Die Montessori-Pädagogik ist in aller Munde und wird von vielen Eltern mit Begeisterung im Alltag umgesetzt. Kein Wunder, so verspricht sie doch, dass kleine Kinder bei gewissenhafter Anwendung einiger Montessori-Basics zu selbstständigen, selbstbewussten und starken Persönlichkeiten heranwachsen. Montessori-Kindergärten und -Schulen sind derzeit beliebter denn je, sodass es schwierig ist, hier einen der begehrten Plätze zu ergattern.
Doch schon lange bevor Dein Kind in eine Montessori-Schule geht, kannst Du damit anfangen, die Montessori-Pädagogik im Alltag einzuführen – nämlich schon im Kleinkindalter! Gerade die Küche eignet sich hierfür perfekt, denn sie ist für Kleinkinder ein unglaublich faszinierender Ort. Es duftet wunderbar, die Töpfe klappern, in der Pfanne zischt es und Mama und Papa halten sich hier vergleichsweise lange auf.
Es ist also ganz normal, dass auch kleine Kinder gerne die Küche erkunden möchten. Mit den folgenden Tipps, die an die Montessori-Pädagogik angelehnt sind, lernen schon die Kleinsten, sich in der Küche zurechtzufinden und verantwortungsvoll mit möglichen Gefahrenquellen umzugehen.
12 bis 18 Monate: Schon die Kleinsten haben Spaß in der Küche
Im Alter von etwa einem bis anderthalb Jahren beginnen Kinder, sich nach und nach mehr für die Abläufe in der Küche zu interessieren. Wenn Du dieses Interesse bei Deinem Kind bemerkst, ist der Zeitpunkt perfekt, um ihm einige grundsätzliche Prozesse in der Küche näherzubringen.
Lass Dein Kind alles beobachten
Zunächst einmal wollen Kinder die alltäglichen Abläufe in der Küche einfach nur ansehen. Das klingt banal, lässt sich aber doch gar nicht so einfach umsetzen. Die Zwerge sind ja noch viel zu klein, um überhaupt zu sehen, was sich oben bei Dir auf der Arbeitsplatte der Küche abspielt. Also wollen die Kinder verständlicherweise auf den Arm, was Dir natürlich das Kochen erschwert.
Eine Trage für den Rücken ist eine Alternative, bei der Du die Hände frei hast. Noch besser ist aber ein spezieller Lernturm für Kinder, der laut issgesund.de die Grundidee hat, dass Kinder damit eine sturzsichere Erhöhung bekommen. Das heißt: Du schiebst den Lernturm einfach an die Küchenzeile heran und lässt Dein Kind hineinklettern. Dann kann es nicht nur alles ansehen, sondern wird bald auch Lust haben, erste Tätigkeiten selbst zu erledigen.
Obst, Gemüse und Geschirr abwaschen
Schneiden und schälen sind natürlich noch keine passenden Aufgaben für die ganz kleinen Küchenhelfer, aber der Wasserhahn ist in diesem Alter schon sehr interessant. Laut Montessori ist die Begeisterung für fließendes Wasser ein wichtiger Entwicklungsschritt, der frühzeitig gefördert werden sollte. Lass Dein Kind also ruhig beim Kochen mithelfen, indem es das Obst und Gemüse schon selbst abspült. Nach den Mahlzeiten kann es auch seine Schale und seinen Becher selbstständig abwaschen.
Küchenutensilien entdecken
Kleine Kinder lieben es, Türen und Schubladen zu öffnen und zu schauen, was sich darin befindet. Küchenschränke sind für die neugierigen Entdecker besonders interessant – wahrscheinlich, weil die Eltern hier häufig anzutreffen sind und weil sich hier allerhand spannende Gegenstände befinden. Ja, für Eltern ist es anstrengend, wenn das Kind ständig die Küchenschränke ausräumt. Dennoch solltest Du den natürlichen Entdeckerdrang Deines Kindes nicht komplett durch Kindersicherungen an den Schranktüren unterbinden. Räume alles, was gefährlich oder zerbrechlich ist, nach oben. Lass Deinem Kind wenigstens einen Schrank, den es nach Belieben ausräumen darf, und packe dort besonders interessante Gegenstände hinein.
18 bis 36 Monate: Jetzt gibt es für kleine Küchenhelfer viel zu tun
Ab einem Alter von anderthalb bis drei Jahren können Kinder in der Küche schon mehr Aufgaben übernehmen, als viele Eltern denken.
Den Tisch selbst decken
Schon im Kleinkindalter können Kinder den Tisch für sich und ihre Eltern selbst decken. Als Unterstützung gibt es für kleinere Kids Platzmatten, auf denen die Umrisse für Messer, Gabel, Löffel, Becher und Teller vorgedruckt sind. So lernt Dein Kind, welcher Gegenstand wo seinen Platz hat. Später kann auf eine solche Platzmatte dann verzichtet werden. Auch das Abräumen des eigenen Geschirrs und das Wegwerfen von Essensresten sind Aufgaben, die Kinder in diesem Alter schon gerne übernehmen – und laut Montessori auch möglichst früh erledigen sollten.
Sich selbst ein Glas Wasser holen
Für den Durst zwischendurch kannst Du Deinem Kind auf einem kleinen Tisch eine Karaffe mit Wasser, ein Tropftuch und einen Becher oder ein Glas bereitstellen. Dein Kind kann sich dann immer bedienen, wenn es etwas trinken möchte. So lernt es nebenbei das Wassergießen – eine wichtige Montessori-Aktivität, die häufig durch spezielle Schüttspiele gezielt gefördert wird.
Einen Snack selbst zubereiten
Richte Deinem Kind eine Schublade ein, wo es kleine und gesunde Snacks sowie Teller oder Schüssel findet, sodass es sich selbst einen Snack zubereiten kann. So lernt es, frühzeitig die Hungersignale des eigenen Körpers zu verstehen und eigenständig darauf zu reagieren.
Spülmaschine aus- und einräumen
Animiere Dein Kind frühzeitig dazu, sein eigenes Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Wenn der Geschirrspüler fertig ist, kann es Teller, Schüssel und Besteck dann wieder selbst an die richtige Stelle in den Schrank einsortieren. Viele Kinder helfen in diesem Alter auch schon gerne dabei, den Besteckkorb auszuräumen und das Besteck in die Schublade einzuordnen.
Obst und Gemüse schneiden und schälen
Ab einem Alter von zwei Jahren kann Dein Kind schon probieren, Obst und Gemüse selbst zu schneiden. Dafür eignen sich alle Gemüse- und Obstsorten, die nicht zu hart sind – etwa Bananen oder Gurken. Biete Deinem Kind für diese Aktivität ein Holzbrett sowie ein Kindermesser oder einen Wellenschneider an. Zeige ihm, wie es mit den Küchenutensilien richtig umgeht und lass es Dein Kind dann einfach selbst probieren. Auch das Schälen mit dem Sparschäler bekommen Kinder im dritten Lebensjahr oft schon ganz gut alleine hin.
Kekse backen
Schon mit ganz kleinen Kindern im Alter von etwa zwei Jahren lohnt es sich, Kekse selbst auszustechen und zu backen. Sie lernen dadurch, Aktivitäten in einer vorgegebenen Reihenfolge auszuführen: Erst wird der Teig ausgerollt, dann werden die Kekse ausgestochen und dann kommen sie auf das Blech. Dein Kind darf die Ausstechformen ruhig nach Belieben auswählen und die Kekse nach dem Backen dann natürlich auch noch verzieren.
Ist dein Kind dann älter, wird es ihm leichter fallen, auch mal den Handmixer bei der Zubereitung des Teiges zu halten oder Zutaten abzuwiegen.
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.