Etwa 30 Prozent der Kinder eines Geburtsjahrgangs erhalten bereits im Vorschulalter, Förder- und Therapiemaßnahmen. Das Angebot an speziellen Frühförderungen ist groß. Von Logopädie, über SPZ, oder Ergotherapie, ist alles dabei. Für jedes Entwicklungsproblem gibt es ein angepasstes Programm, das Kindern bei ihren Defiziten oder Besonderheiten, helfen kann und soll. 

Entwicklungsverzögerungen, und somit bestehender Therapiebedarf, werden meist bei den U-Untersuchungen (Vorsorgeuntersuchungen) durch die behandelnden Kinderärzte diagnostiziert. Diese überweisen zur weiteren Diagnostik und zur Durchführung spezieller Fördermaßnahmen an entsprechende Förderzentren oder spezielle Therapeuten. Dort wird ein individuelles, auf das Kind abgestimmtes, Förderprogramm eingeleitet.

Was bedeutet Frühförderung?

Die Frühförderung umfasst medizinische, psychologische, pädagogische und soziale Fördermaßnahmen für Kinder in den ersten Lebensjahren.

Sie ist an Kinder gerichtet, die körperlich, geistig oder seelisch, in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind, und so eine Entwicklungsverzögerung im Vergleich zu Gleichaltrigen aufweisen. Die Maßnahmen werden in der Regel von Kinderärzten verordnet und voll von den Krankenkassen übernommen.

Ziel der Frühförderung ist es, den betroffenen Kindern bessere Chancen zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit und der Entwicklung eines selbstständigen Lebens zu bieten. Neben dem Kind wird übrigens auch häufig die Familie aktiv in Fördermaßnahmen einbezogen. Daher findet neben der Diagnostik und der Therapie des Kindes, eine pädagogische Förderung durch Beratung, Anleitung und Stützung der Eltern statt. Oftmals umfasst die Frühförderung mehrere Teilbereiche, die von verschiedenen Fachkräften betreut werden. Logopäden, Ergotherapeuten, Heilpädagogen, Psychologen, Psychiater und Sozialpädagogen, arbeiten dabei eng zusammen und begleiten die Kinder im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung.

Was ist ein SPZ: Sozialpädiatrisches Zentrum?

Das Sozialpädiatrische Zentrum ist eine Einrichtung, in der alle Teilbereiche der Frühförderung zentral abgedeckt werden. Es dient zur Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen, nach Verordnung durch den Kinderarzt. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen bei neuropädiatrischen Krankheiten (neurologisch bedingt – im Kindesalter), wie:

Entwicklungsverzögerungen
Wahrnehmungsstörungen
Epilepsie
Muskelerkrankungen
Verhaltensauffälligkeiten
Störungen des Sozialverhaltens
Lernschwächen
Hochbegabung
Folgen chronischer Erkrankungen
Stottern und Sprachstörungen

Charakteristisch für die Behandlung im SPZ ist die fachübergreifende Zusammenarbeit auf medizinischem, psychologischem, psychiatrischen und pädagogischem Gebiet. Außerdem die enge Beratung und Betreuung der Familie, und die ganzheitliche Kooperation mit den behandelnden Kinderärzten, Schulen und Kindergärten.

Bereiche der Frühförderung

Ergotherapie

Ergotherapie dient zur Verbesserung der Handlungs- und Wahrnehmungsfähigkeit. Sie soll den Kindern zur einer altersentsprechenden und selbständigen Versorgung verhelfen.

Ergotherapie richtet sich in erster Linie an Säuglinge, Kinder und Jugendliche, deren Entwicklung verzögert ist. Dabei werden Störungen der Feinmotorik und Grobmotorik, der Koordination und der Wahrnehmungsverarbeitung behandelt. Wobei man Ergotherapie (wie übrigens auch viele andere Formen der Therapie) auch als Förderung betrachten sollte.

Der Ergotherapeut übt außerdem mit dem Kind das selbstständige Verrichten alltäglicher Dinge, wie Anziehen, Gabel-und Messernutzung oder Stiftführung. Ziel ist es, das Kind bei der Wiedererlangung und Stabilisierung der größtmöglichen Selbstständigkeit zu Hause, im Kindergarten, der Schule oder der Freizeit, zu unterstützen. Ergotherapie ist immer handlungsorientiert. In den Therapiestunden stehen Bewegung und Spiel, neben handwerklichen und kreativen Techniken und Tätigkeiten des Alltags, im Mittelpunkt.

Physiotherapie

Mögliche Einsatzgebiete der Physiotherapie bei Kindern sind Entwicklungsstörungen, Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparates und Folgen durch Unfälle. Ziel der Behandlung mit Physiotherapie, ist die Wiederherstellung des natürlichen Bewegungsverhaltens. Dies wird durch gezielte Bewegungen, Spiel-, Kletter- und Turnübungen erreicht. Auch Massagen gehören zum Behandlungsplan. Dabei gibt es ganz verschiedene Behandlungskonzepte, nach denen Physiotherapie durchgeführt werden kann. Die bekanntesten sind das Bobath und das Vojta Konzept.

Logopädie

Die Logopädie kommt bei Kindern mit einer Sprachentwicklungsstörung zum tragen. Sie wird in der Regel als Einzelbehandlung, und nur gelegentlich als Gruppenbehandlung, durchgeführt. Die Therapiesitzungen verlaufen spielerisch und sind an die Symptome, das Alter des Kindes, und an den jeweiligen Entwicklungsstand angepasst.

In den letzten Jahren steigt die Zahl der Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung übrigens enorm an. Die häufigsten Fälle weisen Artikulationsstörungen und Stottern auf. Aber auch Probleme im Satzbau, dem Wortschatz und im Sprachverstehen, können Grund für eine Therapie mit einem Logopäden sein.

Psychotherapie

Psychotherapie dient Kindern ab dem Grundschulalter. Behandelt werden Kinder nach akuten Belastungen, wie einer Trennung der Eltern, dem Tod eines Familienmitglieds, Aufmerksamkeitsproblematiken (ADS / ADHS ) und Verhaltensauffälligkeiten. Auch Auffälligkeiten in der sexuellen Entwicklung und Suchtprobleme können Grund für eine Therapie sein.

Mögliche Methoden in der Psychotherapie sind die Gesprächstherapie, die Verhaltenstherapie, die Spieltherapie und das Soziale Kompetenztraining. Auch hier wird die Familie bestenfalls sehr intensiv mit eingespannt, da sich in den meisten Fällen auch inner-familiär Spannungen oder Konflikte aufgebaut haben, welche gemeinsam mit dem Kind wieder abgebaut werden müssen.


Wer hat's geschrieben?

Jacqueline Esser

Erzieherin, Mutter, Autorin

Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung und Inklusions- und Integrations Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Erfahrungen schöpft sie also aus beruflichen sowie privaten Herausforderungen. Dies macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.

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