Einmal im Jahr steht für viele Kinder und deren Eltern ein großes Ereignis bevor: Der Kindergartenstart (oder Kitastart). Dies bedeutet für viele Eltern, sich zum ersten Mal in ihrer Elternrolle mit einem gewissen “Loslassen beschäftigen zu müssen. Und für die Kinder heißt es, das erste Mal ein paar Stunden ohne Mama und Papa verbringen zu müssen.

Seit dem Jahr 1996 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem dritten Lebensjahr. Ab dem Jahr 2013 sogar ab dem Alter von einem Jahr. Mit Inkrafttreten des damals so benannten Kinderförderungsgesetztes (KiföG), kommt der potentielle Eintritt in den Kindergarten immer früher. Ein Lebensereignis, das in seiner Wucht nicht unterschätzt werden sollte.

Der Start in den Kindergarten, ist mit vielen Veränderungen für Eltern und Kind verbunden. Nicht nur, dass die Kinder das erste Mal für mehrere Stunden ohne ihre bisherigen Bezugspersonen verbringen. Sie müssen sich auch an die Erzieher/innen, die Gruppe und an neue Regeln gewöhnen.

Um ihnen diesen Start zu erleichtern, ist eine behutsame und langsame Eingewöhnung sinnvoll. In den meisten Kindergärten und Kitas ist heute die Eingewöhnung ein wichtiger Bestandteil des üblichen Ablaufs von Neuankömmlingen. Dabei findet man verschiedenste Modelle. Manche Einrichtungen bieten schon vor dem Start in den Kindergarten, Spiel- und Kennenlernnachmittage an. Andere beginnen mit der Eingewöhnung in der ersten Woche im Kindergarten. Dort bleiben Mütter oder Väter – mit ihren Kindern – für ein paar Stunden in der Einrichtung, und fangen langsam an, sich zurückzuziehen, bis das Kind bereit ist, seinen Tag alleine im Kindergarten zu verbringen.

Sichere Bindungen begünstigen die Eingewöhnung

Damit der Start in den Kindergarten, und die damit verbundene Eingewöhnung gut gelingt, ist es von Vorteil, wenn das Kind gelernt hat, auf seine Bezugsperson zu vertrauen. Konnte das Kind eine sichere Bindung aufbauen, und die Erfahrung machen, dass seine Bedürfnisse (zum Beispiel nach Nähe und Geborgenheit seiner Mutter) ernst genommen und befriedigt wird, kann es sich von der Mutter leichter lösen. Denn es hat die Gewissheit, dass die Mutter wirklich wiederkommen wird, wenn sie dies sagt – und dass sie nur geht, wenn sie das vorher angekündigt hat.

Weitere Bedingungen, die den Start begünstigen, sind die Einstellung der Eltern gegenüber der Einrichtung, und die Erfahrungen der Kinder mit anderen Kindern. Haben die Eltern eine positive Sicht auf den Start in den Kindergarten, weil sie sich bewusst für die Einrichtung, deren Konzept, und das Fachpersonal entschieden haben, stärkt diese innere Haltung die Kinder in ihrem eigenen Vertrauen. Sind die Eltern jedoch unsicher und zweifeln an der Kompetenz der Einrichtung, oder möchten eigentlich noch keine Fremdbetreuung, spüren Kinder das relativ deutlich, und es werden unter Umständen Probleme bei der Eingewöhnung auftreten. 

Konnte das Kind bereits Erfahrungen mit anderen Kindern gleichen Alters sammeln, zum Beispiel in Krabbelgruppen, oder durch Kontakt mit Nachbarskindern, wirkt sich das ebenfalls positiv aus. Sie sind durch solch eine Erfahrung in der Lage, schnell neue Kontakte zu knüpfen und sich in einer Gruppe zurechtzufinden.

Die Eingewöhnung in den Kindergarten benötigt Ruhe und Zeit

Startet die Eingewöhnungsphase im Kindergarten, bleibt ein Elternteil zunächst gemeinsam mit dem Kind in der Einrichtung. In den meisten Einrichtungen sollen die Eltern dabei lediglich eine passive Rolle einnehmen. Was bedeutet, sie sitzen in einer Ecke und sind für das Kind der sichere Hafen, um sich frei in der Gruppe zu bewegen. Wie oft das Kind dabei die Nähe, und somit auch die Sicherheit der Eltern sucht, spielt keine Rolle. Denn das ist wichtig für das Kind, um Vertrauen in der neuen Situation zu gewinnen – und sich auf diese einlassen zu können.

Den Spagat, das Kind zu bestärken, in der Gruppe mit Kindern zu spielen und das Interesse an Spielmöglichkeiten zu wecken, ohne das Kind dabei zu bedrängen, fällt Eltern oft schwer. Hier sollten Eltern auf ihr Bauchgefühl hören und ihr Kind genau beobachten, denn es wird sehr deutlich zeigen, was es gerade benötigt..

Hat das Kind begonnen sich von den Eltern zu lösen und zeigt Interesse am Spiel der anderen Kinder, werden die Erzieherinnen sich dem Kind aktiv annehmen und versuchen, es in das Spiel der Anderen zu integrieren.

Hat das zukünftige Kindergartenkind Vertrauen und Sicherheit in der neuen Situation gewonnen, so kann die Bezugsperson im ersten Schritt dem Kind ankündigen, dass sie kurz in die Küche geht, um einen Kaffee zu trinken, oder im Flur spazieren geht. Sobald sich das Kind nun an die Zeit alleine in der Gruppe gewöhnt hat, kann die Abwesenheit der Eltern, langsam aber stetig, gesteigert werden.

Es kann aber durchaus auch erforderlich sein, dass die Bezugsperson während der ganzen Eingewöhnungszeit anwesend bleiben muss.


Im Video: 3 Gründe, warum die Kita für Kinder so wichtig ist.


Der Kindergartenstart ist gekommen

Steht der erste offizielle Kindergartentag an, sollte dem Kind vorher nochmal kurz der Tagesablauf erklärt werden. Dabei ist es wichtig, seinem Kind Anhaltspunkte zu geben, dass es z.B. versteht:  „Nach dem Frühstück bringe ich dich in den Kindergarten. Da kannst du dann etwas spielen und ich komme dich holen, wenn die Kirchenuhr läutet.“

Der Abschied im Kindergarten sollte dann herzlich sein, aber nicht allzu lange hinausgezögert werden. Denn nicht allen Kindern fällt der Abschied von den Eltern, trotz guter Eingewöhnung, leicht. Meist sind die Tränen zwar schon getrocknet, wenn die Eltern am Auto ankommen. Trotzdem geht gerade vielen Müttern diese Reaktion sehr ans Herz. Die meisten Kindergärten bieten aus diesem Grund den Eltern an, später kurz anzurufen, damit sie sich vergewissern können, dass ihr Kind die Trennung gut gemeistert hat und fröhlich spielt.

Es kann hilfreich für Kinder sein, zu den ersten Kindergartenbesuchen einen geliebten Gegenstand, ein Kuscheltier, sein Schmusetuch oder etwas von der Mutter oder dem Vater – mitzubringen, um über diesen, in der neuen Situation, in Verbindung mit dem Vertrauten und sicherheitsspendenden Zuhause zu bleiben.

Ein fundamental neuer Lebensabschnitt hat begonnen

Ist der erste Tag geschafft, sind Eltern und Kind meist erleichtert und stolz auf diesen gelungenen Start. Natürlich schaffen es nicht direkt alle Kinder, bis 14 Uhr, oder gar 16 Uhr, im Kindergarten zu bleiben. Deshalb wird auch hier die Stundenanzahl langsam gesteigert, um nicht zu überfordern.

Einige Kinder sind durch die vielen neuen Eindrücke und Anforderungen nach dem Kindergartentag müde, vielleicht sogar ein wenig quengelig und unausgeglichen. Das legt sich jedoch meist schon nach einer kurzen Zeit – und sollte kein Grund zur Besorgnis sein. Vom Kindergartenstart und der damit verbundenen neuen Lebensphase, profitiert jedes Kind, auch wenn es ein langer Prozess der Eingewöhnung und des Trennungsschmerzes beinhalten kann.

Die Gewissheit der Eltern und der Erzieher/Innen, dass dieser Neubeginn für die Kinder mit großen Herausforderungen, aber auch mit vielen neuen Chancen und Erfahrungen verbunden ist, ist ein Grundstein dafür, dass der Start in den Kindergarten für den Neuling eine bleibende und gute Erfahrung wird.


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