Dass meine Hebamme für mich und meine beiden Kinder einmal so wichtig werden würde, hätte ich nie gedacht. Sie arbeiten nicht nur im Kreißsaal und helfen bei der Geburt. Meine Hebamme war vor allem auch eine psychische Stütze für mich.

Hier ist meine Geschichte

Als ich von meiner ersten Schwangerschaft erfuhr, war ich obwohl die Schwangerschaft geplant war, ziemlich überrumpelt. «Wie, hat es jetzt doch geklappt? Und nun, was muss ich denn jetzt machen?»

Im Internet las ich immer wieder, man sollte sich schon früh eine Hebamme suchen und zu einem Geburtsvorbereitungskurs anmelden. Ich meldete mich also brav bei der Hebamme in meiner Nähe für diesen Kurs an.

Nee, bin ja nur schwanger und nicht krank

Bei dem sehr netten Telefonat merkte ich gleich, dass wir auf einer Wellenlänge lagen. Als sie mich dann fragte, ob ich Probleme hätte, und ob sie vorbeikommen sollte, lachte ich leise und sagte: «Nee, alles gut. Bin ja nur schwanger und nicht krank!»

Ich ahnte nicht, dass sich das ein paar Wochen später ändern würde.

In der 20. SSW bekam ich vorzeitige Wehen. Nichts ging mehr. Ich durfte nicht mehr arbeiten, sollte viel liegen. Mein Frauenarzt machte mir große Angst. Ich sah immer nur die Bilder von Frühchen vor mir, die in ihren Brutkästen lagen und hart um ihr Leben kämpfen mussten. Diese dünne Haut, die durchscheinenden Gefäße. Ich war panisch und hatte große Angst um unser Baby. 20. SSW, da ist das Baby noch nicht lebensfähig. Ich weinte viel…

Sie beruhigte mich mit wenigen Worten

Ich rief meine Hebamme an, sie kam sofort. Wir lernten uns zwar jetzt erst persönlich kennen, aber sie bemerkte sofort meine Verunsicherung. Sie beruhigte mich mit wenigen Worten. Auch so ein Talent, was nur wenige Menschen besitzen. Alles halb so schlimm, die Frauenärzte machten es immer sehr dramatisch, damit die Frauen sich auch wirklich schonen würden.

Neben den beruhigenden Worten, gab es noch unheimlich viele Tipps und Tricks. Und ein tolles homöopathisches Pulver, das die vorzeitigen Wehen wieder verschwinden lassen sollte. Nach diesem Gespräch war ich wieder in der Spur. Ich war beruhigt. Ich schonte mich – und die vorzeitigen Wehen verschwanden. Einmal, weil ich wirklich viel gelegen habe und mich geschont habe, und weil meine Hebamme sofort an meiner Seite war.

Sie hat mich nicht als panische Schwangere abgetan, sie hat mich ernst genommen.

Endlich konnte ich meine weitere Schwangerschaft genießen. Der Bauch wurde runder. Viel Neues aber auch viel Erschreckendes gab es beim Geburtsvorbereitungskurs. Aber immer mit ganz viel Spaß bei der Sache.  Einige Dinge bleiben einfach in der Erinnerung und ich schmunzle alleine beim Gedanken an das laute Stöhnen üben. Und das Gesicht meines Mannes als er beim Vater-Mitbring-Tag die ganzen Bilder der Geburt sah. Dieser Blick von ihm, unbezahlbar!

Bis in drei Tagen…

Am Tag des errechneten Termins saß ich bei meinem Frauenarzt – ich meinte ich hätte Wehen. Mir ging es schlecht, war ständig auf der Toilette, konnte nicht schlafen, war nur noch unruhig. Das CTG zeigte keine Wehen an, bis in drei Tagen. Auf Wiedersehen.

Auf dem Weg nach Hause ging es mir immer schlechter. Das ganze Wochenende sollte ich so aushalten? Ich nahm mir vor, zu Hause sofort meine Hebamme anzurufen. Dort angekommen tröpfelte es aus meiner Fruchtblase. Als ich sie anrief, schickte sie uns sofort in die Klinik.

Eineinhalb Stunden nach unserem Eintreffen in der Klinik, war unsere kleine Maus per Sofort-Kaiserschnitt geboren.

Die Ärzte rieten uns wegen zu erwartenden Komplikationen zu diesem Kaiserschnitt, über den ich weiterhin sehr froh bin. Und nebenbei bemerkt, ich fühle mich als richtige Mutter.

Ich kam nicht so richtig in Gang

Die ersten Wochen mit Kind waren sehr anstrengend, auch da war meine Hebamme unersetzlich für mich. So manches Mal stand ich auf dem Schlauch, kam nicht so richtig in Gang und kapierte so manches erst beim fünften Mal. Meine Hebamme unterstützte mich großartig. Und ihre unmissverständlichen, klaren Ansagen kamen dann auch bei mir an. Und genau die brauchte ich! Der Rückbildungskurs war anstrengend und zäh, aber ich sah ein, dass ich ihn auch wirklich brauchte.

Schwangerschaft Nummer 2:

Da meine Hebamme mich so super bei meiner ersten Schwangerschaft begleitet hatte, war sie bei Nummer 2 natürlich auch an meiner Seite.

Die Schwangerschaft verlief aber ganz anders. Viel ruhiger, weil ich ruhiger war.  Auch hatte ich meinen Frauenarzt gewechselt. Der braucht auch nicht viele Worte, hatte alles im Griff. Ich fühlte mich in guten Händen. Zum Screening schickte er mich zu einem Spezialisten, der machte Ultraschall, das war der absolute Wahnsinn.

Den Geburtsvorbereitungskurs, nahm ich als Zeit für mich mit. Da die Geburt unserer Tochter, ja nicht ganz komplikationslos verlaufen war, hatte ich mich schon früh für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden. Das gefiel ihr zwar nicht, aber ich setzte mich durch. Da waren wir das erste Mal nicht so ganz einer Meinung.

Die Nachsorge von ihr lief wieder gleich ab. Sie begleitete mich sehr gut. Ich war wieder ziemlich konfus, sie fing das auf. Hier und da ein paar klare Worte. Ich muss immer noch an die Situation denken, wo ich wirklich nichts gerafft habe. Ich hatte mich erkältet – Halsweh:

Da sagte sie: „Dann mach dir bitte einen Schal um“.

Ich: „Den muss ich erst bügeln“.

Sie: Mach den Schal um, sofort, ohne ihn zu bügeln.

Ich band den Schal um. Was die wohl von mir gedacht hat? Ich möchte es nicht wissen…

Liebe Bundesregierung, seid ihr keine Mütter und Väter?

Abschließend kann ich nur sagen, dass meine Hebamme für mich unheimlich wichtig gewesen ist. Und es für jede werdende Mutter ein Schlag ins Gesicht ist, wenn man sie alleine stehen lässt. Und es ist für jede Hebamme ein Tritt in den A… ist, wenn die Bundesregierung nicht für diese Hebammen kämpft. Die Bundesregierung kann die Hebammen doch nicht alleine im Regen stehen lassen.  Die Beiträge für die Versicherungen gehen über das bezahlbare Maß hinaus. Die meisten Hebammen gehen mit ganz viel Herzblut und Engagement in ihren Beruf auf. Das kann man über die wenigsten Politiker behaupten.

Eure Nadine

(P.S.: Kerstin, vielen lieben Dank für ALLES !!!)


Wer hat's geschrieben?

Nadine Hoppmann

Nadine ist eine Gast-Bloggerin für unser Magazin. Geboren 1975 in Minden, verheiratet, Mutter von Sophie (5) und Finn-Luca (2). Sie verarbeitet ihren Alltagswahnsinn in ihrem eigenen Blog. Schreiben ist für sie nicht nur eine große Leidenschaft, sondern auch ein Stück weit wie Therapie. Darüber hinaus verfasst sie Entspannungsgeschichten und Traumreisen für ihre Kinderturngruppe - und denkt darüber nach, sie eines Tages als Buch zu veröffentlichen.

Alle Autoren-Beiträge durchstöbern