Milchstau erkennen und behandeln: Bewährte Tipps für stillende Mütter

Milchstau Ursachen und Behandlung

Bild: © GTeam / Adobe Stock


Eure Brust spannt plötzlich schmerzhaft, und das Stillen wird zur echten Herausforderung. Viele Frauen erleben einen Milchstau zwischen dem 1. und dem 4. Babymonat . Die ersten 12 Wochen der Stillzeit, sind dabei besonders anfällig für diese wirklich schmerzhafte Erfahrung.

Die Anzeichen sind meist deutlich spürbar: Eure Brust schmerzt an bestimmten Stellen, rötet sich und fühlt sich hart an. Kleine Knötchen lassen sich ertasten. Ihr fühlt euch unwohl und habt vielleicht sogar leichtes Fieber bis 38,5°C. Was besonders frustrierend ist – die betroffene Stelle wird erstmal durch das Stillen nicht wieder weich. Manchmal kann sogar die ganze Brust betroffen sein.

Hier kommt die gute Nachricht: Häufiges Stillen nach Bedarf löst den Milchstau meist innerhalb weniger Tage wieder auf. Mit den richtigen Handgriffen, bekommt ihr dieses Problem meist schnell wieder in den Griff.

Trotzdem solltet ihr nicht warten. Ein unbehandelter Milchstau kann sich zu einer Brustentzündung (Mastitis) entwickeln – deshalb ist schnelles Handeln so wichtig.

In diesem Artikel möchte ich euch erklären, wie ihr einen Milchstau frühzeitig erkennt, welche Ursachen dahinterstecken und – das Wichtigste – wie ihr ihn wirksam behandelt und künftig vermeidet.

Inhaltsangabe

Was ist ein Milchstau?

Was ein Milchstau ist, ist schnell erklärt. Es staut sich Muttermilch in einem Bereich der Brust. Die Milch kann dort nicht richtig abfließen, weil die Milchkanäle blockiert sind. Das Ergebnis? Eine schmerzhafte, verhärtete Stelle entsteht, die auch nach dem Stillen hart bleibt.

Wie entsteht ein Milchstau im Körper?

Die Wissenschaft rätselt noch über die genauen Abläufe. Was wir wissen: Verschiedene Faktoren spielen zusammen.

Oft sind es ganz praktische Dinge, die Probleme verursachen. Drückt etwas auf eure Brust – ein zu enger Still-BH, unbequeme Kleidung, oder eine schlechte Schlafposition, kann das einen Milchstau auslösen. Manchmal verstopft auch ein winziger Fetttropfen die Brustwarzenöffnung. Fettablagerungen oder alte Zellen blockieren die Milchgänge von innen.

Der Hauptverursacher ist aber meist simpel: Eure Brust wird nicht richtig geleert. Das geschieht, wenn:

  • euer Baby schlecht angelegt ist
  • die Stillposition noch nicht optimal sitzt
  • euer Kind zu selten oder zu kurz trinkt
  • das Baby zu schwach saugt

Besonders kritisch sind die 2. und 3. Woche nach der Geburt. Ihr und euer Baby müsste euch noch ein wenig in dieses ganze “Still-Ding” einspielen. Dazu kommt: Euer Körper produziert anfangs oft mehr Milch, als euer kleiner Schatz trinken kann. Diese Überproduktion, oder der erste richtige Milcheinschuss, können ebenfalls zu Stauungen führen.

Stress und Erschöpfung verschlimmern die Situation zusätzlich. Die Stresshormone stören Milchproduktion und Milchfluss – auch wenn sie selten alleine schuld sind.

Unterschied zwischen Milchstau und Mastitis

Hier wird es wichtig: Ein harmloser Milchstau und eine ernsthafte Brustentzündung (Mastitis) brauchen unterschiedliche Behandlung.

Milchstau erkennt ihr so:

  • Schmerzen und harte Stellen in der Brust
  • Vielleicht Rötung und leichte Wärme am betroffenen Bereich
  • Fieber höchstens bis 38,4°C
  • Ihr fühlt euch unwohl, aber nicht richtig krank

Mastitis zeigt sich deutlicher:

  • Stärkere Schmerzen und Schwellungen
  • Deutliche Rötung und spürbare Hitze in der Brust
  • Fieber über 38,4°C
  • Kopf- und Gliederschmerzen wie bei einer Grippe
  • Schüttelfrost und das Gefühl, richtig krank zu sein

Ein Milchstau bessert sich normalerweise innerhalb von ein bis zwei Tagen. Bei einer Mastitis braucht ihr ärztliche Hilfe. Das Tückische: Die Grenzen verschwimmen manchmal. Ein unbehandelter Milchstau kann zu einer Mastitis werden, wenn Bakterien durch winzige Risse eindringen.

Wird aus lokalen Beschwerden plötzlich hohes Fieber mit Schüttelfrost, ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Dann entwickelt sich wahrscheinlich eine Brustentzündung, die medizinisch behandelt werden muss.

Häufige Ursachen für einen Milchstau

Hinter jedem Milchstau steckt eine Geschichte. Manchmal ist es der zu enge Still-BH von letzter Woche, manchmal das Baby, das seine Trinktechnik noch perfektioniert. Die gute Nachricht? Die meisten Ursachen lassen sich einfach beheben, sobald ihr wisst, wonach ihr suchen müsst.

Unzureichendes Entleeren der Brust

Der häufigste Grund für einen Milchstau liegt in einer mangelhaften Entleerung der Milchgänge. Stellt euch vor: Die Milch kann nicht richtig abfließen, staut sich zurück und verstopft die winzigen Kanäle in eurer Brust. Das Resultat? Eine schmerzhafte Ansammlung von Milch, irgendwo in der Brust.

Hier kommt eure Hebamme oder Stillberaterin ins Spiel. Sie zeigt euch verschiedene Stillpositionen und erklärt die kleinen Details, die den großen Unterschied machen. Das Wichtigste: Legt euer Baby nach Bedarf an – nicht nach der Uhr.

Milcheinschuss und Überproduktion

Nach der Geburt startet euer Körper voller Motivation mit der Milchproduktion. Zuerst produziert er Kolostrum – die goldene Vormilch voller Nährstoffe. Dann folgt die Übergangsmilch und schließlich die “reife” Muttermilch. Diese Übergangsphase bringt manchmal mehr Milch hervor, als euer Baby schaffen kann.

Der Milcheinschuss kann richtig überraschend sein. Plötzlich läuft die Milchproduktion auf Hochtouren, während euer Baby noch lernt, effektiv zu trinken. Das Ergebnis: prall gefüllte Brüste, die euer Kleines noch nicht vollständig leeren kann.

Manche Mamas produzieren besonders viel Milch – eine sogenannte Hyperlaktation. Die Anzeichen sind eindeutig:

  • Brüste, die sich ständig gespannt anfühlen und nie richtig leer werden
  • Ein starker, manchmal schmerzhafter Milchspendereflex
  • Wiederholte Milchstaus oder sogar Brustentzündungen

Normalerweise reguliert sich das “Angebot” entsprechend der “Nachfrage” eures Babys, innerhalb von drei bis sechs Wochen.

Stress, Erschöpfung und enge Kleidung

Stress ist ein echter Spielverderber. Stresshormone können die Milchproduktion und den Milchfluss durcheinanderbringen. Der Milchspendereflex funktioniert dann nicht mehr optimal, und die Brust wird nicht ausreichend entleert.

Diese Stressfallen kennen viele frischgebackene Mamas:

  • Dauerhafter Besucherstrom in den ersten Wochen
  • Extreme Erschöpfung durch Schlafmangel
  • Gut gemeinte, aber verwirrende Ratschläge von allen Seiten
  • Zu frühe Rückkehr in den hektischen Alltag

Typische Symptome frühzeitig erkennen

Zeit ist hier euer Verbündeter. Die typischen Anzeichen eines Milchstaus entwickeln sich meist innerhalb weniger Stunden oder 1-2 Tagen und sollten euch sofort alarmieren. Je schneller ihr reagiert, desto besser könnt ihr verhindern, dass sich eine ernsthafte Brustentzündung entwickelt.

Verhärtungen und Schmerzen in der Brust

Euer Körper sendet klare Signale. Die ersten Anzeichen eines Milchstaus sind meist deutlich spürbar:

  • Eine schmerzhafte, harte Stelle in der Brust, die trotz Stillens nicht wieder weich wird
  • Tastbare kleine Knötchen oder Verhärtungen im Brustgewebe
  • Ein klar abgegrenzter, druckempfindlicher Bereich
  • Ein Spannungsgefühl, das von unangenehm bis sehr schmerzhaft reichen kann

Diese Verhärtungen entstehen, weil die Milch an dieser Stelle nicht richtig abfließen kann. Die harten Knötchen sind tatsächlich mit Milch überfülltes Drüsengewebe. Anfangs mögen sie klein erscheinen, können aber im Verlauf eine größere Fläche einnehmen.

Hier ein wichtiger Unterschied: Während der normale Milcheinschuss beide Brüste betrifft, ist bei einem Milchstau klassischerweise nur ein Teilbereich einer Brust betroffen.

Rötung, Wärme und leichtes Fieber

Neben den Verhärtungen und Schmerzen, könnt ihr weitere Warnsignale beobachten:

  • Die Haut über der betroffenen Stelle kann gerötet sein
  • Der Bereich fühlt sich wärmer an, als das umgebende Gewebe
  • Ein allgemeines Unwohlsein kann auftreten
  • Manchmal steigt die Körpertemperatur leicht an, allerdings nicht über 38,5°C

Viele Frauen erkennen intuitiv, wenn sich ein Milchstau bildet. Die Rötung ist dabei ein wichtiges Warnzeichen. Sie zeigt, dass eine lokale Entzündungsreaktion im Gang ist. Bei einem einfachen Milchstau bleiben die Beschwerden jedoch auf die Brust begrenzt. Ihr fühlt euch zwar unwohl, aber nicht richtig krank.

Falls ihr unsicher seid: Achtet besonders auf die Kombination aus Verhärtung, Schmerz und lokaler Erwärmung. Diese drei Symptome treten fast immer gemeinsam auf.

Unterschiede zur Brustentzündung

Hier wird es wichtig für eure Gesundheit: Einen einfachen Milchstau von einer potenziellen Brustentzündung (Mastitis) unterscheiden zu können, fand ich für mich persönlich relativ wichtig. Obwohl ein Milchstau fließend in eine Brustentzündung übergehen kann, gibt es klare Unterschiede:

Bei einem Milchstau:

  • Bleiben die Beschwerden auf die Brust begrenzt
  • Steigt das Fieber, wenn überhaupt, nicht über 38,4°C
  • Fehlt ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl
  • Zeigt sich meist eine Besserung innerhalb von 24-48 Stunden

Bei einer beginnenden Mastitis hingegen:

  • Treten zusätzlich grippeähnliche Beschwerden auf
  • Steigt das Fieber deutlich über 38,4°C
  • Kommen Kopf- und Gliederschmerzen hinzu
  • Tritt Schüttelfrost auf
  • Fühlt ihr euch richtig krank und abgeschlagen

Die Symptome einer Brustentzündung entwickeln sich außerdem viel plötzlicher, sind schmerzhafter und fast immer von Fieber begleitet. Falls sich euer Allgemeinzustand innerhalb von 24 Stunden deutlich verschlechtert, oder die Beschwerden nicht innerhalb von zwei Tagen besser werden, solltet ihr unbedingt ärztliche Hilfe suchen.

Merkt euch: Ein unbehandelter Milchstau kann sich zu einer Brustentzündung entwickeln – er muss es aber nicht. Mit den richtigen Maßnahmen könnt ihr einer Mastitis vorbeugen und den Milchstau schnell lösen.

Milchstau lösen: Die 4 bewährten Methoden

Jetzt wird es konkret. Sobald ihr den Milchstau erkannt habt, ist schnelles Handeln gefragt. Mit den richtigen Schritten bekommt ihr das Problem meist innerhalb von 24-48 Stunden in den Griff – und verhindert damit eine Brustentzündung. Vier erprobte Methoden könnt ihr zu Hause ohne großes Kopfzerbrechen nutzen. Hier kommen dazu Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

1. Häufiges Stillen in passenden Positionen

Euer Baby ist euer bester Verbündeter! Niemand entleert eure Brust so wirkungsvoll, wie euer kleiner Schatz. Legt euer Baby alle zwei bis drei Stunden an – je öfter, desto besser. Scheut euch (ausnahmsweise) nicht davor, euer schlafendes Kind zum Stillen zu wecken, wenn es nötig ist.

Die richtige Stillposition macht den Unterschied:

  • Das Kinn eures Babys zeigt zur gestauten Stelle – dort wirkt die Saugkraft am stärksten
  • Wechselt die Stillpositionen regelmäßig, damit alle Brustbereiche entleert werden
  • Startet mit der betroffenen Brust, falls die Schmerzen es zulassen

Der Vierfüßlerstand kann wahre Wunder wirken. Ihr kniet auf Händen und Knien, während euer Baby unter euch auf dem Rücken liegt. Die Schwerkraft hilft der Milch beim Fließen – besonders bei Stauungen im oberen Brustbereich.

Sitzt der Stau eher Richtung Achselhöhle? Dann probiert den Rückengriff (auch Footballhaltung genannt). Dabei liegt das Baby seitlich unter dem Arm der Mutter. Seine Füße zeigen dabei nach hinten. Die Mutter stützt den Kopf des Babys mit der Hand, während der Unterarm den Rücken unterstützt. (Siehe Bild unten)

Bei Problemen im unteren Brustbereich stillt am besten im Liegen.

2. Brust ausstreichen oder sanft massieren

Eine sanfte Massage kann die Lösung sein. Massiert eure Brust schon vor dem Anlegen und auch währenddessen – besonders die geröteten oder verhärteten Stellen brauchen diese Extra-Aufmerksamkeit.

So macht ihr es richtig:

  1. Beginnt mit kreisenden Bewegungen über das gesamte Brustgewebe
  2. Streicht dann mit den Fingern vom äußeren Brustrand zur Brustwarze
  3. Übt dabei sanften Druck aus, um die Verhärtungen zu lockern
  4. Massiert auch während des Stillens weiter – das unterstützt den Milchfluss

Fühlt sich die Brust nach dem Stillen noch nicht richtig leer an? Dann streicht die überschüssige Milch aus. Der C-Griff funktioniert am besten: Daumen und Zeigefinger etwa 2-3 cm hinter die Brustwarze legen, sanft Richtung Brustkorb drücken und die Finger nach vorne abrollen. Eure Hebamme zeigt euch gerne, wie es geht.

3. Milch abpumpen – aber richtig

Manchmal trinkt euer Baby nicht oft genug, oder das Stillen an der betroffenen Brust ist zu schmerzhaft. Dann kann die Milchpumpe eine echte Hilfe sein. Sie entleert die Brust meist schneller und gründlicher, als das manuelle Ausstreichen.

Darauf solltet ihr beim Abpumpen achten:

  • Wärmt die Brust vorher an – eine warme Dusche oder warme Umschläge helfen
  • Verwendet nur sanften Sog – Schmerzen sind ein Warnsignal
  • Pumpt nur so lange, bis Linderung eintritt, damit ihr die Milchproduktion nicht zusätzlich anregt
  • Nach dem Abpumpen kann euer Baby oft wieder besser trinken

Praktischer Nebeneffekt: Die abgepumpte Muttermilch geht nicht verloren – ihr könnt sie später füttern.

4. Kühlen nach dem Stillen

Nach jeder Entleerung ist Kühlung angesagt. Das lindert Schmerzen, reduziert Schwellungen und bremst die sofortige Neuproduktion von Milch.

Kühlt etwa 15-20 Minuten nach jeder Entleerung. Die Kälte zieht die Gefäße zusammen und nimmt Spannung und Schmerz.

Merkt euch diese Formel: Wärmen vor dem Stillen – Brust entleeren – danach kühlen. Dieser Dreiklang löst die meisten Milchstaus zuverlässig.

Weiter unten im Beitrag schreibe ich euch noch ein paar Hausmittel auf. Da lest ihr dann auch, wie man Quarkwickel macht und anwendet. 🤗

Wann sollte ich ärztliche Hilfe suchen?

Manchmal reicht Selbsthilfe einfach nicht aus. Milchstau kann sich hartnäckig zeigen, und dann braucht ihr professionelle Unterstützung. Die meisten Fälle lassen sich zwar gut mit den bewährten Methoden behandeln, doch es gibt klare Grenzen der Eigenbehandlung. Euer Körper sendet deutliche Signale, wenn medizinische Hilfe nötig wird – ihr müsst nur wissen, worauf ihr achten solltet.

Anzeichen für eine beginnende Mastitis

Der Übergang vom harmlosen Milchstau zur ernsteren Brustentzündung kann schleichend passieren. Diese Warnzeichen sollten euch sofort hellhörig machen:

  • Nach 24 bis 48 Stunden bessern sich eure Beschwerden nicht – oder sie werden sogar schlimmer. Das deutet darauf hin, dass sich vermutlich Bakterien breitgemacht haben
  • Die betroffene Brust schmerzt stärker als vorher, wird heißer und schwillt deutlicher an
  • Euer Allgemeinbefinden verschlechtert sich spürbar innerhalb von 24 Stunden
  • Das Thermometer zeigt über 38,5°C an
  • Plötzlich fühlt ihr euch wie bei einer Grippe – abgeschlagen, mit Kopf- und Gliederschmerzen

Der Übeltäter ist oft das Bakterium Staphylococcus aureus. Es schlüpft durch winzige Hautrisse an der Brustwarze ins Gewebe und löst dort eine Entzündung aus. Bleibt das unbehandelt, drohen ernste Komplikationen: Stillprobleme, eitrige Abszesse oder sogar eine Blutvergiftung.

Trotzdem kein Grund zur Panik! Schnelles Handeln kann eine beginnende Mastitis oft noch stoppen.

Was tun bei Fieber und Schüttelfrost?

Schüttelfrost und rasch steigendes Fieber sind Alarmsignale ersten Ranges. Sie zeigen fast immer eine beginnende Mastitis an, die unbedingt ärztlich behandelt werden muss. Jetzt heißt es: sofort handeln!

Euer Aktionsplan:

  1. Direkt zum Arzt: Kontaktiert umgehend eure Frauenärztin oder – am Wochenende – den ärztlichen Bereitschaftsdienst
  2. Weiterstillen trotz allem: Auch wenn es schmerzt – stillt weiter oder pumpt ab. Sonst verschlimmert ein zusätzlicher Milchstau die Entzündung
  3. Ruhe gönnen: Schaltet einen Gang zurück und vermeidet körperliche Anstrengung

Hohe Temperatur und schlechtes Allgemeinbefinden führen meist zur Antibiotika-Verschreibung. Die beruhigende Nachricht: Abstillen müsst ihr deswegen nicht! Es gibt stillfreundliche Antibiotika, die für euer Baby unbedenklich sind. Eure Ärztin kann euch sowohl Antibiotika als auch fiebersenkende Mittel verschreiben, die sich mit dem Stillen vertragen.

Beim Arzttermin erwartet euch eine gründliche Befragung: Was hat sich verändert? Wie stark sind die Schmerzen? Fühlt ihr euch krank? Hattet ihr Schüttelfrost oder Fieber? Dazu kommt die körperliche Untersuchung – Rötung, Überwärmung und Schwellung lassen sich leicht feststellen.

Milchstau vorbeugen: So geht’s

Manchmal ist das Beste, was wir als Eltern tun können, ein Problem erst gar nicht entstehen zu lassen. Die Möglichkeit eines Milchstaus ist theoretisch immer gegeben. Aber mit ein paar bewährten Gewohnheiten könnt ihr das Risiko zumindest deutlich senken und euch (hoffentlich) schmerzhafte Stunden ersparen. Die meisten Milchstaus lassen sich durch die richtigen Routinen vermeiden. Hier erfahrt ihr, welche vorbeugenden Maßnahmen eure Stillzeit entspannter machen.

Regelmäßiges Stillen nach Bedarf

Das regelmäßige und vollständige Entleeren der Brust ist euer wichtigster Schutz vor einem Milchstau. Dabei solltet ihr euch nach den Bedürfnissen eures kleinen Schatzes richten.

  1. Stillt nach Bedarf, nicht nach der Uhr. Achtet auf die frühen Hungersignale: Suchbewegungen mit dem Kopf, Saugen an den Händchen oder leises Schmatzen. Diese Zeichen kommen lange vor dem Weinen – und ein entspanntes Baby trinkt viel besser als ein aufgebrachtes.
  2. Bietet bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Beginnt mit der Seite, die beim letzten Mal weniger getrunken wurde. So stellt ihr sicher, dass keine Brust zu lange nur teilweise geleert wird.
  3. Auch nachts sollten die Pausen zwischen den Mahlzeiten nicht zu lang werden. Ja, das ist anstrengend! Aber nächtliches Stillen beugt Milchstau vor und hilft eurem Körper, die richtige Milchmenge zu finden.
  4. Bei einer Milchüberproduktion kann “Block Feeding” helfen: Stillt mehrere Mahlzeiten hintereinander nur an einer Brust, während die andere ruht. Das reguliert die Milchmenge sanft.

Stillpositionen variieren

Auch hier mache Abwechslung den Unterschied! Verschiedene Stillpositionen sorgen dafür, dass alle Bereiche der Brust gleichmäßig entleert werden:

  • Wiegenhaltung: Der Klassiker – euer Baby liegt quer vor eurem Bauch. Perfekt für den mittleren Brustbereich.
  • Rückenhaltung: Das Baby liegt seitlich unter eurem Arm. Ideal für seitliche Bereiche und die Achselhöhle.
  • Seitenlage: Entspannt für euch beide, besonders nachts praktisch.
  • Laid-back-Nursing: Ihr lehnt euch zurück, das Baby liegt auf euch. Die Schwerkraft hilft beim Saugen.

Wechselt bewusst ab – am besten täglich. Achtet darauf, dass der kleine Mund weit geöffnet ist und einen großen Teil des Brustwarzenhofs umfasst. Das ist das A und O für gutes Stillen.

Stressreduktion und Ruhepausen

Stress ist ein stiller Störenfried beim Stillen. Deshalb ist Entspannung so wichtig für euch. Nutzt jede Gelegenheit zur Ruhe, besonders in den ersten Wochen. Wenn das Baby schläft, ruht auch ihr. Der Haushalt kann warten – eure Erholung nicht.

Begrenzt Besuche bewusst. Kommuniziert klar, wann ihr bereit für Gesellschaft seid und wann ihr eure Ruhe braucht. Echte Freunde werden das verstehen.

Tragt bequeme Kleidung ohne Druck im Brustbereich. Ein gut sitzender Still-BH ohne Bügel ist Gold wert. Nachts könnt ihr ihn ganz weglassen oder einen superweichen Schlaf-BH tragen.

Trinkt genug und esst ausgewogen. Euer Körper leistet Schwerstarbeit – gebt ihm den Treibstoff, den er braucht.

Mit der Zeit werdet ihr und euer Baby ein eingespieltes Team. Die meisten Herausforderungen kommen in den ersten Wochen, wenn noch alles neu ist. Mit jedem Tag werdet ihr sicherer – und Milchstau wird immer seltener ein Thema.

Sonderfälle: Wiederkehrender Milchstau und knotiges Gewebe

Manche Mütter erleben es immer wieder – der Milchstau kommt hartnäckig zurück, oft an derselben Stelle. Das kann frustrierend sein und auch verunsichern. Wenn das bei euch der Fall ist, stecken möglicherweise andere Ursachen dahinter, als bei einem gewöhnlichen Milchstau. Verstopfte Milchgänge sind dann nicht das einzige Problem. Manchmal spielen auch Veränderungen im Brustgewebe eine Rolle, die ärztlich abgeklärt werden sollten.

Milchstau immer an derselben Stelle

Habt ihr bemerkt, dass euer Milchstau immer wieder an genau derselben Stelle auftritt? Das kann ein wichtiger Hinweis auf tieferliegende Ursachen sein.

Manchmal liegt in solchen Fällen eine fibrozystische Mastopathie vor – eine knotige Vermehrung des Brust-Bindegewebes. Diese Veränderungen sind gutartig, können aber den Milchfluss an bestimmten Stellen behindern.

Was passiert dabei? Die knotigen Veränderungen machen es der Milch schwer, ungehindert durch die Milchgänge zu fließen. Feste Bestandteile der Milch wie Fettkügelchen und Zellen, setzen sich an diesen Stellen leichter ab. Die Milch dickt stellenweise ein, und der Druck auf das umliegende Gewebe steigt.

Manchmal sind auch sogenannte “Pfropfen” in der Öffnung eines Milchgangs schuld. Wenn so ein Pfropf herauskommt, sieht er manchmal wie ein winziger Kristall, ein Sandkorn, oder ein dünnes Spaghetti aus. Auch ein weißes oder klares Bläschen auf der Brustwarze kann einen Milchgang verschließen.

Was könnt ihr tun?

  • Sanfte Massage und feuchte Wärme vor dem Stillen anwenden
  • Die Brust durch euer Baby oder Abpumpen entleeren
  • Bei wiederkehrenden Verstopfungen: tägliche Einnahme von Lecithin (5-10g) erwägen (natürlich nicht ohne Absprache mit euer Ärztin)
  • Tierische Fette und koffeinhaltige Getränke reduzieren

Ganz klar sollte ein wiederkehrender Milchstau an derselben Stelle immer von einer Frauenärztin untersucht werden. Eine professionelle Diagnose gibt euch Sicherheit – und meist handelt es sich um ganz harmlose Veränderungen.

Fibroadenome, Galaktozelen und Abszesse

Neben wiederkehrenden Milchstaus, gibt es weitere Veränderungen der Brust, die während der Stillzeit auftreten können:

Fibroadenome sind gutartige Knoten im Brustgewebe. Sie bestehen aus Bindegewebe und Drüsengewebe und fühlen sich normalerweise beweglich, schmerzlos und klar abgegrenzt an. Während der Schwangerschaft und Stillzeit können sie wachsen und den Milchfluss beeinträchtigen.

Eine Galaktozele ist eine mit Milch gefüllte Zyste. Sie tritt meist innerhalb der ersten sechs bis zehn Monate nach dem Ende der Stillzeit auf, gelegentlich aber auch währenddessen. Sie entsteht, wenn die Milch stagniert und ein Pfropfen den Milchgang verschließt. Galaktozelen fühlen sich wie runde, leicht bewegliche Knoten an.

Besonders aufmerksam solltet ihr bei einem Brustabszess sein – einer seltenen, aber ernsthaften Komplikation einer bakteriellen Brustentzündung. Ein Abszess zeigt sich meist als schmerzhafter Knoten oder Verhärtung, der sich trotz häufigen Stillens nicht auflöst. Manchmal kann er auch schmerzfrei sein, ist aber immer ein Grund für sofortige ärztliche Hilfe.

Typische Anzeichen eines Abszesses:

  • Anhaltender Knoten, der trotz Stillens bestehen bleibt
  • Anhaltendes oder wiederkehrendes Fieber nach einer Mastitis
  • Manchmal lokale Rötung ohne weitere Entzündungszeichen

Hier ist eine medizinische Untersuchung unumgänglich. Mit Ultraschalldiagnostik lässt sich ein Abszess sicher erkennen. Die Behandlung erfolgt je nach Größe und Lage durch Punktion oder durch einen kleinen chirurgischen Eingriff.

Wichtig für euch zu wissen: Bei einem Abszess könnt ihr trotzdem weiterstillen – das ist sogar empfehlenswert! Durch das regelmäßige Entleeren der Brust unterstützt ihr den Heilungsprozess. Es gibt stillverträgliche Antibiotika und Schmerzmittel, die während der Behandlung eingenommen werden können.

Trotz dieser Sonderfälle ist es beruhigend zu wissen, dass mit zunehmender Stilldauer das Risiko für Milchstaus, Brustentzündungen und Abszessen deutlich abnimmt. Eure Brustdrüsen arbeiten mit der Zeit effizienter und produzieren weniger überschüssige Milch.

Hausmittel und unterstützende Maßnahmen

Bewährte Hausmittel können die Beschwerden bei einem Milchstau spürbar lindern und eure Genesung vorantreiben. Diese natürlichen Helfer ergänzen die grundlegenden Maßnahmen perfekt.

Quarkwickel und Kohlblätter

Nach dem Stillen ist Kühlung euer bester Freund – und dafür haben sich zwei Hausmittel besonders bewährt. Quarkwickel und Weißkohlblätter wirken entzündungshemmend und lassen Schwellungen abklingen.

Für einen Quarkwickel braucht ihr nur wenige Dinge:

  • 1 Packung Quark (fettreicher Quark kühlt länger)
  • Küchenrolle oder Mulltuch
  • Schere

So geht’s: Schneidet zwei Blätter Küchenrolle in kreisförmige Stücke passend zu eurer Brustgröße und schneidet in der Mitte ein Loch für die Brustwarze aus. Den kalten Quark verteilt ihr fingerdick auf einem Blatt und deckt ihn mit dem zweiten Blatt ab. Dieses “Quark-Sandwich” legt ihr so auf die Brust, dass die Brustwarze frei bleibt.

Kohlblätter sind die Alternative:

  1. Nehmt ein sauberes Kohlblatt aus der Mitte des Kohlkopfes
  2. Entfernt den Strunk und schneidet ein Loch für die Brustwarze
  3. Rollt mit einer Glasflasche über das Blatt, bis die Fasern knacken
  4. Legt das gekühlte Blatt auf die Brust und fixiert es mit einem BH

Lecithin bei Milchstau – sinnvoll oder nicht?

Lecithin hört ihr wahrscheinlich oft als Tipp bei wiederkehrendem Milchstau. Dieser Emulgator soll angeblich die Milchkonsistenz verändern und Verstopfungen lösen. Die Wahrheit? Wissenschaftliche Belege dafür gibt es nicht.

Falls ihr es trotzdem probieren wollt: Die empfohlene Menge liegt bei 1200 mg Lecithin, 1-4 mal täglich. Bei hartnäckigen, wiederkehrenden Milchstaus berichten manche Mütter von positiven Erfahrungen. Trotzdem sollte Lecithin niemals eure einzige Maßnahme sein – die bewährten Methoden zur Brustentleerung bleiben das Wichtigste.

Wärme vor dem Stillen – ja oder nein?

Kurze Wärmeanwendungen vor dem Stillen können durchaus helfen. Warme Kirschkernkissen, Wärmflaschen oder warme Waschlappen entspannen das Gewebe und bringen die Milch zum Fließen. Das Geheimnis liegt im richtigen Timing.

Der ideale Ablauf sieht so aus:

  1. Kurz vor dem Stillen Wärme anwenden
  2. Brust entleeren (durch Stillen oder Abpumpen)
  3. Nach dem Stillen kühlen, um Schwellungen zu reduzieren

Wichtig: Achtet darauf, dass die Brust wieder angewärmt ist, bevor ihr erneut stillt. Kälte kann den Milchtransfer beeinträchtigen.

Kurzzusammenfassung zum Milchstau:

Ein Milchstau kann eure Stillzeit ganz schön durcheinanderbringen. Diese schmerzhafte Erfahrung gehört leider zu den häufigeren Herausforderungen, denen junge Mütter begegnen. Mit den richtigen Handgriffen bekommt ihr das Problem meist binnen 24 bis 48 Stunden wieder in den Griff.

Euer wichtigster Verbündeter ist euer Baby selbst. Regelmäßiges Stillen – so oft wie möglich – bleibt die wirksamste Lösung. Probiert verschiedene Positionen aus, damit alle Bereiche eurer Brust gleichmäßig entleert werden. Sollte das Anlegen zu schmerzhaft werden, sind sanftes Ausstreichen oder Abpumpen gute Alternativen.

Merkt euch diesen Ablauf: erst Wärme, dann entleeren, danach kühlen. Diese Dreier-Kombination wirkt bei den meisten Milchstaus zuverlässig. Dazu gehören auch die kleinen Dinge – bequeme Kleidung, die nicht einschneidet, und genügend Ruhepausen für euch.

Trotzdem gibt es Grenzen der Selbstbehandlung. Fieber über 38,5°C, Schüttelfrost oder grippeähnliche Symptome, sind klare Warnzeichen für eine mögliche Mastitis. Dann braucht ihr ärztliche Unterstützung.

Das Schöne daran: Es wird besser! Mit fortschreitender Stillzeit treten Milchstaus seltener auf. Euer Körper und euer Baby werden zu einem eingespielten Team. Jede Woche bringt mehr Sicherheit und Routine.

Lasst euch nicht entmutigen – trotz solcher Stolpersteine ist die Stillzeit etwas Wunderbares. Diese Momente der Nähe zu eurem Baby sind kostbar.


FAQs zum Milchstau:


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Wir recherchieren und prüfen unsere Beiträge intensiv und sorgfältig. Dabei nutzen wir ausschließlich vertrauenswürdige Quellen. Trotzdem seid euch bitte bewusst, dass letztlich weder gute Ratschläge oder Informationen, eine Betreuung durch medizinisches Fachpersonal ersetzen können. In akuten medizinischen Situationen, oder bei Verdacht darauf, wendet euch bitte an einen Arzt / eine Ärztin, an eure Hebamme / euren Entbindungspfleger, oder an eure Apothekerin / euren Apotheker des Vertrauens, damit man euch ganz individuell unterstützen kann.

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