Es ist toll Babys dabei zuzuschauen, wie sie jeden Tag neue Dinge lernen. Wenn das kleine Wunder dann plötzlich beginnt zu krabbeln, ist die Freude bei den Eltern groß. Doch mit dieser kleinen Revolution beginnt erst der aufregende Teil. Denn fortan brauchen Eltern nicht nur zwei, sondern am besten gleich sechs Augen, um die Kleinen im Blick zu halten. Ãœberall bieten sich Möglichkeiten, neues zu entdecken. Blumenkübel, Stereoanlage, oder besonders spannend, die Küchenschränke – nichts ist wirklich sicher vor unbändiger Neugierde.

Der Idealfall: Eine sanfte aber konsequente Erziehung

Spätestens jetzt ist die Zeit gekommen, Babys zu verdeutlichen, was sie dürfen und was nicht. Die eigentliche Erziehung hat offiziell begonnen! Doch ein Baby, welches ein “Nein” sprachlich und sachlich noch gar nicht versteht, mit abstrakten Verboten zu überhäufen, hat wenig Sinn. Darüber hinaus brauchen Kinder – auch schon sehr früh – tatsächlich eine gewisse Freiheit, um sich und ihrer Entwicklung nicht im Weg zu stehen. Es muss seine Umgebung ohne schlechte Gefühle erforschen können und Dinge ausprobieren. Natürlich im gesicherten Rahmen. Damit dieser “ideale Mittelweg” von Kindern genommen werden kann, ist eine sanfte Erziehung unglaublich wichtig.

Kleinkinder müssen ein “Nein” erstmal verstehen lernen 

Bis Kinder die Worte Ja und Nein verstehen lernen – und ihnen eine Bedeutung zuordnen, vergeht meist rund ein Jahr. Bis sie darüber hinaus verstehen, dass das “Nein” eine Regel oder gar ein Verbot impliziert, verstreicht mindestens ein weiteres Jahr. Erst wenn Kinder wiederholt eine Situation mit dem “Nein” verbinden, beginnen sie zu verstehen, dass sie etwas nicht tun sollen. Also nach ganz dem Motto: “Ãœbung macht den Meister“.

Ein Nein verbinden kleine Kinder also nicht direkt mit einem expliziten allgemeinen Verbot. Sie verstehen es zunächst einmal situationsabhängig – für den akuten Moment. Haben die Kinder verstanden, dass zum Beispiel das Bücherregal nicht ausgeräumt werden darf, heißt das nicht, dass sie es nicht immer wieder versuchen werden. Denn es könnte ja sein, dass es an einem anderen Tag erlaubt ist. Dieses ständige Testen dient dabei nicht als Provokation der Eltern. Sie versuchen Zusammenhänge zu ergründen. Sie wollen sich den Strukturen von Situationen, Regeln und Sprache vergewissern, und erhalten damit ein Stück weit Sicherheit, in ihrem Handeln. Die Revolution ist voll im Gange.

Gilt Mamas “Nein” auch bei Oma?

Verbote und Regeln sind für Kleinkinder stets an Personen gebunden. So testet ein Kind, wenn es mit Papa alleine ist, ob auch er “Nein” sagt, wenn es zum Bücherregal krabbelt. Und bei Oma könnte es ja sowieso ganz anders sein. So wird auch bei ihr getestet, ob das “Nein” bestehen bleibt. Diese Zeit ist für Eltern schon ein wenig anstrengend – und endet (wenn man ehrlich ist) bestenfalls im Erwachsenenalter. Bis Kinder Regeln konsequent verinnerlicht haben, vergeht eine ganze Weile. Dabei werden im Laufe der Jahre alle Regeln noch mehrfach tiefgehend hinterfragt. Ab einem gewissen Punkt kommt der eigene Wille so stark zum tragen, dass die Gründe jeder Regel verstanden werden wollen.


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Am Beispiel einer Steckdose, in die man nicht greifen sollte, macht sich das gut erklärbar. Babys lernen diese Regel zu verstehen, ab einem gewissen Alter werden dann natürlich auch einmal Grenzen getestet. Je nach Entwicklungsstand der Kinder beginnt im Alter von 2,5 oder 3 Jahren ein echtes Hinterfragen. Kinder wollen ab diesem Zeitpunkt verstehen, warum sie nicht in die Dose greifen dürfen.

Mit Ruhe und Geduld müssen Eltern jetzt verständlich machen, dass man sich durch den Griff in eine Steckdose schwer verletzen kann. Erst dann ist sichergestellt, dass das “Nein” aus dem Babyalter weiterhin als wichtig und RICHTIG akzeptiert wird.

Bis mindestens zum dritten Lebensjahr sollten übrigens zu Hause, bei Oma und dem Babysitter, die gleichen Regeln gelten, damit sie verinnerlicht und verstanden werden. Erst danach kann man vorsichtig damit beginnen, Kinder in unterschiedlichen Situationen, an leicht angepasste Regeln zu gewöhnen. Wenn ein Kind zum Beispiel zu Hause nicht in die Schränke gehen darf, Oma allerdings im Wohnzimmer eine eigene Kinderschublade eingerichtet hat, ist das dritte Lebensjahr ein guter Zeitpunkt, um solch angepassten Umstände erstmalig zu üben.


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