Wenn es um die Vereinbarkeit zwischen Job und Familie geht, leben wir in einer gefühlten kalten Welt. Das moderne Familienbild hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert. Die Möglichkeiten, die sich theoretisch für Mann und Frau aufgetan haben, versprechen viel Flexibilität in der Berufswelt und in der Familienplanung. Die Realität sieht leider häufig anders aus:

Wir sind tatsächlich fest davon überzeugt, dass man in der heutigen Zeit, Familie und Berufsleben auf eine Weise miteinander verknüpfen kann, wie es noch vor einer guten Weile nicht machbar gewesen wäre. Aber es funktioniert in vielen Fällen nur, wenn man ernsthafte Risiken eingeht. Und wie in jeder anderen Lebenslage auch, wird man versuchen, sehr gut abzuschätzen, ob der mögliche Nutzen, das jeweilige Risiko wert ist.

Es gibt zwei Hauptfaktoren beim Thema Familie und Beruf: Nämlich die Familie und den Beruf!

Wenn man also von Vereinbarkeit redet, muss man schauen, dass das, was hinten raus kommt, keinem von beiden schadet, sondern positiv stützt. So weit – so klar: Doch was heißt das im Einzelnen? Wo liegen die Stolperfallen, mit denen sich viele Familien täglich auseinandersetzen müssen? Oder ist alles tatsächlich nur eine Frage der Einstellung?

Ein Blick auf Politik und Arbeitgeber

Bereits seit Jahren schwebt die große graue Wolke des Fachkräftemangels durch die Medien. In vielen Branchen ächzen die Betriebe unter dem Druck von Überstunden und Unterbesetzung. Sie wissen, dass man künftig nur noch mit flexiblen Modellen – welche Beruf und Familie besser vereinen – eine gut qualifizierte Fachkraft in den Betrieb bekommt, und sie auch nur so auf lange Sicht hält.

Man hört tatsächlich von einigen vielversprechenden Versuchen. Ähnlich übrigens, wie bei der Frauenquote. Allerdings beschleicht einem mitunter das Gefühl, dass ein Modellversuch in diesem Bereich, einem medialen Ritterschlag gleichkommt. Die Versuchung scheint sehr groß, einen Prestige-Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu erhaschen. Unter Umständen ist hier die Politik stärker gefragt, um diesen theoretischen Effekt einzudämmen.

Darüber hinaus fühlt sich ein Großteil der Bevölkerung durch festgefahrene Strukturen abgewertet. Politik und Wirtschaft zerren in der Diskussion oft an Fachkräften und Hartz-IV-Empfängern. Die breite Öffentlichkeit bekommt dadurch umso mehr das Gefühl von SCHWARZ und WEISS. Dabei gibt es genügend qualifizierte Fachkräfte, welche sich durch Hartz IV schlagen müssen, oder ihr Glück und ihre Gesundheit in der Zeitarbeit riskieren. Und es gibt sicherlich eine große Zahl, an bisher schlechter ausgebildeten Hartz-IV-Empfängern, welche mit Kusshand, großen Aufwand in der Weiterbildung betreiben würden, wenn sie eine realistische Chance auf Sicherheit im betrieblichen Umfeld hätten.

Ein Blick in die Wohnzimmer

Zu Recht werden jetzt viele Leser denken: Hartz-IV-Empfänger? Fachkräfte? Und wo bin ich da? 

Genau! Die Welt ist bunt. So bunt, dass sich in den aktuellen Modellen, über Vereinbarkeit von Familie und Beruf, fast jede 2. oder 3. Familie als Sonderfall fühlen dürfte. Ein allein erziehendes Elternteil hat natürlich mit ganz anderen Umständen zu kämpfen, als ein erziehendes Paar. Eine Patchwork-Familie wiederum hat eine ganz eigene Dynamik. Auch macht es einen riesigen Unterschied, wie viele Kinder man hat, und in welchem Alter sie sich aktuell befinden.

Das Bild von Familie hat sich in der Gesellschaft sehr positiv entwickelt. Für einen Mann ist es heute nicht mehr nur der Ort, an dem er sein wohlverdientes Geld lässt. Familie ist zum zentralen Mittelpunkt im Leben geworden. Man möchte Familie leben! Mann und Frau wollen gleichermaßen ihre Kinder aufwachsen sehen. Und sie wollen gleichermaßen die Erziehung und Werte der Kinder mittragen.

Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität aus Sicht moderner Eltern und aus Sicht der Arbeitgeber. Aber Flexibilität darf dabei niemals zulasten der Kinder gehen. Und das ist eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit!

Auf Jobsuche mit Familie

Was also braucht der perfekte Job? Er muss in erster Linie zur Familiensituation passen. Das heißt, die Arbeitszeiten müssen dem jeweiligen Familienalltag angepasst sein. Denn auch weiterhin haben Kinder ihre festen Zeiten im Kindergarten, in der Schule oder bei der Tagesmutter. Daran können und wollen Eltern nicht rütteln.

Eine besondere Herausforderung wird es, wenn beide Elternteile arbeiten möchten. Familie – Job – und Partnerschaft unter einen Hut zu bekommen, ist bis zum heutigen Tage eine halsbrecherische Glanzleistung. Aber die Chancen auf einen Job in Gleitzeit, mit Home-Office, oder anderweitig flexiblen Arbeitszeiten, wachsen zurzeit erfreulich an. Natürlich gibt es auch traditionsreiche Betriebe, welche die Signale der heutigen Zeit verstanden haben, und mit alten Strukturen brechen.

Insgesamt kann man sagen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn wir zumindest aktiv versuchen, eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bis ins letzte Detail zu bewerkstelligen. Denn nur, wenn ein Thema im Gespräch bleibt, wird es weiterhin in Bewegung bleiben!


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