Deutlich mehr Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) erreichen die Schulreife im Vergleich zu ihren Altersgenossen später. Zu diesem Ergebnis kommt eine in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlichte Studie.

Schwierig für ADHS-Patienten: Regeln und Strukturen in der Schule

„Wenn Kinder von ADHS betroffen sind, ist es sinnvoll, gemeinsam mit einem Kinder- und Jugendarzt mit ADHS-Fachwissen über eine spätere Einschulung nachzudenken. Es fällt diesen Kindern noch länger schwer, sich an Regeln und Strukturen anzupassen. Die spätere Einschulung kann diesen Kindern unter Umständen den Schulstart erleichtern“, verdeutlicht Dr. Klaus Skrodzki, Kinder- und Jugendarzt, Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft ADHS e.V. sowie des ADHS Deutschland e. V. Insgesamt zeigten in der Studie 79% der Kinder mit ADHS noch keine Schulreife im Vergleich zu 13% der Kinder ohne ADHS.

Inhalt der Studie

In der Untersuchung testeten amerikanische Wissenschaftler bei 93 Vorschulkindern zwischen vier und fünf Jahren fünf Bereiche, die wichtig für die Einschulung sind: körperliche Gesundheit und motorische Entwicklung; soziale und emotionale Entwicklung; Fähigkeit und Bereitwilligkeit, etwas zu lernen („Lernbereitschaft“); Sprachentwicklung; Gedächtnis bzw. geistige Reife (Kognition) und allgemeines Wissen. Kinder mit ADHS schnitten zwar bei Kognition und Allgemeinwissen ähnlich gut ab wie ihre Altersgenossen, aber in allen anderen Bereichen deutlich schlechter. Kognition und Allgemeinwissen beschreiben den IQ und vor allem das Wissen, das mit der Kindergartenreife einhergeht, z.B. die Fähigkeit, Buchstaben, Zahlen, Formen und Farben zu identifizieren.

Ergebnisse der Studie

Kinder mit ADHS hatten der Studie zufolge viel häufiger als ihre Altersgenossen in den vier anderen Bereichen zu kämpfen. Insbesondere die „Lernbereitschaft“ war häufig bei diesen Kindern beeinträchtigt. “Lernbereitschaft” umfasst u.a. die Fähigkeit, Handlungen und Aufgaben zu priorisieren, sich selbst zu kontrollieren und zu beherrschen, um langfristige Ziele zu erreichen. Die Wahrscheinlichkeit, Probleme zu bekommen, war bei Lernfortschritten 73-mal so hoch, 7-mal häufiger für soziale und emotionale Entwicklung, 6-mal häufiger für Sprachentwicklung und 3-mal häufiger für körperliches Wohlbefinden und motorische Entwicklung.

„Je früher ADHS erkannt wird, desto besser kann Problemen in der Schullaufbahn durch verschiedene Maßnahmen und Förderprogramme gegengesteuert werden“, erklärt Dr. Skrodzki. ADHS kann erst sicher nach dem dritten Lebensjahr erkannt werden. Oft müssen dann mehrere Spezialisten zusammenarbeiten (Kinder- und Jugendärzte, Neuropädiater, Sozialpädiater, Sozialpädiatrische Zentren, Kinder- und Jugendpsychiater, Neurologen, Psychologen, Pädagogen u.a.). Bestätigt sich der Verdacht, können je nach Ausprägung Psychoedukation, Elterntraining und Medikamente zum Einsatz kommen.

Ein sogenanntes multimodales therapeutisches Gesamtkonzept, in der oft mehrere Fachrichtungen an der Therapie beteiligt sind, hat sich bisher am besten bewährt.


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