Das eigene Kind in die Fremdbetreuung einer Kita zu geben, bereitet vielen Eltern Kopfzerbrechen. Sie müssen der Einrichtung und den Erziehern und Erzieherinnen ihr Vertrauen schenken, obwohl sie diese kaum kennen. Doch der Besuch der Kita lässt sich in den meisten Fällen nicht vermeiden, da es kaum Familien gibt, die dauerhaft auf ein zweites Einkommen verzichten könnten. Auch für die Kinder ist der Besuch der Kita und der damit verbundene regelmäßige Kontakt zu anderen Kindern ein wichtiger Schritt in ihrer Entwicklung.

Der in Berlin lebende Stefan Schultz hat sich mit den Ängsten besorgter Eltern auseinandergesetzt und vier Merkmale herausgearbeitet, anhand derer gute Erzieher/innen identifiziert werden können. Stefan Schultz verfügt als Gründer von fünf Berliner Kitas über viel Erfahrung auf diesem Gebiet und gibt diese auch in Seminaren zum Thema Kitagründung an potenzielle Kitagründer weiter.

Merkmal 1: Aufmerksamkeit

Gute Erzieher/innen schenken den Kindern permanent Aufmerksamkeit. Sie halten mit ihnen Blickkontakt und bauen Körperkontakt auf. Sie sprechen die Kinder auf eine liebevolle Art und Weise an und beziehen sie in ihre Handlungen mit ein. Dadurch vermitteln sie den Kleinen, dass sie immer für sie da sind, wenn sie gebraucht werden. Dabei haben die Erzieher/innen jedes einzelne Kind, aber auch die Gruppe als Ganzes im Blick.

Erzieherin in Kita mit Kindern Pin
Bild: © New Africa / Adobe Stock

Alle Kinder werden gleich behandelt und erhalten dasselbe Maß an Aufmerksamkeit. Kinder, die von aufmerksamen Erzieher/innen betreut werden, fühlen sich in der Kita geborgen. Diese Geborgenheit sorgt für eine emotionale Ausgeglichenheit und dafür, dass sie sich dort wohlfühlen und die Einrichtung gerne besuchen. Die Kinder fühlen sich wahrgenommen und wertgeschätzt. Aufmerksamkeit schafft eine Umgebung, in der Kinder gut lernen können und Selbstvertrauen aufbauen.

Merkmal 2: Feinfühligkeit

Erzieher/innen mit einem guten Feingefühl erkennen schnell, in welcher emotionalen Verfassung sich ein Kind befindet. Sie erfassen negative Stimmungen nicht nur, wenn ein Kind weint oder schreit, sondern wissen auch nonverbale Äußerungen zu deuten und entsprechend zu handeln. Diese Eigenschaft ist besonders bei Krippenkindern, die noch nicht sprechen und ihre Gefühle verbal äußern können, von großer Wichtigkeit. Aber auch ältere Kinder wissen sich oft nicht mitzuteilen und mit ihren Gefühlen umzugehen. Feinfühlige Erzieher/innen erkennen die Bedürfnisse eines Kindes an seinem Verhalten. Dadurch sind sie in der Lage abzuschätzen, wann sie ihm Zuwendung schenken müssen, wann es eine Aufmunterung benötigt oder wann es Zeit ist für eine verbale Ansprache. Solche Erzieher/innen helfen den Kindern dabei, Stress abzubauen, sich geborgen zu fühlen und Vertrauen in sich selbst und andere aufzubauen.

Merkmal 3: Aktive Passivität

Aktive Passivität klingt zunächst wie ein Widerspruch. Doch dieser ist einfach aufzulösen: Gute Erzieher/innen sind so lange passiv, wie es möglich und nötig ist. Sie geben den Kindern so viel Freizeit wie möglich und lassen sie selbstständig handeln, damit sie selbst ausprobieren und entdecken können. Erst wenn es nötig wird, greifen diese Erzieher/innen aktiv ein. Dann aber nicht, indem sie zum Beispiel die Bastelarbeit des Kindes übernehmen, vielmehr assistieren sie dem Kind dabei, es selbst zu schaffen. Sie geben ihm Impulse und lenken es in die richtige Richtung.

Aktive Passivität von Erzieherin Pin
Bild: © New Africa / Adobe Stock

Dadurch geben sie dem Kind das Gefühl, es alleine schaffen zu können und sich dennoch bei Bedarf auf Unterstützung verlassen zu können. Die Kinder trauen sich dadurch mehr zu und haben mehr Spaß daran, die Welt zu entdecken und neue Dinge zu lernen. Immer mit dem Hintergedanken im Kopf, dass sie liebevoll unterstützt werden, wenn es nötig ist.

Merkmal 4: Lernbereitschaft

Man lernt nie aus. Dies ist kein abgedroschener Spruch. Niemand kann so viel lernen, dass er alles wissen könnte. Daher sind gute Erzieher/innen stets dazu bereit, ihr Wissen zu erweitern und dazuzulernen. Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse zu Themen rund um die Kleinkindpädagogik, die Entwicklung des kindlichen Gehirns sowie zu Entwicklungs- und Lernprozessen, die Erzieher/innen in ihrer täglichen Arbeit voranbringen.

Erzieher/innen, die begierig sind, sich diese Erkenntnisse anzueignen, sind gute Erzieher/innen, denen Eltern ihr Kind guten Gewissens anvertrauen können. Sie bilden sich stetig weiter, damit wiederum die Kinder und ihre Eltern von diesem neugewonnen Wissen profitieren.

Für Eltern auf der Suche nach der passenden Kita für ihr Kind lohnt es sich also, das Verhalten der Erzieher/innen bei einer Besichtigung der Einrichtung genau zu beobachten. Neben der Ausrichtung des pädagogischen Konzepts, den hygienischen Verhältnissen sowie den Öffnungszeiten und den Kosten sind die in der Einrichtung beschäftigten Erzieher/innen laut Kitagründer und Experte Stefan Schultz eines der wichtigsten Entscheidungskriterien bei der Kitawahl. Gute Erzieher/innen geben den jungen Menschen viel mit auf ihren Lebensweg und unterstützen sie in ihrer Entwicklung. Müttern und Vätern, die ihr Kind in guten Händen wissen, fällt es deutlich leichter loszulassen und ihr Kind guten Gewissens jeden Morgen in die Kita zu bringen. Auch die Kinder selbst fühlen sich deutlich wohler, wenn sie von motivierten und professionellen Betreuungspersonen umgeben sind, die aufmerksam, feinfühlig und lernbereit sind und sie durch eine aktive Passivität in ihrer Entwicklung begleiten.


ErzieherInnenmangel in Kitas: Wie soll das weitergehen?


Ganz gleich, ob jemand eine Kindertageseinrichtung gründen will, man als Eltern zur Wahl der richtigen Kita Insider-Informationen sucht oder eine Facharbeit über das Management einer Kita schreiben muss: Stefan Schultz möchte neben seinem fundierten Fachwissen auch immer seine persönliche Erfahrung schildern, damit andere Projekte ein Erfolg werden.


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