Kinder leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Oft sind sie aber – was Erwachsene angeht – dort unten recht einsam. Dabei helfen meist ein paar liebe Worte auf Augenhöhe, um Vertrauen auszubauen und die Dinge auf eine spannende Weise zu erklären.

Eltern tauchen in eine andere Welt

Es mag abgedroschen klingen. Aber Kinder sehen die Welt mit vollkommen anderen Augen. Alleine schon die Perspektive macht einen riesigen Unterschied. Was auf dem Tisch steht, scheint unerreichbar. Es kommt quasi aus einer anderen Welt. Und nur ein Erwachsener kann den Kleinen ein Stück dieser Welt in die Hände drücken. Dabei macht es aber einen enormen Unterschied, ob man die Trinkflasche einfach nur herunter reicht, oder sich die Mühe macht, einmal abzutauchen, sich zu hocken, und sie mit einem warmen Lächeln und ein paar netten Worten überreicht.

Augen machen Leute

Wenn man sich dieses unscheinbare Beispiel vor Augen hält, stellt sich schnell die Frage, was sich darüber hinaus für tolle Dinge entwickeln können, wenn man versucht Kommunikation fast ausschließlich auf Augenhöhe zu führen. Was tut sich in den Kindern, denen Kontakt Aug in Aug gewährt wird?

Die einfache Antwort lautet: VIEL !

Es ist natürlich eine Gratwanderung. In den meisten Fällen wird man strahlende Kinderaugen ernten. Es gibt aber auch Situationen, in denen man vermeiden sollte, den Kleinen zu intensiv auf die Pelle zu rücken. Aber dazu weiter unten mehr …

Vertrauen aufbauen und fördern

Am leichtesten nachzuvollziehen wird sein, dass etwas ganz intensives mit der Bindung zwischen Kind und Erwachsenem passiert. Kinder fühlen sich verstanden, mit offenen Armen empfangen und auf eine gewisse Weise gleichwertig behandelt. Und sie danken es einem auf eine ganz tolle Art, wenn man sie dort unten in ihrer Mikrowelt besucht.

Bindung und Vertrauen sind die Grundlage für förmlich alles, was man zwischenmenschlich miteinander erleben kann. Und das gilt ja nicht nur für Kinder. Aber dort umso mehr. Gibt es Streit, muss ein Kind darauf vertrauen können, dass nach dem Regen wieder die Sonne kommt.

Sprache und soziale Kompetenz fördern

Ein Miteinander auf Augenhöhe kann die soziale Kompetenz von Kindern enorm beeinflussen. Sie trauen sich, Dinge anzusprechen, vor denen manche Altersgenossen eher zurückschrecken. Konflikte werden seltener zu echten Streitigkeiten. Selbst die Phase des Austestens wird von Eltern als annehmbar beschrieben. Sie wird zwar nicht weniger anspruchsvoll durchlebt, aber dank der schon großen sozialen Bindung, übt ein Kind aus Erfahrung heraus weniger “unfairen” Druck aus.

Sprache im allgemeinen entwickelt sich erwiesenermaßen einfach schneller. Natürlich gibt es auch hier von Kind zu Kind Unterschiede. Aber auch sprachlich eher langsame Kinder, können durch kommunizieren auf Augenhöhe einen ganz tollen Sprung nach vorne machen. Es werden mehr Floskeln aufgenommen, gespeichert und verarbeitet. Das liegt daran, dass ein Kind einen Satz hört, der zB mit einem Augenzwinkern, oder einem lieben Händedruck, genau auf Augenhöhe nochmals viel intensiver zur Geltung kommt. Der Eindruck dieses Satzes geht tiefer in das Kind hinein – und verweilt länger, um mit Ruhe verarbeitet werden zu können.


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Vorsicht geboten in hektischen Situationen

Wie oben bereits kurz erwähnt, möchten wir noch eine vorsichtige Warnung los werden: Alles was mit einem Kind auf Augenhöhe stattfindet, wird sehr intensiv wahrgenommen. Wir haben einige Beispiele genannt, in denen sich schnell feststellen lässt, wie schön und süß die Früchte sind, die man ernten wird.

Um es ganz Allgemein zu halten, möchten wir davor warnen, mit großer Unruhe – ob im Stress oder Zorn – in die “Kinderaugenwelt” einzutauchen. Jeder Stress, jeder Zorn oder Unruhe, kann sich zum einen auf das Kind übertragen, und zum anderen kann es überraschend intensive Ängste hervorrufen, wenn die Kinder diese Situation auf sich beziehen. Denn in vielen Fällen verspürt man unabhängig vom Kind ein unruhiges Kribbeln, welches die Kleinen nicht verstehen können, da der Ursprung aus ihrer Welt heraus nicht zu erkennen ist.

Wenn man in der Lage ist – trotz Stress – in einfachen Worten die unangenehme Situation in die Augen der Kinder zu erklären, steht dem nichts im Wege. Aber man sollte sich vorher gut selber einschätzen, damit all die angenehmen Seiten dieser tollen Methode nicht nach hinten los gehen.

Und nun viel Spaß und tolle Gespräche auf Augenhöhe mit euren Kindern!


Wer hat's geschrieben?

Torsten Esser

Torsten hat das Vollzeit-Papa-Diplom. Er hat einen kleinen Sohn und eine Stieftochter, die er liebt, als wäre es seine eigene. Darüber hinaus hat er acht Semester lang "Soziale Arbeit" studiert. Mit einer unübertroffenen Mischung aus Wissen und Bauchgefühl, ist er der geborene Autor für dieses Magazin. Und ganz nebenbei kümmert er sich als Gründer und Inhaber von 1-2-family.de um alle Belange des Magazins. (Bild: © Chantal Reimann)

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