Wir alle kennen die innere Unruhe, wenn uns unsere Kinder in Konfliktsituationen so richtig auf die Probe stellen. Man möchte liebevoll und geduldig bleiben, aber manchmal platzt einem dann trotzdem der Kragen. Die wenigsten Elternteile bleiben äußerlich und innerlich völlig entspannt, wenn der Nachwuchs völlig eskaliert. Tatsächlich wünschen sich 85 Prozent der Eltern  eine gewaltfreie Erziehung – und trotzdem passiert es 60 Prozent, dass sie ihrem Kind mal eine Ohrfeige geben. Diese Zahlen zeigen: Der Weg von guten Vorsätzen bis zur Umsetzung im Familienalltag, ist oft steiniger, als man sich wünscht.

Seit November 2000 haben unsere Kinder ein gesetzlich verbrieftes Recht darauf, ohne Gewalt aufzuwachsen. Das ist ein Meilenstein! Die Bussmann-Studie zeigt auch ermutigende Entwicklungen: Familien in Deutschland erziehen heute so gewaltfrei wie nie zuvor. Schwere körperliche Bestrafungen sind laut Studie enorm zurückgegangen.

Was aber macht den Unterschied? Wie schaffen es manche Eltern, auch bei regelrechten Tobsuchtsanfällen ihrer Kinder ruhig zu bleiben?

Genau darum geht es in diesem Artikel. Ihr erfahrt, was gewaltfreie Erziehung wirklich bedeutet und welche praktischen Kniffe erfolgreiche Eltern täglich anwenden. Wir schauen uns gemeinsam an, welche Formen von Gewalt es gibt, welche Spuren sie hinterlassen, und wie liebevolle Kommunikation auch in stressigen Momenten gelingt. Außerdem bekommt ihr konkrete Alltagsbeispiele und erfahrt, wo ihr euch Hilfe holen könnt, wenn ihr sie braucht. Los geht’s! 🤗

Was bedeutet gewaltfreie Erziehung?

“Die flächendeckende Abschaffung der Prügelstrafe als Erziehungsmittel an Schulen im Übergang zu den 1970er-Jahren, die Ablösung des Begriffs der »elterlichen Gewalt« durch das Konzept der »elterlichen Sorge« im bundesdeutschen Familienrecht der 1980er-Jahre sowie schließlich das im Juli 2000 verabschiedete Gesetz, demzufolge Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben, markieren in dieser Sicht Etappen einer allgemeinen Zivilisierung.” — Prof. Dr. Dirk SchumannProfessor für Neuere und Neueste Geschichte, Universität Göttingen, Experte für Kindheit und Gewaltgeschichte

Habt ihr euch schon mal gefragt, was “gewaltfreie Erziehung” eigentlich genau bedeutet? Klar, keine Schläge – das ist offensichtlich. Aber da steckt so viel mehr dahinter! Gewaltfreie Erziehung hat unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Schauen wir uns gemeinsam an, was dahintersteckt und auf welchen Grundlagen dieses wichtige Kinderrecht steht.

Definition und gesetzliche Grundlage

Gewaltfreie Erziehung geht weit über das Weglassen von Ohrfeigen hinaus. Es ist eine ganze Haltung – eine Art, eure Kinder als eigenständige kleine Menschen, mit eigenen Rechten und Gefühlen zu sehen. Gewalt fängt schon da an, wo Kinder bewusst eingeschüchtert werden, wo sie ihre Bedürfnisse nicht äußern dürfen, oder wo wir sie in Rollen drängen, die nicht zu ihrem Alter passen.

Die rechtliche Basis dafür findet sich in der UN-Kinderrechtskonvention von 1989. Diese internationale Vereinbarung ist einer der am häufigsten unterzeichneten Menschenrechtsverträge überhaupt – und sie macht kristallklar: Kinder haben eigenständige Menschenrechte. Artikel 19 verpflichtet alle Länder dazu, “das Kind vor jeder Form körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung, Schadenszufügung oder Misshandlung, vor Verwahrlosung oder Vernachlässigung, vor schlechter Behandlung oder Ausbeutung, einschließlich des sexuellen Missbrauchs, zu schützen”.

Recht auf gewaltfreie Erziehung in Deutschland

Deutschland brauchte etwas länger für diesen wichtigen Schritt. Erst am 2. November 2000 wurde durch das “Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung” dieses Kinderrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch festgeschrieben. Der entscheidende Paragraf 1631 Absatz 2 BGB ist seitdem glasklar: “Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig”.

Stellt euch vor: Während in Schulen schon 1949 in der DDR und 1973 in der Bundesrepublik das Schlagen verboten wurde, dauerte es bis zum Jahr 2000, bis auch Familien dieses Verbot bekamen. Vorher gab es tatsächlich einen “Züchtigungsparagraphen”, der Eltern das Recht gab, ihre Kinder körperlich zu bestrafen. Unvorstellbar aus heutiger Sicht, oder? 🤷

Das Sozialgesetzbuch wurde gleichzeitig angepasst. § 16 Absatz 1 des Achten Buches, bekam einen wichtigen Zusatz: “Sie [Angebote zur Förderung der Erziehung] sollen auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie gewaltfrei gelöst werden können”. Der Gesetzgeber setzt also nicht auf Strafen, sondern auf Hilfe und Aufklärung.

Das Gesetz wirkt! Eine Studie des Bundesjustizministeriums zeigt: Die Einstellung von Eltern hat sich deutlich gewandelt und kommt dem Ideal der gewaltfreien Erziehung immer näher. Heute wollen etwa 85 Prozent der Eltern ihre Kinder gewaltfrei erziehen. Drei Viertel von uns sehen Gewalt gegen Kinder, genauso wie Gewalt gegen andere Erwachsene, als Körperverletzung.

Und trotzdem gibt es da leider noch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Etwa 60 Prozent der Eltern geben ihren Kindern auch heute noch Ohrfeigen. Im Jahr 2016 hielten 44,7 Prozent der befragten Eltern, einen Klaps auf den Po für “okay”.

Gewaltfreie Erziehung im internationalen Vergleich

Deutschland steht international gut da. Weltweit haben erst 60 Länder ein gesetzliches Recht auf gewaltfreie Erziehung. Nur jedes zehnte Kind unter fünf Jahren lebt in einem Land, das körperliche Bestrafung komplett verbietet. Besonders erschreckend: Etwa 1,1 Milliarden Eltern und Betreuungspersonen weltweit halten Schläge sogar für dringend notwendig.

Österreich war dennoch schneller als wir – dort gab es schon 1989 ein entsprechendes Gesetz, also elf Jahre früher. Die Schweiz hat kein gesondertes Gesetz, weil seit 1978 kein Züchtigungsrecht mehr existiert und die Verfassung Kindern ganz explizit Schutz vor Verletzungen garantiert.

Europäische Länder mit solchen Gesetzen, verstehen sie als Signal für einen grundsätzlichen Wandel im Umgang mit Kindern. Aber: Diese Gesetze können nur wirken, wenn sie mit Aufklärung und Unterstützung für Familien einhergehen.

Die traurigen Zahlen zeigen, wie wichtig internationale Anstrengungen sind. 2012 wurden weltweit etwa 95.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren, Opfer von Gewaltverbrechen. Viele davon in ärmeren Ländern.

Welche Formen von Gewalt gibt es in der Erziehung?

Als Eltern möchten wir unsere Kinder beschützen. Doch manchmal kommt Gefahr aus unerwarteter Richtung – aus dem eigenen Zuhause. Gewalt in der Erziehung zeigt sich in vielen Gesichtern, und oft erkennen wir sie gar nicht auf den ersten Blick.

Körperliche Gewalt

Körperliche Gewalt beginnt schon bei einem Klaps. Das Spektrum reicht von vermeintlich “leichten” Formen bis hin zu schweren Misshandlungen. Schläge mit der Hand oder mit Zuhilfenahme von Gegenständen, Treten, Würgen, Schütteln, Verbrennen oder Verbrühen.

44,7 Prozent der deutschen Eltern halten einen Klaps auf den Po noch immer für erlaubt. Bei einer Ohrfeige sind es 17 Prozent. Trotz gesetzlichem Verbot ist das Bewusstsein für diese Form der Gewalt noch nicht in jedem Elternhaus angekommen.

Seelische Gewalt

Worte können tiefer und nachhaltiger verletzen, als Schläge. Seelische Gewalt ist heimtückisch – sie hinterlässt keine sichtbaren blauen Flecken, aber dafür umso tiefere Wunden in der Kinderseele. Tatsächlich ist sie die häufigste Form der Misshandlung und kann schwersten Folgen für die psychische Gesundheit haben.

Seelische Gewalt zeigt sich in vielen Formen:

  • Abwertungen: “Du schaffst das sowieso nicht”
  • Drohungen und Einschüchterung
  • Ständige Kritik und Bloßstellung
  • Das Kind ignorieren oder anschweigen
  • Isolation von Freunden
  • Überforderung durch zu hohe Erwartungen

Sexuelle Gewalt

Hier wird es besonders schwer. Sexuelle Gewalt umfasst “jede sexuelle Handlung, die an oder vor einem Kind, entweder gegen den Willen des Kindes vorgenommen wird, oder der das Kind aufgrund körperlicher, psychischer, kognitiver oder sprachlicher Unterlegenheit, nicht wissentlich zustimmen kann”.

2019 wurden in Deutschland 13.670 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern registriert. Bei dieser Zahl mag man gar nicht erst über den Begriff ‘Dunkelziffer’ grübeln. Besonders beunruhigend: Neun von zehn betroffenen Mädchen kennen ihren Peiniger.

Vernachlässigung

Vernachlässigung ist die “stille” Gewalt. Sie zeigt sich nicht durch das, was passiert, sondern durch das, was nicht passiert – “andauerndes oder wiederholtes Unterlassen fürsorglichen Handelns”.

Vernachlässigung hat viele Gesichter:

  • Körperlich: unzureichende Ernährung, Kleidung, medizinische Versorgung
  • Emotional: fehlende Wärme, Zuwendung, Wertschätzung
  • Erzieherisch: keine Förderung, Anregung oder Grenzen
  • Unzureichende Beaufsichtigung

Je jünger das Kind, desto schwerwiegender die Folgen. Vernachlässigung ist im Familienumfeld die häufigste Form der Kindeswohlgefährdung.

Wenn Kinder Gewalt miterleben

Manchmal trifft Gewalt Kinder, ohne dass sie selbst das Ziel sind. Wenn Mama und Papa sich streiten, leiden die Kleinen mit. Häusliche Gewalt zwischen Erwachsenen “in naher Beziehung zueinander”, hinterlässt auch bei den Kindern Spuren.

Bei 30 bis 50 Prozent der Fälle, in denen die Mutter misshandelt wird, wird mindestens ein Kind ebenfalls vom Partner körperlich misshandelt. Weltweit leben 176 Millionen Kinder unter fünf Jahren bei einer Mutter, die häusliche Gewalt erlebt.

Was sind die Folgen von Gewalt in der Erziehung?

Auswirkungen von Gewalt in der Erziehung reichen viel tiefer, als die meisten von uns ahnen. Jede Form von Gewalt hinterlässt Spuren in der Kinderseele – auch dann, wenn äußerlich alles “normal” scheint.

Kurzfristige Reaktionen bei Kindern

Kinder sind kleine Kämpfer. Wenn sie Gewalt erleben, versuchen ihre Körper und Herzen sofort, damit klarzukommen. Wie sie reagieren, hängt von ihrem Alter und ihrer inneren Stärke ab.

Unsere Kleinsten (unter 5 Jahren) zeigen oft deutliche Zeichen: Sie klammern sich an uns fest, weinen häufiger oder zittern. Manchmal machen sie Rückschritte – plötzlich lutschen sie wieder am Daumen oder nässen nachts ein. Das ist ihr Weg, mit dem Schreck umzugehen.

Grundschulkinder (6-11 Jahre) haben oft andere Signale: Alpträume plagen sie, sie wollen nicht mehr ins Bett oder werden schnell wütend. Besonders auffällig wird es in der Schule – sie können sich schlechter konzentrieren, die Noten rutschen ab, und sie klagen über Bauchschmerzen oder Kopfweh, ohne dass körperlich etwas zu finden ist.

Jugendliche (12-17 Jahre) kämpfen mit ganz anderen Herausforderungen. Flashbacks können sie heimsuchen – sie erleben das Trauma immer wieder. Manche werden respektlos oder zerstörerisch, andere ziehen sich völlig zurück. Am schlimmsten: Einige entwickeln sogar Gedanken daran, sich selbst zu verletzen, oder sich das Leben zu nehmen.

Langfristige psychische und soziale Auswirkungen

Forscher haben herausgefunden, dass Kinder, die zu Hause Gewalt erleben, ähnliche Hirnaktivitäten wie Soldaten nach einem Kriegseinsatz zeigen. Diese Kinder tragen die gleichen seelischen Narben, wie Erwachsene nach extremen Belastungen.

Gewalt verändert tatsächlich das Kindergehirn. Der Hippocampus (der für Gefühle und Erinnerungen zuständig ist) kann durch das Stresshormon Cortisol geschädigt werden. Diese Hirnregion bleibt dann kleiner als üblich. Das Angstzentrum im Gehirn wird dagegen geradezu dauerhaft überaktiv.

Die Folgen begleiten diese Kinder oft ihr ganzes Leben. Sie entwickeln häufiger ein schwaches Selbstbewusstsein und trauen sich weniger zu. Ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland hat als Kind mindestens eine Form von Gewalt erlebt. Diese Menschen haben später öfter mit Depressionen, Ängsten, Sucht oder Essstörungen zu kämpfen.

Besonders tragisch ist, dass es vielen dieser Kinder später schwer fällt, stabile Beziehungen aufzubauen. 

Besondere Risiken bei familiärer Gewalt

Wenn Kinder Gewalt in der Familie miterleben – auch wenn sie nicht direkt betroffen sind – ist das besonders schlimm. Stellt euch vor: Die Menschen, die eigentlich Schutz und Trost spenden sollten, werden zu Quellen der Angst.

Die Zahlen sind erschreckend: 2020 wurden allein 119.164 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt – das sind über 80 Prozent aller Fälle. Viele dieser Frauen haben Kinder. 75 Prozent der Kinder sahen die Misshandlungen mit eigenen Augen, 66 Prozent mussten solche Ausbrüche versteckt mit anhören.

Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hat einen klaren Zusammenhang gefunden: Kinder, die häusliche Gewalt miterleben, werden später häufiger selbst gewalttätig. Sie übernehmen das Verhalten, und bedrohen oder beleidigen andere Kinder.

Aber hier kommt ein Hoffnungsschimmer: Eine Gewalterfahrung bedeutet nicht, dass euer Kind für immer geschädigt ist. Viele Kinder zeigen eine unglaubliche Widerstandskraft. Besonders dann, wenn sie durch andere Menschen Vertrauen, Anerkennung und Unterstützung erfahren. Das zeigt uns, ihr könnt euren Kindern helfen, traumatische Erfahrungen zu bewältigen und zu heilen.

Was erfolgreiche Eltern anders machen

Stellt euch vor: Lisa steht in der Küche, ihr vierjähriger Sohn Max hat gerade sein Müsli quer durch die Küche geschmissen. Früher wäre sie ausgerastet. Heute atmet sie einmal tief durch, kniet sich zu Max und sagt ruhig: “Ich sehe, dass du wütend bist. Was ist los?” Was macht Lisa anders als früher?

Ein gelassener Erziehungsstil beginnt oft mit einer überraschenden Erkenntnis. Der Schlüssel liegt nicht nur im Wissen über Kindererziehung, sondern vor allem darin, wie Eltern mit sich selbst (und mit ihren eigenen Emotionen) umgehen. Die gute Nachricht: Diese Fähigkeiten kann man lernen und entwickeln.

Sie reflektieren ihr eigenes Verhalten

Selbstreflexion ist wie ein ehrlicher Blick in den Spiegel eurer Seele. Eltern, die ihr eigenes Verhalten hinterfragen, schaffen es besser, in schwierigen Momenten die Ruhe zu bewahren und bewusste Entscheidungen zu treffen.

“Selbstreflexion trägt dazu bei, sich als veränderbarer Mensch zu erleben, der sich wandeln und neu entdecken kann”, zeigen Studien zur Persönlichkeitsentwicklung. Dieses Innehalten und emotionale Nachspüren hilft euch, euer eigenes Verhalten zu verstehen und freundlich-kritisch zu hinterfragen.

Eure Kindheitserfahrungen prägen oft unbewusst, wie ihr heute mit euren Kindern umgeht. Die Erfahrungen in der Herkunftsfamilie bieten ein “tragendes Grundmodell” für eure Beziehung zu euren Kindern. Durch bewusste Selbstreflexion könnt ihr:

  • Spontane Handlungsimpulse unterbrechen und neu bewerten
  • Eigene emotionale Auslöser erkennen und verstehen
  • Frühere Erfahrungen aufarbeiten, statt sie weiterzugeben
  • Bewusste Entscheidungen treffen, anstatt automatisch zu reagieren

“Elternschaft braucht mehr Raum für Gefühle”, betonen Experten. Denn Kinder beim Aufwachsen zu begleiten, ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die euch auf vielen Ebenen an eure Grenzen bringen kann.

Sie setzen auf gewaltfreie Kommunikation

Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg ist weit mehr als eine Technik – sie ist eine Haltung. Das Besondere: Sie basiert auf echter Wertschätzung, nicht auf bloßen Kommunikationstricks.

Im Kern geht es bei der GFK darum, eine vertrauensvolle Beziehung zu euren Kindern aufzubauen. Kinder können aus einer liebevollen Erziehung heraus viel leichter in Situationen kooperieren, gehen seltener in den Widerstand und nehmen den Erwachsenen als verantwortende Persönlichkeit ernst.

Erfolgreiche Eltern verzichten auf die sogenannte “Wolfssprache” mit Verurteilungen, Bewertungen und Drohungen. Stattdessen nutzen sie die “Giraffensprache”, die für ihr großes Herz bekannt, für “eine Sprache voller Liebe, Verständnis und Empathie” steht. Die vier Schritte der GFK helfen euch dabei:

  1. Beobachtung ohne Bewertung mitteilen
  2. Gefühle ausdrücken, die diese Beobachtung auslöst
  3. Bedürfnisse benennen, die hinter den Gefühlen stehen
  4. Eine konkrete Bitte äußern

Wichtig zu wissen: “In der Gewaltfreien Kommunikation mit Kindern, kommunizieren wir nicht auf einer partnerschaftlichen Ebene miteinander.” Kinder brauchen “Eltern, die ihnen eine Orientierung und Führung geben”.

Sie schaffen klare, aber liebevolle Grenzen

“Grenzen setzen heißt nicht verbieten”, sondern Kindern Orientierung und Halt zu geben. Erfolgreiche Eltern verstehen: “Beziehung geht vor Erziehung“. Wer bestrafen muss, hat oft schlicht den Zugang zum Kind verloren. Das klingt ein wenig platt, aber rein sachlich betrachtet, ist es genau das, was passiert, wenn man in einen Konflikt rennt.

Klare Grenzen schaffen einen sicheren Rahmen, in dem sich Kinder frei entwickeln können. Dabei setzen erfolgreiche Eltern auf nachvollziehbare Konsequenzen statt auf Strafen. “Strafen bremsen die kindliche Entwicklung, statt sie zu fördern. Sie führen selten zu nachhaltigem und verantwortungsvollem Verhalten, sondern häufig zu Angst, Trotz oder Rückzug”.

Genauso wichtig: eigene Grenzen anzuerkennen und dafür einzustehen. “Wer seine Grenzen permanent übergeht, um kindlichen Widerstand zu vermeiden, läuft irgendwann Gefahr, zu explodieren”.

Sie holen sich Hilfe, wenn nötig

Erfolgreiche Eltern wissen: Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche. “Im Gegenteil: Wer sich Unterstützung sucht, zeigt Stärke und Verantwortungsbewusstsein”.

“Eltern oder andere Personen mit einem Sorgerecht für Kinder und Jugendliche, haben laut Kinder- und Jugendhilfegesetz, ein gesetzlich verankertes Recht auf eine oder auch mehrere Hilfen zur Erziehung”. Diese Unterstützungsangebote sind freiwillig und meist kostenfrei.

Viel zu oft dauert es jedoch zu lange, “bis Mütter oder Väter sich Unterstützung von einer Beratungsstelle suchen. Manche haben Angst abgestempelt zu werden, oder das Gefühl, eine schlechte Mutter oder schlechter Vater zu sein, wenn sie nicht alles allein schaffen”. Dabei geht es letztlich um das Wohl eurer Kinder.

Viele Beratungsstellen bieten mittlerweile auch Online-Beratung an, die anonym und kostenlos ist. So könnt ihr niedrigschwellig erste Hilfe erhalten, ohne gleich persönlich erscheinen zu müssen.

Praktische Strategien für den Alltag

Zwischen Morgenchaos und Abendroutine ist es manchmal gar nicht so einfach, liebevoll zu bleiben. Kennt ihr diese Momente, wo alles schief läuft und ihr merkt, wie die Geduld schwindet? Keine Sorge – es gibt bewährte Strategien, die euch helfen, auch in turbulenten Zeiten, ruhig zu bleiben.

Wenn die Wut hochkocht

Wut gehört zum Eltern-Alltag dazu. Das ist völlig normal! Wie eine Psychologin es treffend ausdrückt: “Wut ist eine ganz normale Reaktion auf eine Provokation. Und im Provozieren sind kleine Kinder wahre Meister.”

Der Trick liegt darin, wie ihr mit eurer Wut umgeht:

  • Kurze Auszeit nehmen – Verlasst für einen Moment den Raum, wenn es zu heftig wird
  • Bewusst atmen – Ein paar tiefe Atemzüge am offenen Fenster können Wunder wirken
  • Ehrlich sein – Redet mit eurem Kind über euren Wutausbruch und entschuldigt euch, wenn nötig

Besonders schön: Achtet darauf, wenn euer Kind sich selbst beruhigt, und lobt es dafür. Das stärkt seine Fähigkeit zur Selbstregulation.

Struktur schafft Entspannung

Ein geregelter Tagesablauf ist wie ein sicherer Hafen für eure ganze Familie. Feste Routinen reduzieren Stress und helfen euren Kindern, selbstständiger zu werden.

Probiert es mit:

Diese kleinen Strukturen sind enorm wertvoll und nehmen viel Hektik aus dem Alltag. Wichtig ist an diesen Punkten nicht aufzugeben. Strukturen müssen sich etablieren. Erst dann werden sie zu festen Ritualen, von denen jede Seite profitiert. Spüren alle (von Groß bis Klein), dass viele Situationen stressfreier funktionieren, möchte niemand mehr darauf verzichten.

Streit ohne Verlierer

Konflikte gehören zum Familienleben – aber sie müssen nicht eskalieren. Die gewaltfreie Kommunikation bietet einen machbaren Weg:

  1. Beschreiben statt bewerten – “Ich sehe, dass…”
  2. Gefühle benennen – “Ich fühle mich…”
  3. Bedürfnis aussprechen – “Ich brauche…”
  4. Um etwas bitten – “Ich wünsche mir…”

Vermeidet Vorwürfe und “Du-Botschaften”. Zeigt stattdessen Verständnis für die Gefühle eures Kindes. Denkt daran: “Konflikte dürfen sein – wichtig dabei ist, wie gestritten wird.”

So klingt es im echten Leben

Statt “Räum den Teddy auf!” könnt ihr einfach sagen: “Bitte Aufräumen.” Freundlich, aber bestimmt.

Wenn euer Kind keine Lust auf Hausaufgaben hat: “Ich merke, dass du keine Lust hast. Wahrscheinlich würdest du jetzt lieber spielen? Das verstehe ich. Mir ist trotzdem wichtig, dass du die Hausaufgaben machst. Lass uns gemeinsam eine Lösung suchen, wie sie mehr Spaß machen könnten.”

Sogar in Gefahrensituationen funktioniert das: “Stopp! Bleib stehen! Da fahren Autos. Jetzt hast du dich selbst erschrocken, oder? Ich habe auch einen Schreck bekommen.” Ihr zeigt Verständnis und setzt trotzdem klare Grenzen.

Wo Eltern Hilfe und Unterstützung finden

Habt ihr euch schon mal gefragt: “Bin ich die einzige Mama (oder Papa), die manchmal nicht weiter weiß?” Oder: “Warum fällt mir das alles so schwer, während andere Eltern scheinbar alles im Griff haben?” Falls ja, dann atmet erst mal durch. Ihr seid absolut NICHT allein mit diesen Gedanken.

Manchmal stoßen wir als Eltern einfach an unsere Grenzen – und das ist einfach völlig normal. Das Schöne ist: In Deutschland gibt es ein ganzes Netzwerk von Menschen, die euch gerne unterstützen möchten. Ihr müsst das nicht alles alleine schaffen.

Ein spannender Lesetipp an dieser Stelle eingeschoben: Auch der Mental-Load führt im Alltag immer wieder zu einer ganz kribbeligen Grundanspannung. Wie man diese mentale Überreiztheit loswird, um letztlich wieder mit mehr Energie und (auch) Spaß am Alltag zu handeln, erfahrt ihr in diesem Beitrag zum Thema Mental-Load.

Elternkurse und Beratungsstellen

Stellt euch vor, ihr könntet euch mit anderen Mamas und Papas austauschen, die ähnliche Herausforderungen haben. Genau das bieten Elternkurse – und sie sind oft der erste Schritt zu mehr Gelassenheit im Familienalltag.

Besonders bewährt hat sich “Starke Eltern – Starke Kinder” vom Deutschen Kinderschutzbund. Acht bis zwölf Treffen, in denen ihr praktische Tipps für eine liebevolle Erziehung bekommt. Klingt erstmal nach viel Zeit? Keine Sorge – die meisten Eltern sagen hinterher: “Das war jede Minute wert!” Auch “Kess-erziehen”, “STEP Elterntraining”, “Triple P” oder “FamilienTeam” sind tolle Programme, die euch stärken können.

Falls ihr lieber ein persönliches Gespräch führen möchtet, sind Erziehungsberatungsstellen eine wunderbare Anlaufstelle. Allein in Bayern gibt es rund 180 solcher Einrichtungen – und sie kosten euch keinen Cent. Dort arbeiten Fachleute, die verstehen, was Familien bewegt. Jährlich finden dort etwa 70.000 Familien Unterstützung. Ihr seid also in guter Gesellschaft.

Online-Ressourcen und Hotlines

Manchmal ist der erste Schritt am schwersten. Vielleicht möchtet ihr erstmal anonym mit jemandem sprechen? Das geht wunderbar!

Die “Nummer gegen Kummer” (0800-111 0 550) ist kostenlos und ihr könnt montags und mittwochs von 9 bis 11 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr anrufen. Die Menschen dort haben ein offenes Ohr für alles, was euch beschäftigt.

Auch online findet ihr Hilfe: Die bke-Onlineberatung unter www.bke-beratung.de bietet Mail-Beratung, Chat oder Austausch im Forum. Die Caritas antwortet sogar innerhalb von 48 Stunden auf eure Anfragen – kostenlos und vertraulich. Bei akuten Sorgen steht euch außerdem das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe unter 0800/33 44 533 zur Seite.

Tag der gewaltfreien Erziehung und öffentliche Kampagnen

Wusstet ihr, dass es einen besonderen Tag gibt, der euch als Familien unterstützen möchte? Jedes Jahr am 30. April ist der “Tag der gewaltfreien Erziehung”. UNICEF macht mit der Kampagne #NiemalsGewalt darauf aufmerksam, wie wichtig gewaltfreie Erziehung ist. 

Haltet die Augen offen nach lokalen Veranstaltungen oder Familienfesten am “Platz der Kinderrechte”. Dort könnt ihr andere Familien treffen und euch austauschen. Das Bundesministerium für Familie hat sogar einen Aktionsleitfaden herausgegeben, der Projekte zur gewaltfreien Erziehung unterstützt.

Denkt immer daran: Hilfe zu suchen, ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche. Ihr tut das Beste für eure Familie.

Schlussfolgerung

Gewaltfreie Erziehung ist möglich und macht einen Unterschied

Gewaltfreie Erziehung ist weit mehr als ein Paragraf im Gesetzbuch – sie ist das wertvollste Geschenk, das ihr euren Kindern mitgeben könnt. Ja, der Alltag bringt uns alle manchmal (oder oft) an unsere Grenzen. Und ja, der Weg von guten Vorsätzen zur täglichen Umsetzung ist nicht immer einfach. Aber hier ist die ermutigende Wahrheit: Jeder kleine Schritt zählt und macht einen echten Unterschied.

Ihr müsst nicht perfekt sein. Wirklich nicht. Die Eltern, die es schaffen, schauen ehrlich auf sich selbst, sprechen liebevoll mit ihren Kindern und setzen klare Grenzen – ohne dabei die Verbindung zu verlieren. Und wenn sie merken, dass sie Hilfe brauchen, dann holen sie sich diese Hilfe. Das ist keine Schwäche, sondern zeigt echte Stärke.

Wir haben gesehen, welche Spuren Gewalt hinterlassen kann – sowohl sichtbare als auch unsichtbare. Gleichzeitig haben wir aber auch gelernt: Kinder sind unglaublich stark und können heilen, besonders wenn liebevolle Erwachsene an ihrer Seite stehen.

Wenn ihr euch manchmal überfordert fühlt, erinnert euch daran: Ihr seid Teil einer großen Gemeinschaft von Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen, und trotzdem manchmal eben auch fehlbar sind. Beratungsstellen, Elternkurse, Online-Hilfen – all diese Angebote sind da, weil andere Familien ähnliche Herausforderungen gemeistert haben. Nutzt sie ohne schlechtes Gewissen.

Am Ende geht es nicht darum, alles richtig zu machen. Es geht darum, mit Respekt und Liebe zu erziehen. Eure Kinder lernen jeden Tag von euch – nicht nur aus euren Worten, sondern vor allem aus dem, was ihr ihnen vorlebt. Jedes Mal, wenn ihr in einem schwierigen Moment zu Verständnis statt zu Gewalt greift, setzt ihr einen Samen für eine lebenswerte Zukunft.


FAQs

Wie kann man eine gewaltfreie Erziehung im Alltag umsetzen? 

Eine gewaltfreie Erziehung gelingt durch gemeinsame Zeit, feste Rituale, klare Regeln und Grenzen sowie altersgerechte Aufgaben für Kinder. Wichtig sind auch aktives Zuhören und gegenseitiges Verständnis zwischen Eltern und Kindern.

Welcher Erziehungsstil gilt als besonders effektiv?

Der autoritative Erziehungsstil wird als besonders effektiv angesehen. Er bietet eine ausgewogene Mischung aus Struktur und Unabhängigkeit und ermöglicht Kindern, innerhalb angemessener Grenzen aufzuwachsen und ihre Fähigkeiten zu entdecken.

Was sind die wichtigsten Grundsätze für eine erfolgreiche Erziehung?

Zu den wichtigsten Grundsätzen gehören: Zeit für das Kind nehmen, es in Entscheidungen einbeziehen, klare Regeln aufstellen, konsequent sein, den eigenen Ärger kontrollieren und bei Bedarf Unterstützung suchen.

Wie hat sich die gesellschaftliche Einstellung zur körperlichen Bestrafung von Kindern verändert?

Die Einstellung zur körperlichen Bestrafung hat sich stark gewandelt. Während früher Prügelstrafen in Schulen und Familien üblich waren, ist körperliche Züchtigung heute gesetzlich verboten und gesellschaftlich geächtet.

Wo finden Eltern Unterstützung bei Erziehungsfragen?

Eltern können Unterstützung in Erziehungsberatungsstellen, bei Elternkursen wie “Starke Eltern – Starke Kinder”, über Hotlines wie die “Nummer gegen Kummer” oder durch Online-Beratungsangebote erhalten. Viele dieser Angebote sind kostenlos und auf Wunsch anonym.


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