet, die die Kinder unterstützen und herausfordern. Die Spielzeuge sollen dabei alle Sinne ansprechen und verschiedene Ebenen abdecken. Zum Beispiel indem sie einen Bewegungsanreiz schaffen, zum Experimentieren einladen oder das Hören und Fühlen schulen.

Da die Kinder im Montessori-Kinderhaus, selbständig entscheiden, wann, wo, und wie lange sie sich mit etwas beschäftigen, tun sie dies meist in völliger Ruhe. Deshalb herrscht dort meist eine ruhige und entspannte Arbeitsatmosphäre.

In diesem Kindergarten-Konzept sehen die Erzieher sich nicht als Lehrende, sondern als Helfer. Die Kinder sind die Hauptakteure, die sich weder an einem Entwicklungs- noch Lernplan halten müssen, sondern nach ihren eigenen Bedürfnissen ihren Lernweg bestimmen.

Der Situationsansatz

Dieses Konzept wird mittlerweile in den meisten Kindergärten angewandt. Im Mittelpunkt steht hierbei das soziale Lernen und die Lebensbedingungen der Kinder.

Ein kleines Beispiel: Es hat geschneit, die Kinder betrachten den Schnee und seine Beschaffenheit. Sie erinnern sich, wie das Außengelände aussah, bevor der Schnee da war und was unter dem Schnee verschwunden ist. Sie überlegen wo sie den Schnee weg kehren müssen, um laufen zu können und experimentieren mit ihm. Der Schnee wird als Gegenstand genutzt, der die Kinder zu genauen Beobachtungen, verantwortlichen Entscheidungen und praktischem Handeln herausfordert.

Jedes Kind bringt seine Erfahrungen, das eigene Allgemeinwissen und verschiedene kulturelle Hintergründe mit, die genutzt werden, um gemeinsam zu lernen und zu entdecken. Auch hier sind das Kind, seine Bedürfnisse und die individuellen Situationen und Geschehnisse die Akteure, die den Kindergartenalltag bestimmen. Traditionelle Programme und festgelegte Angebote, wie Montags turnen, Dienstags basteln, Mittwochs spazieren gehen usw. haben im Situationsansatz weitgehend ausgedient.

Waldorf Kindergarten 

Rudolf Steiner entwickelte die Waldorf-Pädagogik. Bei dieser spielt die Nachahmung die wichtigste Rolle. Hauptakteure sind hierbei die Erzieher und Erzieherinnen, die als Vorbild für die Kinder dienen.

Im Konzept der Waldorf-Kindergärten geht es in erster Linie um das fördern der Sinne. Das Handeln, Denken und Wissen steht dort erst an zweiter Stelle. Hauptanliegen  ist die individuelle und ganzheitliche Entwicklung von Körper, Seele und Geist.

Das Spielmaterial besteht größtenteils aus Natur– und Alltagsmaterialien, sowie aus Funktionsecken in den Gruppenräumen. Dort haben die Kinder die Möglichkeit alltägliche Begebenheiten und Situationen nachzuahmen und verschiedene Handlungen und Reaktionen zu üben. Experimentieren, erforschen und erkunden werden gezielt gefördert.

Die Eltern werden in diesem Kindergarten aktiv in die Arbeit mit einbezogen. Von ihnen wird ein hohes Maß an partnerschaftlicher Zusammenarbeit, und die Übereinstimmung mit den Erziehungszielen der Waldorf-Pädagogik, erwartet.

Reggio-Kindergarten

Gemeinschaftliches Lernen ist das Hauptziel der Reggio-Pädagogik. Ausgangspunkt ist hierbei das Kind, das sich mit sich selbst und seinen Lebensbedingungen auseinandersetzt und somit seine Welt entdeckt. Gezielt wird der Wissensdurst der Kinder genutzt, um sie spielerisch zu fördern.

Das Reggio-Konzept setzt dabei auf Projektarbeit. Kleine und Große Handlungs- und Lerneinheiten, werden gemeinsam mit den Kindern erarbeitet. Am Ende der Projektarbeit steht immer ein anschauliches Ergebnis, welches das Erlernte und Erreichte verbildlicht. Der große Vorteil des Reggio-Kindergartens ist, dass die Kinder durch die verschiedenen Projekte, Themen aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten, und so komplexer lernen.

Die Räumlichkeiten im Reggio-Kindergarten sind meist sehr ähnlich aufgeteilt. In der Mitte befindet sich ein großer Aufenthaltsraum der als Mittelpunkt der Gruppe dient. Von dort aus gehen mehrere Räume oder Ecken ab, die als Atelier, Werkstatt, Rückzugs- und Kuschelecke  oder Bewegungsraum genutzt werden können

Waldkindergarten

Der Waldkindergarten ist wohl das naturbezogenste Konzept. Dort verbringen die Kinder den Kindergartenalltag mit Rucksack und wetterfester Kleidung im Wald. Bei extremen Wetterbedingungen steht jedoch eine Hütte oder ein Bauwagen zur Verfügung, in denen sich die Kinder und ihre Erzieher aufhalten können.

Die Spielmaterialien sind denkbar einfach, denn alles was sich im Wald findet, wird zum großen Abenteuer. Da werden Stöcke, Moos, Blätter und Matsch gerne mal dazu genutzt, eine kleine Waldhütte zu bauen. Die Erfahrungen mit und in der Natur stehen hier an erster Stelle. Gemeinsam mit den Erziehern wird nicht nur der Wald mit seinen Bäumen und Pflanzen, sondern auch die Tierwelt entdeckt. Den Kindern wird der respektvolle und eigenverantwortliche Umgang mit der Natur beigebracht.

Mischkonzepte

Natürlich gibt es auch unzählige Kindergärten, in denen man ein Mischkonzept nutzt. Hier versucht man, das Beste aus renommierten Konzepten, in ein eigenständiges Konzept zu fassen. In vielen Fällen hat das sicherlich Hand und Fuß. Sollte man sich nach Durchsicht der Unterlagen, und einem Besuch der Einrichtung dennoch unsicher sein, was man denn da jetzt genau beobachten konnte, gilt es das Gespräch zu suchen. Fragt einfach einmal nach den Grundlagen des Konzepts.

Oft ist es übrigens auch so, dass man das Gesehene außergewöhnlich toll fand, und am Ende sehr überrascht ist, dass sich in den Grundlagen z.B. eine Menge von Montessori versteckt. Grundsätzlich raten wir dazu, dass man seine Entscheidung, für oder wider einer Kindergarteneinrichtung, am Bauchgefühl fest macht. Konzepte sind wichtig, und tatsächlich mehr als nur ein Name, aber in erster Linie sollte man sich mit dem wohl fühlen, was man vor Ort sieht.


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