Etwa fünf bis sechs Prozent aller Schwangeren erhalten während ihrer Vorsorgeuntersuchungen die Diagnose Plazenta praevia. Beim Entbindungstermin sind es jedoch nur noch etwa 0,5 Prozent. Diese drastische Veränderung zeigt: In den allermeisten Fällen löst sich das Problem (glücklicherweise) von selbst.
Falls bei euch eine tiefsitzende Plazenta oder Plazenta praevia festgestellt wurde, ist das zunächst sicher ein Schock. Viele Fragen und Sorgen sind völlig verständlich. Doch es gibt einen wichtigen Grund zur Hoffnung: Die Plazenta “wandert” in etwa 90 Prozent der Fälle, im Verlauf der Schwangerschaft, nach oben.
Dennoch solltet ihr diese Diagnose ernst nehmen. Etwa 70 bis 80 Prozent aller vaginalen Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte, entstehen durch eine Plazenta praevia. Daher ist es wichtig zu verstehen, was diese Diagnose bedeutet und worauf ihr achten müsst.
Was genau verbirgt sich hinter dem medizinischen Begriff? Welche verschiedenen Formen gibt es? Und vor allem: Was bedeutet das für euren Alltag und die Geburt? Diese und weitere Fragen beantworten wir euch in den folgenden Abschnitten. Von der genauen Definition, über mögliche Ursachen, bis hin zu den notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, erfahrt ihr alles Wichtige über die Plazenta praevia.
Was ist eine Plazenta praevia?
Der Begriff Plazenta praevia beschreibt eine besondere Lage des Mutterkuchens: Die Plazenta sitzt im unteren Bereich der Gebärmutter und bedeckt den Muttermund teilweise oder vollständig. Diese Situation kann den Verlauf eurer Schwangerschaft beeinflussen und erfordert besondere Aufmerksamkeit.
Definition und medizinischer Hintergrund
Bei der Plazenta praevia handelt es sich um eine Plazentainsertionsstörung. Der Mutterkuchen sitzt dabei im unteren Gebärmutterabschnitt (unteres Uterinsegment) und im Bereich des inneren Muttermundes. Der lateinische Name verrät, worum es geht: “vorausliegender Mutterkuchen” oder “im Weg liegende Plazenta”.
Wichtig zu wissen: Mediziner sprechen erst nach der 24. Schwangerschaftswoche von einer echten Plazenta praevia. Die endgültige Häufigkeit bei der Entbindung liegt bei etwa 0,5 Prozent – das entspricht ungefähr einer von 200 Geburten.
Unterschied zwischen tiefliegender Plazenta und Plazenta praevia
Die Lage zum Muttermund bestimmt, wie Ärzte die verschiedenen Formen einteilen:
(Bild: © nmfotograf / Adobe Stock / Übersetzung 1-2-family.de)
Tiefsitzende Plazenta: Hier liegt der Unterrand der Plazenta weniger als 2 cm vom inneren Muttermund entfernt, erreicht ihn jedoch nicht. Eine normale Geburt ist meistens möglich.
Plazenta praevia marginalis: Die Plazenta reicht bis an den Rand des inneren Muttermundes heran. Manchmal kann noch eine vaginale Entbindung stattfinden.
Plazenta praevia partialis: Der Muttermund wird teilweise von Plazentagewebe überlagert. Eine natürliche Geburt kommt normalerweise nicht in Frage.
Plazenta praevia totalis: Die Plazenta bedeckt den inneren Muttermund vollständig. Eine vaginale Entbindung ist ausgeschlossen.
Der entscheidende Unterschied: Eine tiefsitzende Plazenta wandert oft noch nach oben, während die Plazenta praevia totalis in ihrer Position bleibt und einen Kaiserschnitt unvermeidlich macht.
Warum die Position so entscheidend ist
Die Lage der Plazenta bestimmt maßgeblich, wie Schwangerschaft und Geburt verlaufen. Bei einer Plazenta praevia drohen verschiedene Komplikationen.
Das größte Risiko sind plötzliche, schmerzlose Blutungen. Diese treten typischerweise ab der 20. Schwangerschaftswoche auf und können immer wiederkehren. Der Grund: Gegen Ende der Schwangerschaft wird der Muttermund dünner und öffnet sich. Dadurch können sich Teile der Plazenta ablösen – was teils zu massiven Blutungen führt.
Außerdem blockiert eine Plazenta praevia den Geburtskanal, wodurch eine normale Geburt unmöglich wird. Besonders bei der totalen Form ist immer ein Kaiserschnitt nötig – meist noch vor dem Einsetzen der Wehen, um gefährliche Blutungen oder eine Sauerstoffunterversorgung des Kindes zu verhindern.
Formen und Ursachen der Plazenta praevia
Die Plazenta praevia ist nicht gleich Plazenta praevia. Je nach Position des Mutterkuchens zum Muttermund, unterscheiden Ärzte verschiedene Schweregrade dieser Fehllage.
Die verschiedenen Formen im Überblick
Bei der Plazenta praevia totalis liegt der Mutterkuchen wie ein Riegel vor dem inneren Muttermund und versperrt ihn vollständig. Diese schwerste Form betrifft etwa 20 Prozent aller Fälle. Die Plazenta praevia partialis bedeckt den Muttermund nur teilweise – etwa wie eine halb geöffnete Tür. Das passiert bei ungefähr 30 Prozent der betroffenen Frauen.
Etwas anders verhält es sich bei der Plazenta praevia marginalis. Hier berührt die Plazenta lediglich den Rand des inneren Muttermundes, ohne ihn zu überdecken. Diese Form kommt bei etwa 25 Prozent der Diagnosen vor.
Tiefsitzende Plazenta: Der entscheidende Unterschied
Viele verwechseln eine tiefsitzende Plazenta mit einer echten Plazenta praevia. Der Mutterkuchen liegt zwar tiefer als gewöhnlich, erreicht jedoch den Muttermund nicht. Mediziner sprechen von einer tiefsitzenden Plazenta, wenn der Abstand zum inneren Muttermund weniger als 2 cm beträgt.
Absolut beruhigend: Diese Form macht normalerweise keine Probleme und eine natürliche Geburt bleibt möglich.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko?
Bestimmte Umstände begünstigen eine Plazenta praevia deutlich. Vorausgegangene Kaiserschnitte stehen ganz oben auf der Liste – mit jedem weiteren Eingriff steigt das Risiko merklich an. Auch das Rauchen verdoppelt etwa die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, einschließlich einer Plazenta praevia.
Nach einer künstlichen Befruchtung (IVF) tritt diese Fehllage häufiger auf. Weitere Risikofaktoren sind mehrere vorangegangene Schwangerschaften, höheres Alter der werdenden Mutter, sowie frühere Eingriffe an der Gebärmutter (wie Ausschabungen), die Narbengewebe hinterlassen.
Das Phänomen der “wandernden” Plazenta
Warum löst sich das Problem so oft von selbst? Die Erklärung ist einfach: Die Plazenta “wandert” gar nicht wirklich. Vielmehr wächst die Gebärmutter mit dem Kind hauptsächlich nach oben und dehnt sich aus. Dadurch verändert sich die relative Position der Plazenta zum Muttermund – sie scheint nach oben zu rutschen.
Dieses natürliche Phänomen erklärt die erfreuliche Statistik: Während anfangs etwa 5-6 Prozent der Schwangeren eine Plazenta praevia haben, sind es bei der Geburt nur noch etwa 0,5 Prozent.
Symptome, Diagnose und Verlauf
Falls ihr zu den Frauen gehört, bei denen eine Plazenta praevia vermutet wird, solltet ihr bestimmte Warnsignale ernst nehmen. Frühe Erkennung und die richtige Einschätzung der Symptome können entscheidend sein.
Plazenta praevia Symptome: Blutungen erkennen
Das typischste Anzeichen einer Plazenta praevia sind schmerzlose, wiederkehrende vaginale Blutungen ab der 20. Schwangerschaftswoche. Diese Blutungen haben eine ganz besondere Eigenart: Sie sind meist hellrot, können unterschiedlich stark ausfallen und treten völlig unerwartet auf. Besonders tückisch ist, dass sie oft von selbst wieder verschwinden, nur um dann nach Tagen oder Wochen erneut aufzutauchen.
Hier liegt ein wichtiger Unterschied zu anderen Schwangerschaftskomplikationen: Die Blutungen verursachen keine Schmerzen. Euer Bauch bleibt weich und nicht druckempfindlich.
Allerdings kann eine Plazenta praevia auch völlig symptomlos verlaufen. Das macht regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen umso wichtiger.
Plazenta praevia Ultraschall: Wann und wie wird sie festgestellt?
Ärzte können erst nach der 24. Schwangerschaftswoche eine sichere Diagnose stellen. Vorher ist die Gebärmutter noch nicht ausreichend gewachsen, um eine endgültige Einschätzung zu ermöglichen. Die Diagnose erfolgt durch:
- Routinemäßige Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaftsvorsorge
- Transabdominalen Ultraschall (über den Bauch) oder transvaginalen Ultraschall
- Bei unklaren Befunden manchmal auch durch MRT
Unterschied zu anderen Blutungsursachen
Im Gegensatz zur gefürchteten vorzeitigen Plazentaablösung, bleiben die Blutungen bei einer Plazenta praevia völlig schmerzlos. Bei einer Plazentaablösung löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand und verursacht heftige Schmerzen. Das bleibt euch bei einer Plazenta praevia erspart.
Trotzdem gilt die eiserne Regel: Jede Blutung während der Schwangerschaft gehört sofort ärztlich abgeklärt. Wartet nicht ab, sondern sucht umgehend Hilfe.
Bis wann wandert die Plazenta?
Die Plazenta “wandert” in etwa 90% der Fälle von ganz allein nach oben. Das klingt wie Zauberei, hat aber einen einfachen Grund. Die Plazenta bewegt sich nicht wirklich – vielmehr verändert sich ihre relative Position, weil die Gebärmutter hauptsächlich nach oben wächst.
Die Statistik macht Mut: Bei über 90% der Frauen, die in der 20. Schwangerschaftswoche eine tiefsitzende Plazenta haben, ist das Problem bis zur 32. Schwangerschaftswoche von selbst verschwunden.
Plazenta praevia Beschäftigungsverbot: Wann ist es nötig?
Wurde bei euch eine Plazenta praevia festgestellt, kann euer Arzt ein Beschäftigungsverbot aussprechen. Das ist kein Grund zur Panik, sondern eine wichtige Schutzmaßnahme für euch und euer Baby. Besonders nach Blutungen wird meist sofort ein Beschäftigungsverbot erteilt.
Diese Schutzmaßnahmen sind dann wichtig:
- Anstrengende Tätigkeiten vermeiden
- Schweres Heben ist tabu
- Ausreichend Ruhepausen einlegen
- Geschlechtsverkehr vermeiden
Behandlung, Vorsichtsmaßnahmen und Geburt
Eine Plazenta praevia bedeutet nicht das Ende eurer Hoffnung auf eine sichere Geburt. Aber sie erfordert besondere Aufmerksamkeit und oft auch Anpassungen im Alltag. Was das konkret für euch bedeutet und welche Schritte notwendig werden können – das erklären wir euch hier.
Was ändert sich im Alltag?
Falls bei euch eine Plazenta praevia diagnostiziert wurde, werdet ihr feststellen: Der gewohnte Alltag muss sich ändern. Das klingt zunächst einschränkend, dient aber eurer Sicherheit und der eures Babys.
Ärzte empfehlen meist strikte Bettruhe oder zumindest deutlich eingeschränkte Aktivität. Geschlechtsverkehr ist tabu, genauso wie das Tragen schwerer Lasten. Fernreisen solltet ihr von eurer Planung streichen.
Besonders ab der 30. bis 32. Schwangerschaftswoche wird dieser “Schongang” wichtig. Alltägliche Dinge, wie Einkäufe schleppen, größere Hausarbeiten oder Sport – all das sollte jemand anders übernehmen.
Blutungen – was dann?
Solltet ihr plötzliche vaginale Blutungen bemerken, zögert keine Sekunde. Ruft sofort den Notarzt und lasst euch ins Krankenhaus bringen. Dort werdet ihr stationär zur Überwachung aufgenommen.
Falls die Blutungen stark sind, können Infusionen oder sogar Bluttransfusionen nötig werden. Das mag beängstigend klingen, aber diese Maßnahmen verhindern gefährliche Kreislaufkomplikationen. Es wird euch helfen.
Medikamente – wenn die Geburt zu früh kommt
Droht eine Frühgeburt, haben Ärzte zwei wichtige Mittel zur Verfügung. Glukokortikoide wie Betamethason beschleunigen die Lungenreife eures Babys – besonders wichtig vor der 34. Schwangerschaftswoche. Wehenhemmende Medikamente wie Atosiban oder Fenoterol können vorzeitige Wehen stoppen.
Der Kaiserschnitt – wann führt kein Weg daran vorbei?
Bei einer Plazenta praevia totalis oder partialis, ist ein Kaiserschnitt unumgänglich. Auch bei starken oder anhaltenden Blutungen, auffälligen Herztönen des Babys, oder niedrigem Blutdruck der Mutter, entscheiden sich Ärzte für diesen Weg.
Die Entbindung findet meist zwischen der 36. und 38. Schwangerschaftswoche statt – noch bevor die Wehen einsetzen.
Kann es doch eine natürliche Geburt werden?
Eine vaginale Geburt ist nur bei einer tiefliegenden Plazenta oder Plazenta praevia marginalis denkbar – und auch nur dann, wenn die Plazenta mindestens 2 cm vom Muttermund entfernt liegt. Trotzdem entscheiden sich viele Ärzte aus Sicherheitsgründen für einen Kaiserschnitt.
Wie geht es Mutter und Kind?
Hier die ermutigende Nachricht: Frauen mit Plazenta praevia bringen in aller Regel genauso gesunde Kinder zur Welt, wie alle anderen auch. Die mütterliche Sterblichkeit liegt bei unter einem Prozent. Auch die Säuglingssterblichkeit in den ersten Lebenstagen, ist dank moderner Medizin, deutlich gesunken.
Fazit
Die Diagnose Plazenta praevia kann zunächst wie ein Schlag wirken. Das ist völlig verständlich. Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In etwa 90 Prozent der Fälle “wandert” die Plazenta von selbst nach oben. Diese Hoffnung dürft ihr haben.
Trotzdem ist Achtsamkeit gefragt. Schmerzlose Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte sind niemals harmlos – ruft sofort den Notarzt. Aber lasst euch nicht von der Angst lähmen. Dank moderner medizinischer Betreuung, bringen Frauen mit Plazenta praevia heutzutage genauso gesunde Kinder zur Welt, wie andere auch.
Falls ein Kaiserschnitt notwendig wird, dann ist das die sicherste Option für euch beide. Ärzte treffen diese Entscheidung nicht leichtfertig, sondern ausschließlich zum Schutz von Mutter und Kind. Die Prognose ist gut – auch wenn die Zeit bis zur Geburt mit besonderen Vorsichtsmaßnahmen verbunden sein kann.
Jede Schwangerschaft verläuft anders. Daher kann auch eine Plazenta praevia bei jeder Frau unterschiedlich sein. Bleibt in engem Kontakt mit eurem Behandlungsteam und nehmt deren Empfehlungen ernst. Mit der richtigen Betreuung und eurer Aufmerksamkeit, meistert ihr auch diese Herausforderung erfolgreich.
FAQs zur Plazenta Praevia:
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