Stehst du morgens vor dem Spiegel und fragst dich erschrocken, warum du so viele Haare in der Bürste findest? Haarausfall nach der Schwangerschaft, erwischt etwa ein Drittel, bis die Hälfte, aller frischgebackenen Mamas.
Erinnerst du dich noch an deine beinahe unglaubliche Schwangerschaftsmähne? Diese wunderschönen, dichten (und glänzenden) Haare, die dir so viele Komplimente eingebracht haben? Jetzt sammelst du sie aus der Bürste, vom Kopfkissen und sogar vom Boden. Das Herz rutscht dir dabei ganz sicher ein paar Etagen tiefer. Aber atme tief durch.
Dieser Haarausfall ist völlig normal. Wirklich.
Er beginnt meist zwei bis fünf Monate nach der Geburt – und hört ganz von selbst wieder auf. Und ja, es kann bis zu einem Jahr dauern, bis deine Haare wieder in gewohnter Zuverlässigkeit erstrahlen. Aber sie kommen zurück – das versprechen wir dir.
Hier erfährst du alles, was du über den ganz typischen Haarausfall nach der Schwangerschaft wissen musst. Warum er passiert, wie lange er dauert und was du dagegen tun kannst.
Warum kommt es zu Haarausfall nach der Schwangerschaft?
Dein Körper hat gerade ein kleines Wunder vollbracht. Jetzt stellt er sich wieder um – und das betrifft letztlich auch deine Haare. Der Haarzyklus und die hormonellen Veränderungen, stehen in direkter Verbindung zum Haarausfall. Es ist ein völlig natürlicher (aber sehr ärgerlicher) Prozess, den beinahe die Hälfte aller jungen Mütter durchmachen.
Hormonelle Veränderungen nach der Geburt
Jedes einzelne Haar auf deinem Kopf lebt zwei bis sechs Jahre. Es durchläuft dabei drei Phasen: Wachstum, Übergang und Ausfallen. Normalerweise verlierst du täglich etwa 100 Haare – völlig normal und unbemerkt.
Während der Schwangerschaft – und danach – ändert sich dieser Rhythmus jeweils komplett.
Nach der Geburt erlebt dein Körper eine hormonelle Achterbahnfahrt. Die Hormone, die neun Monate lang dein Baby beschützt und deine Schwangerschaft aufrechterhalten haben, fallen rapide ab. Diese plötzliche Veränderung bringt auch deinen Haarzyklus ordentlich durcheinander.
Der Einfluss des Östrogenspiegels
Östrogen ist der Hauptverantwortliche für deinen Haarausfall. Während der Schwangerschaft war dein Östrogenspiegel schwindelerregend hoch und hat deine Haarfollikel länger in der Wachstumsphase gehalten. Das Ergebnis: Etwa 85% deiner Haare wuchsen munter vor sich hin, während nur 15% in der Ruhephase waren.
Nach der Geburt stürzt der Östrogenspiegel drastisch ab. Viele Haarfollikel wechseln gleichzeitig in die Ruhephase. Plötzlich können bis zu 50% deiner Kopfbehaarung in die Ausfallphase übergehen. Und genau deswegen verlierst du in diesem Moment so viele Haare gleichzeitig.
Was ist postpartales Effluvium?
Die Wissenschaft hat natürlich einen Namen für deinen Haarausfall: “postpartales Effluvium”. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach erklärt. Es handelt sich um einen diffusen Haarausfall, der sich gleichmäßig über den ganzen Kopf verteilt. Deine Haare werden dünner, aber du bekommst weder kahle Stellen oder sogar ein Glatze.
Das Beruhigende daran: Dieser Zustand ist nur vorübergehend. Du verlierst nur die Haare, die während der neun Monate Schwangerschaft eigentlich schon hätten ausfallen sollen.
Weitere Ursachen: Eisenmangel, Stress, Schlafmangel
Die Hormone sind nicht die einzigen Schuldigen. Andere Faktoren können den Haarausfall zusätzlich verstärken:
- Eisenmangel: Dein Eisenbedarf kann nach der Schwangerschaft um bis zu 60% steigen. Fehlt Eisen, fallen mehr Haare aus.
- Stress und Schlafmangel: Schlaflose Nächte mit dem Baby und die neue Lebenssituation, stressen deinen Körper – auch deine Haare leiden darunter.
- Nährstoffmangel: Fehlen wichtige Nährstoffe wie Zink, Vitamin D oder B-Vitamine, schwächt das deine Haarstruktur.
- Schilddrüsenprobleme: Manchmal stecken auch Stoffwechselerkrankungen hinter dem verstärkten Haarausfall.
Übrigens macht es keinen Unterschied, ob du stillst oder nicht – beide Gruppen sind betroffen. Stillende Mamas erleben die Hormonumstellung manchmal etwas langsamer, wodurch der Haarausfall dann später einsetzen kann. Bei manchen sogar erst nach dem Abstillen.
Wann beginnt der Haarausfall und wie lange dauert er?
Du willst wissen, wann es losgeht und wie lange du durchhalten musst? Jede Mama durchlebt diese Zeit anders, aber es gibt trotzdem ein paar Anhaltspunkte, die dir helfen.
Der typische Start: 2 bis 5 Monate nach der Geburt
Die meisten Frauen bemerken den verstärkten Haarausfall etwa zwei bis vier Monate nach der Entbindung. Manche von euch entdecken ihn schon wenige Wochen nach der Geburt, andere erst nach fünf Monaten. Das hängt davon ab, wann dein Hormonhaushalt anfängt, sich wieder einzupendeln.
Deine Schwangerschaftshormone haben deine Haare monatelang verwöhnt und sie länger am Kopf gehalten. Nach etwa drei Monaten haben diese “Luxus-Haare” ihr natürliches Ende erreicht. Gleichzeitig fallen auch die Haare aus, die seit der Geburt ohne hormonellen Schutz nachgewachsen sind.
Die Stillzeit bringt andere Regeln mit sich
Stillst du dein Baby? Dann kann sich alles etwas anders entwickeln. Die Hormonumstellung läuft langsamer ab, wodurch der Haarausfall später beginnt. Manche Mamas bemerken ihn sogar erst nach dem Abstillen so richtig.
Das liegt daran, dass dein Körper beim Stillen weiterhin schwangerschaftsähnliche Hormone produziert. Dadurch bleibt dein Östrogenspiegel teilweise erhöht, was deine “Schwangerschaftshaare” etwas länger schützt.
So lange dauert die schwere Zeit
Rechne mit drei bis sechs Monaten verstärktem Haarausfall. Danach hat sich dein Hormonhaushalt meist wieder beruhigt. Viele Mamas sind nach sechs bis neun Monaten über den Berg – ganz ohne besondere Behandlung.
Bis deine Haarpracht aber wieder so richtig toll aussieht, kann (frustrierenderweise) ein ganzes Jahr vergehen. Hab Geduld mit dir und deinem Körper!
Was hilft gegen Haarausfall nach der Schwangerschaft?
Aufatmen erlaubt! Die beste Nachricht vorweg: Du musst meist gar nichts Besonderes tun. Dein Körper regelt das eigentlich ganz von alleine. Trotzdem gibt es ein paar liebevolle Unterstützungsmaßnahmen, die deinen Haaren gut tun.
Sanfte Haarpflege: Was du besser vermeidest
Deine Haare brauchen jetzt extra viel Zärtlichkeit. Greif zu einem grobzinkigen Kamm statt zu den feinzahnigen Varianten, die zu viele Haare ausreißen können. Diese Dinge solltest du lieber sein lassen:
- Straffe Zöpfe oder Dutts, die an der Kopfhaut ziehen
- Hitze-Styling mit Föhn, Glätteisen oder Lockenstab
- Chemische Behandlungen, wie Färben oder Tönen
Lass deine Haare so oft wie möglich offen flattern. Jeder Zopf bedeutet zusätzlichen Stress für die ohnehin schon gestressten Haarwurzeln.
Ernährungstipps für starke Haare
Deine Haare essen mit – und zwar am liebsten diese Nährstoffe:
- Biotin (Vitamin B7): Der Baumeister für kräftiges Keratin
- Eisen: Sorgt dafür, dass deine Haarfollikel richtig durchatmen können
- Zink: Kurbelt das Haarwachstum an
- Proteine: Die Grundzutaten für gesunde Haare
- Omega-3-Fettsäuren: Bringen die Kopfhaut richtig in Schwung
- Schwefelaminosäuren (Cystein, Methionin): Machen die Haarstruktur stark
Im Video: Die 7 besten Lebensmittel mit Biotin zur Bekämpfung von Haarausfall
Kopfmassagen und Hausmittel
Gönn dir abends eine sanfte Kopfmassage mit kreisenden Fingerspitzen. Das regt die Durchblutung an und kann das Haarwachstum ankurbeln. Zwei bewährte Helfer aus der Natur:
- Aloe Vera Gel: Beruhigt gereizte Kopfhaut und unterstützt gesundes Haarwachstum
- Grüner Tee als Spülung: Steckt voller Antioxidantien, die dem Haarwachstum helfen
Nahrungsergänzungsmittel – brauchst du sie wirklich?
Die Wissenschaft ist sich hier nicht ganz einig. Trotzdem können diese Helfer sinnvoll sein:
- Biotin-Präparate: Hilfreich, wenn du wirklich einen Mangel hast
- Eisenpräparate: Macht Sinn, wenn deine Blutwerte einen Eisenmangel zeigen
- Vitamine B6, B8 und E: Stärken die Haarstruktur von innen
Wichtiger Hinweis: Sprich vorher unbedingt mit deiner Ärztin. Besonders wenn du stillst!
Deine tägliche Haar-Verwöhn-Routine
| Tageszeit | Was du tust | Warum es hilft |
| Morgens | Sanftes Kämmen mit grobzinkigem Kamm | Weniger Haarbruch |
| Beim Haarewaschen | Mildes Shampoo mit Biotin & Selen | Stärkt von der Wurzel an |
| Nach dem Waschen | Haare ausdrücken statt rubbeln | Schont die empfindliche Struktur |
| Abends | 5 Minuten Kopfmassage | Bessere Durchblutung der Kopfhaut |
Deine Checkliste für gesunde Haare
- Hab Geduld – meist regelt sich alles von selbst binnen eines Jahres
- Iss bunt und nährstoffreich
- Lass bei Verdacht auf Eisenmangel deine Blutwerte checken
- Such ärztlichen Rat, wenn der Haarausfall nach 6 Monaten nicht nachlässt
Kleiner Geheimtipp: Ein frischer Haarschnitt kann wahre Wunder bewirken und lässt dein Haar sofort fülliger aussehen. Manchmal braucht es einfach einen neuen Look für einen neuen Lebensabschnitt.
Wann solltest du ärztlichen Rat einholen?
Der Haarausfall nach der Schwangerschaft ist meist harmlos – aber manchmal steckt doch mehr dahinter. Es gibt ein paar Warnzeichen, bei denen du lieber einmal zu viel, als zu wenig, zum Arzt gehst.
Anzeichen für extremen Haarausfall
Zeit für einen Arzttermin wird es, wenn:
- du täglich deutlich mehr als 100 bis 150 Haare verlierst
- die Haare büschelweise ausfallen
- der Haarausfall auch nach einem Jahr nicht nachlässt
Mögliche medizinische Ursachen (z. B. Schilddrüse, Anämie)
Manchmal verbirgt sich hinter anhaltendem Haarausfall ein anderes Problem:
- Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Eisenmangel oder Blutarmut (Anämie)
- Mangelernährung oder Nährstoffdefizite
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Entzündliche Erkrankungen
Diagnosemethoden beim Arzt
Dein Arzt hat verschiedene Möglichkeiten, der Ursache auf den Grund zu gehen:
- Haarzugtest (Epilationstest): Ziehen an einem kleinen Haarbüschel
- Mikroskopische Untersuchung der Haare (Trichogramm)
- Blutuntersuchungen zum Nachweis von Eisenmangel, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Entzündungen
- Bei Bedarf eine Gewebeprobe (Biopsie) der Kopfhaut
Könnte es auch kreisrunder Haarausfall sein?
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) ist etwas völlig anderes, als der normale postpartale Haarausfall. Er zeigt sich so:
- Betrifft etwa 2 von 1000 Schwangeren
- Erkennbar an vereinzelten runden, kahlen Stellen auf dem Kopf
- Deutet eher auf eine Autoimmunerkrankung hin
- Kann mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis zusammenhängen
Hier ist der Gang zum Dermatologen besonders wichtig, da spezielle Behandlungen notwendig sein können. Aber keine Panik: Bei etwa jedem dritten Fall verschwindet der kreisrunde Haarausfall innerhalb von sechs Monaten ganz von selbst.
FAQs zum Haarausfall nach der Schwangerschaft
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