Hat euer Kind schon einen KiTa-Platz? Dann dürft ihr euch sehr glücklich schätzen. Laut einer bundesweiten Studie der Bertelsmann Stiftung, mangelt es immer noch eklatant an Kindergarten-Plätzen, und in erschreckendem Maße an Erzieherinnen und Erziehern. Es fehlen um die 120.000 Erzieherinnen!

Bis zu 15 Kinder auf eine Erzieherin

Bereits seit dem 01. August 2013 haben Eltern von Kindern unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf ein staatlich gefördertes Betreuungsangebot. Etwa in einer Kita, oder bei einer Tagesmutter. Es fehlen aber trotz vorangetriebenen Zuwachses, vor allen Dingen im Westen der Republik, noch immer massiv Plätze. Anfang März diesen Jahres gab es wohl Betreuungsmöglichkeiten für knapp 662.000 Kinder unter drei Jahren. Damit waren dann gerade einmal 32,5% der Kinder in diesem Alter theoretisch versorgt.

Doch selbst, wenn man einen der hart umkämpften Kindergartenplätze ergattert hat, trifft man häufig auf ein stark überfordertes Arbeitsumfeld. Denn in Deutschland herrscht ein sehr ungesundes Verhältnis in Zahlen, zwischen Betreuer und Kind. Auf ganze 9,1 Kinder (über 3 Jahre) gibt es im Westen nur einen Betreuer. Im Osten kämpft sich ein Erzieher sogar durch 12,7 Kinder. Bei den Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren hat man es im Schnitt im Westen mit 3,8 Krippenkindern pro Kopf zu tun, im Osten mit ganzen 6,3 Kindern.

Frühkindliche Förderung nur auf dem Papier?

Wenn man dem Anspruch einer angemessenen frühkindlichen Förderung gerecht werden möchte, liegt dieser Kinderschnitt pro Kopf viel zu hoch. Laut Jörg Dräger (Stiftungsvorstand der Bertelsmann Stiftung), sollten sich Politik und Praxis möglichst schnell auf bundesweit einheitliche Standards einigen. Er empfiehlt für die Betreuung der unter 3-jährigen einen Schnitt von höchstens drei Kindern pro Erzieher. Und für Kinder älter als drei Jahre, sollte es kein schlechteres Verhältnis geben, als 7,5 Kinder auf einen Erzieher.

Und wenn man ehrlich sein möchte, dann muss man zugeben, dass auch diese Zahlen immer noch ein wenig hoch gegriffen scheinen. Denn in der täglichen Praxis in den Kindergärten gibt es recht viele 1:1 Situationen, welche bewältigt werden wollen. Sei es die Hilfestellung beim Toilettengang, sei es eine Streitschlichtung am Sandkasten. Auch bei diesem Bereuungsschnitt kippen noch viele Kinder, in ihrem Bedürfnis nach Nähe und Betreuung, hinten über den statistischen Rand.

Fehlende Erzieherinnen könnten Großstadt füllen

Die Bertelsmann Stiftung hat übrigens auch ausgerechnet, was die zusätzlich benötigten Fachkräfte pro Jahr kosten würden. Man kam auf ein Gesamtvolumen von ca. 5 Milliarden Euro. Insgesamt eine Summe, die sich sehen lassen kann. Aber wenn man bedenkt, dass man mit den benötigten 120.000 Erziehern und Erzieherinnen, ganze Großstädte bevölkern könnte, muss man sich fragen, welche Zahl einen am Ende mehr schockiert?

Wenn ihr also in Städten wie Bottrop, Freiburg, Göttingen, oder  auch Kiel wohnt, dann macht doch einfach mal einen Spaziergang quer durch eure Stadtkarte. Denn genau diese Städte haben eine ungefähre Einwohnerzahl, die sich mit den deutschlandweit fehlenden Erziehern deckt. Aber vor allen Dingen: Nehmt gutes Schuhwerk mit!


Wer hat's geschrieben?

Torsten Esser

Torsten hat das Vollzeit-Papa-Diplom. Er hat einen kleinen Sohn und eine Stieftochter, die er liebt, als wäre es seine eigene. Darüber hinaus hat er acht Semester lang "Soziale Arbeit" studiert. Mit einer unübertroffenen Mischung aus Wissen und Bauchgefühl, ist er der geborene Autor für dieses Magazin. Und ganz nebenbei kümmert er sich als Gründer und Inhaber von 1-2-family.de um alle Belange des Magazins. (Bild: © Chantal Reimann)

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