Schon sehr lange gibt es die wirklich nötige Diskussion darüber, wie viel uns die Betreuung unserer Kinder eigentlich wert sein sollte. Allerdings kam bisher nur wenig davon bei den ausführenden Kräften an. Nämlich bei den Erzieherinnen und Pädagogen, welche sich täglich in Kitas um unsere geliebten Kinder kümmern. Nun kommt es in vielen Orten und Städten zum Streik im Kindergarten:

Deutschland ist zurzeit wieder enorm von Streiks geplagt. Die Lokführer nehmen eine lange Auszeit, und nun schießt Verdi mit der Bestreikung der Kindergärten und Kitas hinterher. Das Streikrecht ist ein ursprünglich hart erkämpftes Privileg, für welches viele Menschen sehr gelitten haben. In der heutigen Gesellschaft, welche sehr mobil, schnell und vernetzt lebt, ist ein Streik in gewissen Branchen allerdings sehr schnell ein großes Ärgernis.

Und das ist auch verständlich. Denn selbst, wenn man versucht die Muße aufzubringen, seine Gewohnheiten und Behäbigkeiten, für ein paar Tage, dem Wohl einer anderen Berufsgruppe unterzuordnen, kann man nicht darauf zählen, dass alle um einen herum das Gleiche tun. Da ist der eigene Arbeitgeber noch lange nicht nachsichtig, nur weil man eine Woche lang mit dem Fahrrad zu spät zur Arbeit kommt. Da muss man sich also auch mal um 04.30 Uhr in den Sattel schwingen, um möglichst pünktlich im Büro zu sein. Und das ist kein Spaß!

Ab heute streiken viele Kitas!

Und nun werden also ab heute auch noch deutschlandweit die Kitas bestreikt. Es haben zwar noch lange nicht alle Kindergärten geschlossen, aber es ist schon ein nicht zu verachtender Prozentsatz, bei dem man entweder ab heute oder ab Montag, vor verschlossenen Türen steht. In den Medien liest man,  dass sich die Streikdauer sogar bis Pfingsten ziehen könnte. Das ist für arbeitende Elternteile nahezu ein Albtraum. Und um das nicht zu vergessen: Für die betroffenen Kinder ist es MINDESTENS genau so schlimm!

Der Gesetzgeber sieht im Fall von bestreikten Schulen und Kindergärten leider keine Sonderregelungen vor. Einerseits ist man dazu verpflichtet (und dafür braucht es bei 99% der Eltern auch kein Gesetz) die Betreuung seiner Kinder zu gewährleisten. Andererseits muss man schauen, dass man mit seinem Arbeitgeber eine machbare Lösung findet. Denn verpflichtet ist auch er zu nichts! In einigen Fällen wird man sich vielleicht darauf einigen können, sein Kind mit zur Arbeit zu bringen. Aber in vielen Branchen ist das gar nicht möglich. Und sonderlich kindgerecht ist solch ein Tagesablauf sicherlich nicht. Manche Firmen bieten allerdings die Möglichkeit, der geregelten Betreuung in einer Art Notgruppe für die Mitarbeiter-Kinder an. Wenn das alles nicht geht, und kein Familienmitglied die Versorgung der Kinder übernehmen kann, bleibt nur noch die Hoffnung darauf, Urlaub genehmigt zu bekommen.

Tipp: Einige Kommunen und Gemeinden bieten Notgruppen für Kinder an. Ähnlich der Sommerbetreuung, gibt es dort einige Plätze, welche Kinder aufnehmen, bei denen es keine Chance auf Betreuung gibt. Solltet ihr in einer absoluten Notlage sein, sucht den Kontakt über euer zuständiges Rathaus!

Unsere Kinder werden langfristig profitieren

Bei all dem Ärger sollte man aber versuchen nicht aus den Augen zu verlieren, worum es bei den Streiks eigentlich geht. Speziell in der Berufsgruppe der Erzieher/innen kann man tatsächlich nicht behaupten, dass man von dem Job reich wird. Das ist übrigens auch jedem klar, der sich für diesen Berufsweg entscheidet. Allerdings arbeitet man, je nach Träger des Kindergartens, beinahe zu einem Hungerlohn, welcher gerade so ausreicht, um über die Runden zu kommen. Aber selbst das ist nicht in jedem Fall gewährleistet. Es gibt nicht wenige Fälle, in denen man ohne Nebenjob nicht auskäme. Bei einem Vollzeitjob mit hohem Stressfaktor (Es fehlen noch immer über 100.000 Erzieher/innen in Deutschland!) dürfte das so nicht sein.

Die Betreuung, Förderung und Erziehung unserer Kinder, sollte uns so viel wert sein, dass die Menschen, die diesen Job täglich für uns machen, auch ohne größere Probleme davon leben können! Keiner von uns wird den Gedanken mögen, sein Kind morgens bei gestresstem und unausgeschlafenem Kitapersonal abgeben zu müssen, weil dieses bis in den späten Abend noch im Nebenort gekellnert hat, oder die Abendschicht in der Dorftankstelle überstehen musste, um am Ende des Monats den Kühlschrank voll zu haben. Unsere Kinder werden langfristig davon profitieren, wenn das Kitapersonal sich nicht sorgenvoll durch den Tag hangelt, sondern sich voll und ganz auf die Förderung der Kleinen konzentrieren kann.

In diesem Fall plädieren wir ganz klar für: Augen zu und durch! 

Allerdings hoffen wir natürlich inständig, dass man schnell zu einer vertretbaren Einigung kommen wird. Denn eines ist nicht von der Hand zu weisen: Die Kindergärten sind für unsere Kinder ein mehr als enorm wichtiger Bestandteil ihres täglichen Lebens! Dieses Umfeld ist für sie durch nichts zu ersetzen. Betroffene Eltern müssen also sehr behutsam mit dieser Situation umgehen. Möglichst in alle “Himmelsrichtungen“.

Wer hat's geschrieben?

Torsten Esser

Torsten hat das Vollzeit-Papa-Diplom. Er hat einen kleinen Sohn und eine Stieftochter, die er liebt, als wäre es seine eigene. Darüber hinaus hat er acht Semester lang "Soziale Arbeit" studiert. Mit einer unübertroffenen Mischung aus Wissen und Bauchgefühl, ist er der geborene Autor für dieses Magazin. Und ganz nebenbei kümmert er sich als Gründer und Inhaber von 1-2-family.de um alle Belange des Magazins. (Bild: © Chantal Reimann)

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