Seitenwandplazenta – habt ihr diesen Begriff schon einmal gehört? Vielleicht hat euer Frauenarzt bei der letzten Untersuchung erwähnt, dass eure Plazenta seitlich sitzt, und jetzt schwirren euch tausend Fragen durch den Kopf.
Die Plazenta, also der Mutterkuchen, wächst während eurer Schwangerschaft zu einer beachtlichen Größe heran. Am Ende misst er etwa 15 bis 20 Zentimeter im Durchmesser und bringt zwischen 500 und 600 Gramm auf die Waage. Mit einer Dicke von bis zu 2,5 Zentimetern, versorgt er euer Baby neun Monate lang zuverlässig mit allem, was es braucht.
Sitzt die Plazenta nun an der rechten oder linken Gebärmutterwand, sprechen Ärzte von einer Seitenwandplazenta. Das ist nichts unübliches oder besorgniserregendes. Trotzdem treten Fragen auf: Spüre ich die Bewegungen meines Babys irgendwie anders, wenn die Plazenta seitlich sitzt? Wird die Geburt komplizierter?
Hier erfahrt ihr alles über die Seitenwandplazenta – verständlich erklärt, damit ihr entspannt durch eure Schwangerschaft gehen könnt.
Was ist eine Seitenwandplazenta?
Stellen wir uns die Gebärmutter wie ein gemütliches Zuhause vor, in dem sich euer Baby entwickelt. Die Seitenwandplazenta ist einfach eine der verschiedenen “Wohnlagen”, die der Mutterkuchen wählen kann. Schauen wir uns genauer an, was das bedeutet und warum ihr euch keine Gedanken machen müsst.
Definition und medizinische Einordnung
Eine Seitenwandplazenta bedeutet ganz einfach, dass sich euer Mutterkuchen an der rechten oder linken Gebärmutterwand eingenistet hat. Das ist eine völlig normale Variante – wie verschiedene Zimmer in einem Haus, alle gleich gut geeignet.
Mediziner nennen diese Position auch “laterale Plazenta”. Die Blutversorgung funktioniert dabei hauptsächlich über die Gebärmutterarterie der entsprechenden Seite.
Eine Kleinigkeit gibt es dennoch, die speziell bei der Seitenwandlage der Plazenta, von den Fachkräften, die sich um dich kümmern, im Auge behalten wird: Das Risiko für eine Präeklampsie kann bei dieser Lage minimal höher sein. Aber lasst euch davon nicht beunruhigen – wir sprechen hier von einer sehr geringen Erhöhung, und eure regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen halten alles im Blick.
Was ist eine Präeklampsie?
Bei einer Präeklampsie würde der Blutdruck während der Schwangerschaft ansteigen. Zusätzlich käme es zu vermehrtem Eiweiß im Urin. Diese Kombination kann ganz unterschiedliche Dinge auslösen, die sich allesamt nicht schön lesen. Darunter eine vorzeitige Plazentaablösung oder Organversagen. Unbehandelt kann es zu lebensbedrohlichen Situationen für Mutter und Baby kommen.
Unterschied zu Vorder- und Hinterwandplazenta
Wo genau die Plazenta “einzieht”, entscheidet sich schon ganz früh – nämlich dort, wo sich euer Embryo ursprünglich eingenistet hat. Es gibt verschiedene beliebte Plätze:
- Vorderwandplazenta: Hier sitzt der Mutterkuchen zur Bauchdecke hin. Das ist die häufigste Lage und kommt bei etwa der Hälfte aller Schwangerschaften vor.
- Hinterwandplazenta: Diese Position liegt zur Wirbelsäule hin und ist die zweithäufigste Variante.
- Fundus-Plazenta: Der Mutterkuchen hat sich ganz oben im “Dachgeschoss” der Gebärmutter niedergelassen.
Problematisch wird es, wenn die Plazenta sehr tief sitzt und den Muttermund blockiert – das nennt sich Placenta praevia. Anders als bei eurer Seitenwandplazenta, kann das tatsächlich Auswirkungen auf Schwangerschaft und Geburt haben.
Seitenwandplazenta rechts vs. links
Rechts oder links? Beide Seiten sind gleich gut! Medizinisch macht es keinen Unterschied, auf welcher Seite sich eure Plazenta gemütlich gemacht hat. Die Versorgung läuft in beiden Fällen über die jeweilige seitliche Gebärmutterarterie.
Viele Mamas fragen sich: “Muss ich jetzt anders schlafen?“ Die Antwort ist ein klares Nein. Euer Körper ist klüger, als wir oft denken. Er wird euch schon signalisieren, wenn eine Position nicht passt. Wird euch schwindelig oder fühlt ihr euch unwohl, dann dreht euch einfach um. Auch im Tiefschlaf regelt das euer Körper ganz automatisch.
Das Wichtigste: Macht es euch bequem! Euer Baby schwimmt sicher im warmen Fruchtwasser und kümmert sich nicht darum, wie ihr liegt.
5 Fakten über die Geburt, die ihr bestimmt noch nicht wusstet
Hebamme Catharina Beckers hat schon unzählige Geburten begleitet. Sie wird selber bald Mutter und kennt sich mit dem Thema hervorragend aus. Was man als werdende Mutter über diesen besonderen Moment wissen sollte, erzählt sie im Video.
Welche Auswirkungen hat die Seitenwandplazenta?
Wer zum ersten Mal schwanger ist, hat sich im Vorhinein eventuell noch nie damit beschäftigt, dass sich die Plazenta theoretisch an ganz unterschiedlichen Punkten in der Gebärmutter niederlassen kann. Wem dann also der Begriff Seitenwandplazenta entgegenfliegt, könnte ein komisches Gefühl bekommen. Hier kommen ein paar “Besonderheiten” der seitlichen Lage.
Seitenwandplazenta und Kindsbewegungen
Anders als bei einer Vorderwandplazenta – wo der Mutterkuchen wie ein weiches Kissen zwischen Baby und Bauchdecke liegt – dämpft eine seitliche Plazenta die Bewegungen meist nicht merklich. Trotzdem berichten manche Frauen, dass sie ihr Baby weniger deutlich spüren.
Tatsächlich hängt die Wahrnehmung von Babys Bewegungen von ganz verschiedenen Dingen ab:
- Wo sich euer Baby gerade aufhält
- Wie aktiv euer kleiner Schatz ist
- Eure eigene Körperwahrnehmung
- Die Schwangerschaftswoche (später wird alles deutlicher)
Ob man sein Baby also besonders deutlich, oder im Vergleich zu vorherigen Schwangerschaften, nicht so dolle spürt, ist oft ein sehr subjektives Ding.
Veränderungen im CTG oder Ultraschall
Gute Nachrichten für alle Untersuchungstermine! Eine Seitenwandplazenta erschwert weder das CTG, noch den Ultraschall. Eure Hebamme oder euer Arzt, können die Herztöne eures Babys problemlos abhören und überwachen.
Beeinträchtigt sie die Versorgung des Babys?
Euer Baby bekommt alles, was es braucht! Eine Seitenwandplazenta funktioniert genauso gut, wie jede andere Plazentalage und beeinflusst weder Schwangerschaft noch Geburt negativ.
Die Versorgung läuft über die Gebärmutterarterie der entsprechenden Seite – ein ganz natürlicher Prozess, der keine besonderen Maßnahmen erfordert.
Mögliche Risiken und Komplikationen
Auch wenn die Seitenwandplazenta meist völlig unproblematisch ist, wollen wir ehrlich mit euch sein: Es gibt ein paar Dinge, die ihr im Blick behalten solltet. Keine Panik – wir erklären euch, worauf ihr achten müsst und wann ein Arztbesuch wirklich nötig wird.
Verwechslung mit Placenta praevia
Manchmal entstehen Missverständnisse, die unnötige Sorgen verursachen. Ein häufiger Fall: die Verwechslung zwischen einer harmlosen Seitenwandplazenta und einer Placenta praevia. Diese beiden sind grundverschieden!
Bei der Placenta praevia sitzt der Mutterkuchen direkt vor dem Muttermund – wie ein Vorhang, der den Ausgang blockiert. Das ist tatsächlich problematisch und kommt zum Glück nur bei etwa 0,5 Prozent aller Schwangerschaften vor. Dann ist meist ein Kaiserschnitt nötig, weil eine natürliche Geburt gefährliche Blutungen auslösen könnte.
Falls euer Arzt anfangs von einer “tief sitzenden Plazenta” spricht, atmet tief durch. Diese wandert in 95 Prozent der Fälle während der Schwangerschaft nach oben und wird dann ganz normal.
Plazentainsuffizienz bei ungünstiger Lage
Auch wenn es selten vorkommt, kann es passieren, dass die Plazenta nicht richtig arbeitet. Dann spricht man von einer Plazentainsuffizienz – der Mutterkuchen schafft es nicht mehr, euer Baby optimal zu versorgen.
Je nach Verlauf unterscheiden Ärzte drei Formen:
- Akute Form: Entwickelt sich sehr schnell, binnen Stunden
- Subakute Form: Braucht ein paar Tage
- Chronische Form: Schleicht sich über Wochen ein
Bestimmte Faktoren können das Risiko erhöhen – Rauchen, Alkohol, Diabetes oder Infektionen gehören dazu. Bleibt eine Plazentainsuffizienz unentdeckt, kann das ernste Folgen für euer Baby haben. Oft zeigt sich das durch ein zu langsames Wachstum oder weniger aktive Bewegungen.
Wann ist ärztliche Kontrolle nötig?
Eure Seitenwandplazenta – ob rechts oder links – macht normalerweise keine Probleme. Trotzdem gibt es Warnzeichen, bei denen ihr sofort zum Arzt solltet:
- Starke, plötzliche Bauchschmerzen
- Jede Art von vaginaler Blutung
- Euer Baby bewegt sich deutlich weniger, oder gar nicht mehr
- Schwindel oder Ohnmacht
Diese Symptome können auf ernste Komplikationen hindeuten – etwa eine Plazentaablösung oder akute Versorgungsprobleme. Hier zählt jede Minute.
Aber keine Sorge: Genau deshalb gibt es die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Euer Frauenarzt behält nicht nur euer Baby im Blick, sondern kontrolliert bei jedem Ultraschall auch eure Plazenta. Diese Termine sind euer Sicherheitsnetz – bitte nehmt sie alle wahr.
Der wichtigste Rat zum Schluss: Lieber einmal zu viel nachfragen, als eine wichtige Warnung übersehen. Euer Bauchgefühl ist oft ein guter Ratgeber.
Was bedeutet die Seitenwandplazenta für die Geburt?
Die Geburt rückt näher und plötzlich tauchen wieder diese Fragen im Kopf auf: Wird alles normal verlaufen? Macht die Seitenwandplazenta die Entbindung komplizierter? Diese Sorgen kennen viele werdende Eltern – und wir können euch wirklich beruhigen.
Normale Geburt oder Kaiserschnitt?
Eure Seitenwandplazenta steht einer natürlichen Geburt normalerweise nicht im Weg. Der Geburtskanal bleibt frei. Euer Baby kann seinen natürlichen Weg nehmen, ohne dass die Plazentaposition Probleme bereitet.
So verläuft eure Geburt
Die allermeisten Frauen mit Seitenwandplazenta erleben eine ganz normale Geburt. Die Wehen kommen und gehen, wie bei jeder anderen Schwangeren auch. Die Austreibungsphase (das ist die zweite Phase der Geburt) läuft ab, wie sie soll. Euer Körper weiß genau, was zu tun ist.
Das Geburtsteam in der Klinik kennt natürlich eure Plazentaposition – sie steht ja im Mutterpass. Trotzdem ändert sich dadurch der Geburtsplan meist nicht. Eure Seitenwandplazenta gilt als völlig normal, und das behandelt das Personal auch so.
Nach der Geburt: Die Plazenta löst sich
Jetzt wartet noch die Nachgeburtsphase, und auch hier läuft bei einer Seitenwandplazenta alles wie gewohnt ab. Der Mutterkuchen löst sich von der Gebärmutterwand, meist innerhalb von 10 bis 30 Minuten nach der Geburt.
Diese letzten Wehen spürt ihr kaum – sie sind viel sanfter als die Geburtswehen. Euer Körper schafft das ganz von selbst:
- Die Gebärmutter zieht sich zusammen und löst die Plazenta
- Leichte Nachgeburtswehen helfen dabei (alle 2-3 Minuten)
- Ein letztes kleines Pressen, und die Plazenta ist draußen
Viele Kliniken geben etwas Oxytocin (das ist ein Hormon, dass auch die Kontraktionen der Gebärmutter fördern kann), um diesen Prozess zu unterstützen. Eure Hebamme tastet dabei euren Bauch ab und spürt, ob sich der Mutterkuchen schon gelöst hat.
Wichtig ist danach die Kontrolle: Das medizinische Team schaut die Plazenta genau an, um sicherzugehen, dass alles vollständig herausgekommen ist. Bleiben Reste zurück, könnte das später zu Problemen führen. Aber keine Sorge – diese Untersuchung ist Standard und läuft vollkommen routiniert ab.
Zusammenfassend zur Seitenwandplazenta
Eine Seitenwandplazenta ist wirklich kein Grund zur Sorge. Ganz gleich, ob sie rechts oder links sitzt – es handelt sich um eine völlig normale Variante, mit der die allermeisten Frauen eine völlig entspannte Schwangerschaft erleben.
Euer Geburtskanal bleibt frei. Anders als bei einer Placenta praevia, steht einer natürlichen Geburt grundsätzlich nichts im Weg. Vielleicht spürt ihr die Bewegungen eures Babys etwas anders, als andere Mütter – aber jede Schwangerschaft ist schlicht und ergreifend einzigartig.
Ihr braucht keine besonderen Schlafpositionen oder extra Vorsichtsmaßnahmen. Euer Körper weiß genau, was zu tun ist.
Falls ihr jedoch plötzliche starke Schmerzen oder Blutungen bemerkt, zögert nicht und wendet euch an euren Arzt. Ansonsten, atmet tief durch und freut euch auf euer Baby. Euer Körper vollbringt gerade wahre Wunder – vertraut ihm und genießt diese besondere Zeit.
FAQs zur Seitenwandplazenta
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