Der Schulwechsel auf eine weiterführende Schule, bringt so viel Neues mit sich. Euer Kind verlässt die vertraute Grundschule und taucht in eine völlig andere Welt ein. Plötzlich gibt es mehr Hausaufgaben, neue Gesichter und längere Schultage. Viele Kinder spüren die Aufregung schon Wochen vor den Sommerferien – der Magen kribbelt, die Gedanken kreisen. Die Grundschulzeit war noch so gemütlich, alles war überschaubar und vertraut. In der “großen Schule” wird alles etwas dynamischer und wuseliger.
Jedes Bundesland hat seine eigenen Regeln für die Schulwahl. Gymnasium, Realschule, Gesamtschule – alle haben ihre besonderen Stärken. Gesamtschulen zum Beispiel lassen Kinder länger zusammen lernen und wachsen.
Genau hier setzen wir an! Mit diesem Ratgeber möchte ich euch durch alle wichtigen Schritte leiten. Von der ersten Vorbereitung – bis zur emotionalen Unterstützung für euer Kind. Starten wir also bei den Vorbereitungen für die Vorbereitung. 🌞
Die Vorbereitung: Gemeinsam den Weg ebnen
Der Übergang auf eine weiterführende Schule beginnt natürlich nicht am ersten Schultag. Schon Monate vorher setzen sich auch eure Kinder in ihrer Grundschul-Klassengemeinschaft damit auseinander. Eine liebevolle Vorbereitung macht eurem Kind den Sprung in die “Große Schule” so viel leichter. Schritt für Schritt könnt ihr auch zu Hause mit dazu beitragen, dass es einen Start ganz ohne Bauchweh gibt.
1. Schnuppertage und Infoveranstaltungen besuchen
Die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer der Grundschule, wird euch zu einem Beratungsgespräch einladen – welche Schule könnte die richtige für euer Kind sein? Nehmt dieses Angebot unbedingt wahr. Am Ende entscheidet ihr als Familie, wohin der Weg führt. Dabei zählen nicht nur die Schulnoten, sondern auch die Persönlichkeit eures Kindes – seine Talente, seine Art zu lernen und wie es sich im Umgang mit anderen Kindern gibt.
Besucht unbedingt auch die Informationsabende der weiterführenden Schulen, die euch interessieren. Viele bieten “Schnuppertage” oder einen “Tag der offenen Tür” an, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Hier kann euer Kind die Räume erkunden, die Atmosphäre aufsaugen und vielleicht schon die ersten Lehrer kennenlernen. Versucht (falls sich die Gelegenheit bietet) mit anderen Eltern ins Gespräch zu kommen. Aber vor allen Dingen: Werft einen Blick auf die Schüler/innen der jeweiligen Schule. Wie geben sie sich? Wie ist der Umgang untereinander – auch zwischen Schülern und Lehrern.
Denn eine gute Schule besteht nicht nur aus gut ausgestatteten Räumen, sondern in erster Linie sollte zählen, ob Lehrer und Schüler ein gutes Miteinander hinbekommen. Solche Dinge kann man an Schnuppertagen ganz gut erahnen, wenn man die Antennen entsprechend ausrichtet.
2. Den neuen Schulweg gemeinsam üben
Habt ihr euch für eine Schule entschieden, macht es Sinn, in den Sommerferien vor dem fünften Schuljahr ein paar Mal ganz ungezwungen in Richtung neuer Schule zu spazieren oder zu fahren. Vielleicht ist ja um die Ecke ein nettes Eiscafé oder ein Park, in dem man ein wenig Zeit verbringt. Natürlich sind eure Kids jetzt keine Erstklässler mehr, denen man den Zebrastreifen erklären muss. Und trotzdem fährt man ab dem ersten Schultag nach den Ferien ganz sicher etwas beruhigter zur Arbeit, wenn man weiß, dass der neue Schulweg kein großes Thema mehr ist.
Dabei solltet ihr beachten:
- Der sicherste Weg ist wichtiger, als der kürzeste
- Übt zu den “echten” Schulzeiten – morgens ist der Verkehr ganz anders, als mittags
- Sprecht über kritische Stellen und wie euer man dort richtig reagiert
Man sagt, dass man einfache Wege mindestens siebenmal gemeinsam gehen sollte, schwierigere Strecken sogar doppelt so oft. Denkt auch daran, dass Hin- und Rückweg unterschiedlich sein können – mittags herrscht oft weniger Verkehr.
Fährt euer Kind mit dem Bus oder der Bahn? Dann übt auch den Weg zur Haltestelle und das sichere Ein- und Aussteigen.
3. Über Ängste und Erwartungen sprechen
Nicht wenige Kinder sind vor dem Schulwechsel wirklich enorm aufgeregt. Manchmal wirken sie auch völlig entspannt – und es bricht dann erst ganz kurz vorher, mit aller Wucht aus ihnen heraus. Egal wann es passiert – WENN es passiert, solltet ihr viel und offen miteinander reden.
Nehmt euch immer wieder bewusst Zeit, um über die Gedanken und Sorgen euer Kinder, mit euren Kindern zu sprechen.
Stellt offene Fragen, die zum Reden einladen: “Was beschäftigt dich am meisten?”, “Worauf freust du dich denn schon?” oder “Womit können wir dir helfen?”.
Hört wirklich zu, ohne die Sorgen kleinzureden. Gemeinsam könnt ihr über verschiedene Situationen sprechen und Lösungen finden. Redet auch über die schönen Seiten der neuen Schule – neue Freundschaften, spannende Fächer, Freizeitangebote – und falls angeboten, Dinge wie Schulband, Robotik-Kurs, Tanz-AG, und ähnliches.
Der Schulwechsel ist wirklich eine große Sache: Euer Kind verlässt seine vertraute Lernwelt und muss sich an so viel Neues gewöhnen – und das alles auf einmal. Eine geduldige und liebevolle Begleitung macht dabei einen echten Unterschied.
Die Praktischen Dinge: Ausstattung für den Neustart
Nach vielen (vielleicht sogar emotionalen) Gesprächen, steht der praktische Teil der Vorbereitungen an. Dabei ist die richtige Ausstattung nicht nur eine Geschmacksache. Ein paar Dinge, die man während der Grundschulzeit noch nicht brauchte, stehen jetzt potenziell auf euer Einkaufsliste. Schauen wir mal rein ..
4. Der neue Schulrucksack – gemeinsam aussuchen macht Spaß
Zeit für einen neuen Schulrucksack! Euer Kind ist jetzt wesentlich größer, als beim Übergang in die erste Klasse. Auch die Anforderungen an einen Schulranzen ändern sich. Marken wie Satch oder Coocazoo haben explizit diese älteren Schüler im Blick und entwerfen Rucksäcke, die mitwachsen.
Worauf solltet ihr achten?
- Platz für große Ordner und dicke Bücher
- Vielleicht sogar ein Laptopfach bzw. Tabletfach – die digitale Welt hält Einzug
- Robuste und wasserdichte Materialien, die auch mal einen Regenschauer überstehen
- Ergonomisch geformt für den wachsenden Oberkörper
Lasst euer Kind unbedingt mitentscheiden! Mit einem Schulranzen, der ihm gefällt, geht es gleich viel motivierter zur Schule.
5. Die Materialliste – früh planen spart Stress
Jede Schule hat ihre eigene Materialliste. Diese kommt meist schon vor den Sommerferien und umfasst:
- Hefte und Blöcke in allen Varianten (liniert, kariert, blanko)
- Bunte Schnellhefter für jedes Fach
- Schreibzeug vom Füller bis zum Textmarker
- Geometrie-Werkzeuge wie Zirkel und Geodreieck
- Spezielle Sachen für Kunst und andere Fächer
Besorgt alles rechtzeitig – am besten schon Wochen vorher. Denkt auch an einen Hausaufgabenplaner! Der wird jetzt richtig wichtig, weil plötzlich verschiedene Lehrer Aufgaben mit unterschiedlichen Terminen geben.
Die allermeisten weiterführenden Schulen arbeiten mittlerweile mit Tablets. Das hat den Vorteil, dass eure Kinder nicht mehr mit so vielen schweren Büchern durch die Gegend laufen müssen. Manche Schulen arbeiten mit einem Leihsystem. Die allermeisten Kinder werden allerdings ein eigenes Tablet oder iPad besorgen müssen. Sollte das so sein, werdet ihr ganz sicher frühzeitig informiert.
6. Der Lernplatz zu Hause – eine kleine Oase schaffen
Ein eigener Arbeitsplatz wird jetzt wichtiger denn je. Idealerweise bekommt er einen festen Platz im Kinderzimmer – getrennt vom Spielbereich.
Was braucht ihr für die perfekte Lernecke?
- Einen höhenverstellbaren Schreibtisch, der mitwächst
- Einen ergonomischen Stuhl für gesundes Sitzen
- Gutes Licht (Tageslicht plus flexible Schreibtischlampe)
- Stauraum für all die neuen Schulsachen
- Ruhe und wenig Ablenkung
Stellt den Schreibtisch am besten seitlich zum Fenster – so fällt das Tageslicht perfekt ein. Helle Farben an der Wand helfen bei der Konzentration und schaffen eine freundliche Atmosphäre.
Das Herz der Sache: Euer Kind Emotional Stärken
Stellt euch vor: Euer Kind sitzt am Küchentisch und starrt nachdenklich auf sein Grundschulzeugnis. Die Aufregung über den bevorstehenden Schulwechsel mischt sich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Genau hier beginnt eure wichtigste Aufgabe als Eltern – die emotionale Begleitung durch den Übergang in die neue Schule.
7. Schätze aus der Vergangenheit heben
Erinnert ihr euch noch an den ersten Kindergartentag eures Kindes? Oder an die Aufregung vor dem ersten Schultag? Damals hat euer kleiner Schatz diese Hürden auch gemeistert – und das kann ihm jetzt wieder Mut machen.
Erzählt eurem Kind doch einmal eure Erinnerungen an diese Zeit. “Weißt du noch, wie nervös du warst, als du schwimmen lernen solltest? Und heute tauchst du wie ein Fisch!” Solche Zeitreisen sind wie kleine Kraftpakete für das Selbstvertrauen.
Schaut auch über den Tellerrand der Schulnoten hinaus. Kann euer Kind besonders gut andere trösten? Baut es die tollsten Lego-Welten? Spielt es Fußball mit Leidenschaft? Diese Talente sind genauso wertvoll -und geben eurem Kind innere Zuversicht, wenn der Zweifel stärker wird, als die Vorfreude.
8. Der erste Schultag als Familienereignis
Der erste Tag an der neuen Schule brennt sich oft für immer ins Gedächtnis ein. Macht ihn zu etwas Besonderem:
- Steht früh genug auf – Hektik am Morgen vergiftet an solch einem Tag die Stimmung
- Packt am Vorabend gemeinsam die Tasche und legt die Kleidung bereit
- Seid dabei, wenn euer Kind willkommen geheißen wird – eure Anwesenheit gibt Sicherheit
- Feiert den Tag mit seinem Lieblingsessen oder einem kleinen Geschenk
Ein neuer Füller in der Lieblingsfarbe oder ein kleiner Glücksbringer können Wunder wirken. Auch Fünftklässler freuen sich noch über solche Aufmerksamkeiten! 🤗
9. Entspannt bleiben, wenn die Noten mal wackeln
Hier kommt eine schmerzhafte Zahl: Fast jeder dritte Schüler zwischen elf und 18 Jahren kämpft mindestens einmal mit depressiven Verstimmungen. Und das viel zu oft aufgrund von irgendeiner Art von Leistungsdruck. Dahinter steckt allzu häufig das Gefühl, den Erwartungen nicht entsprechen zu können.
Ihr selbst kennt euer Kind am besten. Wenn ihr Sorge habt, dass es sich eventuell selber einem zu hohen Leistungsdruck unterwerfen könnte, solltet ihr im allerbesten Fall schon VOR dem Übergang in eine neue Schule das Gespräch suchen.
Sprecht darüber, dass es im Laufe der Jahre viele neue Schulfächer geben wird, bei denen wahrscheinlich nicht IMMER ein “Sehr Gut” und ein “Gut” auf dem Zeugnis stehen wird. Euer Kind wird aber ab dem Eintritt in die weiterführende Schule, viele Jahre Zeit haben, um Stück für Stück in den jeweiligen Fächern aufzuschließen.
Nehmt den Druck raus. Euer Kind braucht Zeit, um anzukommen. Allzu große Sorgen und Ängste beim Übergang, können sich erfahrungsgemäß leider auch notentechnisch negativ auswirken. Manche Kinder starten holprig und blühen dann richtig auf. Andere sind sofort Feuer und Flamme. Beides ist völlig okay. Und das sollten eure Kids auch von eurer Seite her spüren.
Denkt an eure eigene Schulzeit zurück. Hattet ihr immer nur Einsen? Vermutlich nicht – und trotzdem seid ihr tolle Eltern geworden. Euer Kind darf Fehler machen und auch mal eine schlechtere Note mit nach Hause bringen.
Neue Freunde Finden und Flügge Werden
Der Schulwechsel ist mehr als nur neue Bücher und andere Klassenzimmer. Euer Kind muss sich in einer völlig neuen Gemeinschaft zurechtfinden und gleichzeitig lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Diese beiden Herausforderungen entscheiden oft darüber, wie wohl sich euer Kind in der neuen Schule fühlt.
10. Neue Freundschaften fördern
Euer Kind kommt nach Hause und erzählt strahlend von der Pause mit den neuen Klassenkameraden. Genau diese Momente sind Gold wert! Schulfreunde machen den Alltag bunter und helfen dabei, auch schwierige Phasen zu überstehen. Kinder mit guten Freundschaften fühlen sich sicherer und lernen oft auch besser.
Wie könnt ihr eurem Kind dabei helfen?
- Ermutigt es, bei Schulaktivitäten oder AGs mitzumachen
- Unterstützt Hobbys, bei denen es andere Kinder trifft
- Seid offen, wenn neue Gesichter vor eurer Haustür stehen
Manchmal entstehen Freundschaften sofort, manchmal brauchen sie Zeit. Sprecht mit eurem Kind (kindgerecht) über Gruppendynamik und wie man mit kleinen Konflikten umgeht. Nicht jede Freundschaft hält für immer – aber jede zeigt eurem Kind etwas Wichtiges über sich selbst.
11. Selbstorganisation mit Planern und Routinen
Plötzlich gibt es nicht mehr nur eine Lehrerin, sondern fünf oder sechs verschiedene Fächer mit unterschiedlichen Lehrern. Jede Lehrkraft hat eventuell ihre eigenen Regeln und Termine. Da kann schon mal der Überblick verloren gehen! Gute Struktur hilft eurem Kind, gelassen zu bleiben.
Diese kleinen Helfer machen den Unterschied:
- Ein Hausaufgabenplaner, in dem alles seinen Platz hat (gibt es auch als App, in die ihr parallel reinschauen könnt)
- Morgendliche und abendliche Routinen, die Sicherheit geben
- Einfache Ordnungssysteme für Schulsachen
Feste Abläufe stärken nicht nur die Selbstständigkeit, sondern auch das Selbstvertrauen eures Kindes. Wer seinen Alltag im Griff hat, geht entspannter durchs Leben.
12. Elternrolle: Loslassen und Vertrauen zeigen
Hier wird es für uns Eltern manchmal schwer. Unser Kind braucht uns noch, aber es will auch zeigen, dass es alleine zurechtkommt. Diese Balance zu finden ist eine echte Kunst. 🙈
Begleitet euer Kind die ersten Tage zur Schule, dann lasst es seinen eigenen Weg gehen – es wird euch dankbar sein. Vertrauen zeigen bedeutet: Wir glauben an unser Kind, an seine Fähigkeiten und auch daran, dass das Leben ihm gute Erfahrungen schenkt.
Bleibt im Gespräch, aber bohrt nicht nach. Wenn euer Kind erzählen möchte, hört zu. Manche Kinder brauchen ein paar Wochen, andere bis Weihnachten, oder sogar bis Ostern, um richtig anzukommen. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo – und das ist vollkommen in Ordnung.
Start in einen völlig veränderten Familienalltag
Was für eine Reise liegt hinter euch! Der Schulwechsel wirkte vielleicht anfangs wie ein riesiger Berg, den ihr gemeinsam erklimmen müsst. Doch jetzt habt ihr alle Werkzeuge in der Hand, um diesen wichtigen Schritt zu einem echten Erfolg zu machen.
Euer Kind braucht in dieser besonderen Zeit vor allem eins: das Gefühl, dass ihr an es glaubt. Zeigt ihm durch kleine Gesten und aufmunternde Worte, dass ihr stolz auf seinen Mut seid. Bleibt trotzdem seine sichere Heimatbasis, wenn mal die Schulsorgen zu groß werden, oder die neuen Herausforderungen überwältigend scheinen.
Jedes Kind tickt anders – das wisst ihr längst. Während manche sich nach knapp zwei Wochen schon in der neuen Schule wie zu Hause fühlen, brauchen andere Kinder einfach wesentlich länger um sich einzugewöhnen. Schenkt eurem Kind diese Zeit, ohne ungeduldig zu werden – oder zu viel zu erwarten.
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