“Vorderwandplazenta” – dieser medizinische Begriff ist euch beim letzten Ultraschalltermin begegnet und jetzt macht ihr euch Gedanken? Das kann ich gut verstehen! Doch hier kommt gleich die beruhigende Nachricht: Eine Vorderwandplazenta ist absolut normal und trifft auf etwa 40 bis 50 Prozent aller Schwangerschaften zu.
Es ist keine Erkrankung, kein Risiko und schon gar kein Grund zur Sorge. Euer Mutterkuchen hat sich einfach an der vorderen Gebärmutterwand eingenistet. Eine ganz natürliche Variante, die die Natur für fast jede zweite Schwangerschaft einrichtet.
Was das konkret für euren Schwangerschaftsalltag bedeutet? Wie sich die Kindsbewegungen anfühlen werden? Und was bei der Geburt zu beachten ist? Das klären wir gemeinsam in diesem Beitrag. Die meisten Schwangerschaften mit Vorderwandplazenta verlaufen aber genauso problemlos, wie alle anderen auch.
Trotzdem gibt es ein paar kleine Besonderheiten, die ihr kennen solltet – nicht um euch zu beunruhigen, sondern damit ihr wisst, was euch erwartet. Gemeinsam schauen wir uns alles Wichtige an, damit ihr eure Schwangerschaft entspannt genießen könnt.
Was ist eine Vorderwandplazenta?
Euer Frauenarzt hat den Begriff Vorderwandplazenta erwähnt – und jetzt wollt ihr genau wissen, was das bedeutet? Das ist eine berechtigte Frage! Schließlich möchte man verstehen, was in seinem Körper vor sich geht.
Definition und Entstehung
Stellt euch eure Gebärmutter wie ein gemütliches Kinderzimmer vor, in dem euer Baby die nächsten neun Monate verbringt. Die Plazenta – euer Mutterkuchen – ist sozusagen die Versorgungsstation, die euer Kleines mit allem versorgt, was es braucht. Bei einer Vorderwandplazenta hat sich die Plazenta an der vorderen Wand eurer Gebärmutter eingerichtet, also direkt hinter eurer Bauchdecke.
Diese Entscheidung fällt bereits ganz früh. Wenn sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut einnistet, “wählt” sie ihren Platz. Manchmal ist das der hintere, obere Bereich, manchmal eben die Vorderseite. Dort, wo sich euer winziger Embryo niederlässt, entwickelt sich dann auch die Plazenta.
Ihr seid damit übrigens in bester Gesellschaft. Etwa 40 Prozent aller werdenden Mamas haben eine Vorderwandplazenta. Die scheibenförmige Plazenta wächst im Laufe der Schwangerschaft auf beeindruckende 15 bis 20 Zentimeter Durchmesser heran und wird in der Mitte zwei bis vier Zentimeter dick.
Unterschied zu anderen Plazentalagen
Je nachdem, wo sich euer kleiner Mitbewohner ursprünglich eingenistet hat, gibt es verschiedene “Nachbarschaften” für die Plazenta:
- Hinterwandplazenta: Hat sich an der Rückseite der Gebärmutter angesiedelt, Richtung Wirbelsäule
- Seitenwandplazenta: Macht es sich an der linken oder rechten Seitenwand gemütlich
- Fundusplazenta: Sitzt ganz oben in der Gebärmutter, über dem Baby
- Plazenta praevia: Liegt problematisch tief und blockiert möglicherweise den Ausgang – das ist die einzige Lage, die wirklich Aufmerksamkeit braucht.
Übrigens kann eure Plazenta während der Schwangerschaft noch “umziehen”. Besonders eine zunächst tieferliegende Plazenta, wandert oft nach oben.
Wie wird sie im Ultraschall erkannt?
Die Position eures Mutterkuchens entdeckt euer Frauenarzt meist schon ziemlich früh. Bei der ersten großen Ultraschalluntersuchung zwischen der 9. und 12. Woche, kann er bereits sehen, wo sich die Plazenta entwickelt.
Die endgültige “Diagnose” steht dann beim zweiten oder dritten großen Ultraschall fest, zwischen der 19. und 32. Schwangerschaftswoche. Auch in eurem Mutterpass wird das dokumentiert – auf Seite 10 unter “Plazentalok./-struktur” findet ihr dann “VW” oder “VWP” für Vorderwandplazenta.
Für euren Arzt ist eine Vorderwandplazenta im Ultraschall gut zu erkennen, da sie direkt unter der Bauchdecke liegt. Solange sie nicht den Muttermund verdeckt, könnt ihr ganz beruhigt sein – diese Lage beeinflusst weder Schwangerschaft noch Geburt negativ.
Wie beeinflusst die Vorderwandplazenta die Schwangerschaft?
Euer Mutterkuchen sitzt vorne – aber was heißt das eigentlich für die nächsten Monate? Mehr, als viele denken! Trotzdem keine Sorge: es sind alles harmlose Besonderheiten, die euren Schwangerschaftsalltag nicht auf dramatische Weise beeinflussen werden.
Kindsbewegungen: später und schwächer spürbar?
Hier kommt eine der häufigsten Fragen: “Wann werde ich mein Baby das erste Mal spüren?” Bei einer Vorderwandplazenta dauert es tatsächlich etwas länger. Während andere Mamas oft schon ab der 18. Woche das erste zarte Flattern bemerken, müsst ihr euch bei einer VWP meist bis zur 20. oder sogar 22. Woche gedulden.
Warum ist das so? Stellt euch die Plazenta wie ein weiches Kissen vor, das zwischen eurem Baby und eurem Bauch liegt. Diese natürliche Polsterung dämpft alle kleinen Tritte und Purzelbäume ab. Das bedeutet: Die Bewegungen kommen bei euch dann auch grundsätzlich gedämpfter an – nicht nur später, sondern auch sanfter.
Viele Mamas empfinden das ehrlicherweise sogar als Vorteil! Wenn euer Kleines so richtig aktiv wird und kräftig strampelt, sind die Bewegungen durch die Vorderwandplazenta dann oft angenehmer und insgesamt weniger schmerzhaft.
Größerer Bauch bei Vorderwandplazenta?
“Sehe ich anders aus?” Die Antwort ist beruhigend einfach: Nein, euer Bauch wird weder größer noch kleiner durch die Lage der Plazenta.
Was wirklich zählt für die Größe eures Babybauchs:
- Wie viel Fruchtwasser ihr habt
- Wie groß euer Baby wird
- Euer eigener Körperbau
Die Plazenta selbst verändert weder ihre Größe noch die eures Bauches, egal wo sie sitzt. Vielleicht wirkt die Form minimal anders, aber das merkt außer euch niemand.
Herztöne und CTG: schwieriger messbar?
Eventuell könnte eure Hebamme oder Ärztin beim nächsten CTG-Termin etwas länger brauchen, um die Herztöne eures Babys zu finden. Der Grund ist nachvollziehbar. Die Plazenta liegt halt wie eine zusätzliche Schicht zwischen dem Messgerät und eurem kleinen Schatz. Dadurch klingen die Herztöne eures Babys manchmal etwas gedämpfter oder rauschiger.
Also keine Panik, wenn es beim ersten Versuch nicht sofort klappt. Das medizinische Team kennt diese Situation sehr gut – und wird geduldig die beste Position für die Messung suchen. Es braucht manchmal einfach etwas mehr Zeit und Geduld.
Schmerzen im Bereich des Bauchnabels
Manche von euch bemerken ein Ziehen oder Stechen rund um den Bauchnabel, besonders wenn ihr euch bewegt oder anstrengt. Das kann verunsichern, ist aber meist völlig harmlos.
Die Vorderwandplazenta selbst tut nicht weh und verursacht auch keine Blutungen oder Komplikationen. Schmerzempfindungen entstehen eher durch die natürliche Dehnung eurer Bauchdecke, oder wenn sich euer Baby in eine ungünstige Position kuschelt.
Trotzdem gilt: Wenn die Schmerzen anhalten oder sehr stark werden, sprecht unbedingt mit eurer Hebamme oder Ärztin darüber. Lieber einmal zu viel nachfragen, als sich unnötig sorgen!
Welche Risiken und Besonderheiten gibt es?
Eine Vorderwandplazenta bringt normalerweise keine großen Probleme mit sich. Trotzdem ist es gut zu wissen, worauf ihr achten solltet. Nicht um euch zu ängstigen, sondern damit ihr einfach informiert seid und entspannter durch die Schwangerschaft geht.
Vorderwandplazenta und äußere Einwirkungen
Weil euer Mutterkuchen direkt unter der Bauchdecke sitzt, ist er etwas weniger geschützt, als bei anderen Plazentalagen. Das heißt: Bei Stürzen oder Stößen solltet ihr besonders vorsichtig sein. Auch bei kleineren Zwischenfällen ist es klug, einmal beim Frauenarzt vorbeizuschauen – lieber einmal zu viel, als zu wenig.
Praktische Tipps für den Alltag:
- Bittet in Bus und Bahn um einen Sitzplatz
- Spezielle Schwangerschaftsgurte beim Autofahren können helfen
- Auch beim Radfahren heißt es: extra vorsichtig sein
Plazenta praevia: Wann wird es kritisch?
Eine Plazenta praevia ist etwas anderes als eine normale Vorderwandplazenta. Hier liegt der Mutterkuchen so tief, dass er den Muttermund ganz oder teilweise bedeckt. Das kann aber bei jeder Plazentalage passieren – egal ob vorne oder hinten.
Falls das bei euch der Fall sein sollte, kann es zu plötzlichen Blutungen kommen. Diese Komplikation betrifft jedoch nur etwa eine von 200 Schwangerschaften. Bei 95% der betroffenen Frauen wandert die Plazenta allerdings während der Schwangerschaft von selbst nach oben.
Sollte eure Vorderwandplazenta also ungünstig tief sitzen, werden alle Menschen, die euch professionell durch die Schwangerschaft begleiten, wissen, was zu beachten und zu tun ist.
Fruchtwasseruntersuchung und andere Eingriffe
Ist bei euch eine Fruchtwasseruntersuchung angedacht? Dann wird euer Arzt besonders sorgfältig vorgehen. Die Nadel muss so platziert sein, dass sie eure Plazenta nicht verletzt. Dank modernster Ultraschalltechnik ist das aber heute überhaupt kein Problem mehr. Eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) findet meist (wenn nötig) zwischen der 15. und 16. Schwangerschaftswoche statt.
Vorteile einer Vorderwandplazenta
Ja, richtig gelesen – es gibt sogar Vorteile! Studien zeigen, dass Frauen mit Vorderwandplazenta seltener eine Frühgeburt erleben, als andere.
Zwar wurde auch ein leicht erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes festgestellt, aber das sollte euch nicht tiefgehend beunruhigen. Wichtig ist einfach, dass ihr zu allen Vorsorgeterminen geht und auf euren Körper hört. Bei Schwindel, Schmerzen oder Blutungen – egal welche Plazentalage ihr habt – solltet ihr immer eure Hebamme oder Ärztin kontaktieren.
Was bedeutet die Vorderwandplazenta für die Geburt?
Je näher der Geburtstermin rückt, desto mehr Fragen kommen auf. “Wird die Vorderwandplazenta meine Geburt komplizierter machen?” Hier die beruhigende Antwort gleich vorweg: Für fast alle von euch, ändert sich durch die Lage eures Mutterkuchens rein gar nichts am Geburtsablauf.
Normale Geburt oder Kaiserschnitt?
Eure Vorderwandplazenta steht einer natürlichen Geburt nicht im Weg. Ganz im Gegenteil – sie hat keinen Einfluss darauf, wie euer Baby zur Welt kommt. Eine vaginale Geburt ist genauso möglich, wie bei jeder anderen Plazentalage.
Nur wenn zusätzlich eine Placenta praevia vorliegt – also wenn die Plazenta den Muttermund blockiert – wird ein Kaiserschnitt nötig. Dann besteht tatsächlich die Gefahr von Blutungen während der Geburt. Doch das betrifft nur sehr wenige Fälle und hat nichts mit der vorderen Lage an sich zu tun.
Äußere Wendung bei Beckenendlage
Sollte euer Kleines in Beckenendlage liegen, kann trotzdem versucht werden, es zu drehen. Eine Vorderwandplazenta ist hier kein absolutes Hindernis. Allerdings kann sie die äußere Wendung etwas erschweren, weil sie buchstäblich zwischen Baby und Bauchdecke liegt.
Die Erfolgschancen einer Wendung liegen normalerweise bei 40 bis 60 Prozent. Euer Arzt wird genau prüfen, ob bei eurer speziellen Plazentaposition eine Wendung möglich ist.
Schnittführung beim Kaiserschnitt
Falls ein Kaiserschnitt geplant ist, stellt die Vorderwandplazenta meist kein Problem dar. Der Schnitt wird normalerweise so tief angesetzt, dass der Mutterkuchen nicht stört. Je nach genauer Lage kann die Schnittführung angepasst werden.
Sitzt eure Plazenta sehr weit unten, kann es zu etwas stärkeren Blutungen kommen. Darauf sind die Ärzte aber vorbereitet und wissen genau, wie sie damit umgehen.
Kindslage und Geburtsverlauf
Euer Baby liegt genauso gut, wie bei jeder anderen Plazentalage, und auch der Geburtsverlauf wird nicht beeinflusst. Ihr könnt der natürlichen Geburt also ganz entspannt entgegenblicken.
Wichtig ist nur: Andere Faktoren, wie frühere Kaiserschnitte oder gesundheitliche Besonderheiten, spielen natürlich trotzdem eine Rolle bei der Entscheidung über den Geburtsweg. Sprecht alle eure Fragen und Sorgen offen bei eurer Hebamme oder eurem Frauenarzt an. Sie kennen eure individuelle Situation am besten.
FAQs zur Vorderwandplazenta
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