Man sagt, dass Kinder mit einer gut ausgeprägten emotionalen Intelligenz, leichter Anschluss bei anderen Kindern finden – und tiefgehendere Freundschaften aufbauen. Eine starke Emotionale Intelligenz soll sowohl im Privatleben, als auch im späteren Berufsleben, eine unfassbar gute Grundlage sein, um Konflikte zu umgehen – und schlicht erfolgreicher den Alltag zu bestreiten.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf, möchte man natürlich sofort aufspringen, und seinen Kindern all das vermitteln, was ihre emotionale Intelligenz fördern und stärken könnte. Aber was wäre das denn? Wie zeigt sich emotionale Intelligenz im Alltag? Und was können wir aktiv tun, um diese so wertvolle Eigenschaft bei unserem Nachwuchs ans Licht zu bringen?
Was bedeutet emotionale Intelligenz überhaupt?
Es geht um weit mehr als nur “nett” zu sein. Emotionale Intelligenz bedeutet, die eigenen Gefühle und die anderer Menschen zu erkennen, sie zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Diese Fähigkeit ist übrigens nicht angeboren. Ihr könnt sie bei euren Kindern jederzeit gezielt fördern und stärken.
Genau dabei wollen wir euch gerne mit ein wenig Wissen unterstützen. In diesem Beitrag erfahrt ihr, was emotionale Intelligenz wirklich ausmacht – und wie sie euren Kindern hilft. Wir stellen euch sieben praktische Wege vor, mit denen ihr diese Fähigkeit im Familienalltag fördern könnt. Außerdem bekommt ihr konkrete Übungen und Tipps an die Hand, die ihr sofort umsetzen könnt.
Lasst uns gemeinsam entdecken, wie ihr eure Kinder zu emotional starken und empathischen Menschen begleiten könnt!
Emotionale Intelligenz verstehen
Stellt euch vor, eure achtjährige Tochter kommt weinend nach Hause, weil sie sich mit einer Freundin gestritten hat. Die meisten von uns empfinden in solchen Situationen (auch noch im Erwachsenenalter) eine ganz normale Mischung aus Traurigkeit und Wut. Das ist völlig normal – und absolut okay. Der Unterschied in dem meisten Fällen (zum Achtjährigen) ist jedoch, dass wir bereits die Traurigkeit unterhalb der Wutschwelle benennen können, und einigermaßen ausdrücken können, welcher Anteil für unsere Traurigkeit – und welcher für die Wut verantwortlich ist.
Jetzt einmal rein sachlich ausgedrückt: Ein emotional intelligenter Mensch würde also nicht nur seine Trauer ausdrücken können, sondern auch verstehen, warum er sich so fühlt – und vielleicht sogar schon Lösungen vorschlagen.
Emotionale Intelligenz ist genau das: die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen zu erkennen, zu verstehen und sinnvoll darauf zu reagieren. Der Psychologe Daniel Goleman brachte es in den 90er Jahren auf den Punkt: “Es geht darum, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen umzugehen – sowohl in uns selbst, als auch in unseren Beziehungen.”
Sein Fazit? Der EQ ist oft wichtiger für den Lebenserfolg als der klassische IQ.
Zwei besondere Anmerkungen, die mir wichtig sind:
- Solche Dinge zu üben und zu beherrschen, passiert natürlich nicht über Nacht. Das braucht Zeit, Geduld und Muße. Wie schnell man damit vorankommt, liegt nicht nur an euch, oder an eurem Kind. Die äußeren Umstände spielen auch eine Rolle. Manchmal braucht es eben ein wenig länger.
- Mir ist beim Schreiben aufgefallen, dass es an manchen Stellen schon ziemlich merkwürdig klingen kann, wenn man schreibt: “Ein Kind mit emotionaler Intelligenz, würde nun ..”. Der Sound mutet ein wenig so an, als ob man alle Kinder, die an dem Punkt noch Übung brauchen, herabstuft. Dem ist natürlich NICHT so. Bitte seht es schlicht als sachliche Gegenüberstellung, nicht als Wertung.
Die fünf Bausteine emotionaler Intelligenz
Emotionale Intelligenz setzt sich aus fünf wichtigen Bereichen zusammen:
- Selbstwahrnehmung: “Ich merke, dass ich wütend bin”
- Selbstregulierung: “Ich atme tief durch, anstatt zu schreien”
- Motivation: “Ich versuche es nochmal, auch wenn es schwer ist”
- Empathie: “Mama ist traurig, ich kuschle mit ihr”
- Soziale Fähigkeiten: “Wollen wir das Problem zusammen lösen?”
Wie sich emotionale Intelligenz entwickelt
Eure Kinder bringen schon von Geburt an emotionale Fähigkeiten mit. Schon im ersten Lebensjahr drücken sie ihre Gefühle aus und spüren eure Stimmungen. Wenn ihr unruhig seid, überträgt sich das ganz schnell auf euer Baby. Diese Fähigkeit wächst stetig. Genau wie beim Laufen- oder Sprechenlernen.
Hier kommt ihr ins Spiel. Kinder lernen emotionale Intelligenz hauptsächlich durch Nachahmung. Wie ihr mit Frust, Freude oder Enttäuschung umgeht, prägt sie nachhaltig. Ein liebevolles Zuhause, wo alle Gefühle ihren Platz haben, ist dabei das beste Fundament, das ihr ihnen bieten könnt.
Warum emotionale Intelligenz so wertvoll ist
Die Vorteile sprechen für sich: Emotional intelligente Kinder bewältigen Krisen besser, lösen Konflikte friedlicher und bauen tiefere Freundschaften auf. Sie sind weniger anfällig für seelische Probleme und Süchte. Wenn das Leben sie vor Herausforderungen stellt – Verluste, Stress oder Streit – haben sie die Werkzeuge, um damit umzugehen.
7 Wege, wie ihr emotionale Intelligenz im Familienalltag stärkt
Ihr seid die wichtigsten Lehrmeister für eure Kinder, wenn es um Gefühle geht. Kinder beobachten euch jeden Tag und lernen, wie man mit Emotionen umgeht. Hier sind sieben bewährte Wege, mit denen ihr die emotionale Intelligenz eurer Kleinen spielerisch fördern könnt:
1. Gefühle gemeinsam entdecken und benennen Helft euren Kindern dabei, ihre Emotionen in Worte zu fassen. Statt zu sagen “Reg dich nicht auf”, versucht es mit: “Du bist jetzt richtig wütend, weil dein Turm umgefallen ist. Das kann ich verstehen.” Bei älteren Kindern könnt ihr nachfragen: “Wo spürst du die Wut in deinem Körper?” So lernen sie, ihre Gefühle besser zu verstehen.
2. Eure eigenen Gefühle teilen Kinder lernen durch Nachahmen. Wenn ihr offen über eure Emotionen sprecht, zeigt ihr ihnen, dass alle Gefühle normal sind. Mama ist heute müde und etwas gereizt, weil ich schlecht geschlafen habe” – solche ehrlichen Momente helfen Kindern zu verstehen, dass auch Erwachsene alle möglichen Gefühle haben und durchleben.
3. Die Welt durch Kinderaugen sehen Empathie entsteht, wenn Kinder lernen, sich in andere hineinzuversetzen. Fragt euer Kind: “Wie denkst du, fühlt sich deine Schwester, wenn du ihr einfach ihr Spielzeug wegnimmst?” oder “Was glaubst du, warum der Junge auf dem Spielplatz weint?” Auch wenn sich solche Gespräche für uns manchmal etwas komisch und naiv anfühlen, sind es gute Übungen für unsere Kinder, sich über Konflikte Gedanken zu machen, auf die sie eventuell von alleine in der Situation nicht kommen würden.
4. Streit als Lernchance nutzen Konflikte sind “Goldgruben” für emotionales Lernen. Statt jeden Streit sofort zu schlichten, begleitet eure Kinder dabei, eigene Lösungen zu finden. “Was könntet ihr beide tun, damit ihr wieder zusammen spielen könnt?” Ab vier Jahren verstehen Kinder schon ganz gut, dass andere Menschen eigene Gedanken und Wünsche haben.
5. Mit Geschichten Gefühle erleben Bücher sind tolle Gefühlslehrer. Beim Vorlesen könnt ihr fragen: “Wie fühlt sich der kleine Bär wohl gerade?” oder “Was würdest du an seiner Stelle machen?” Kinder, die regelmäßig Geschichten hören, entwickeln mehr Mitgefühl und verstehen andere Menschen besser.
6. Erfolge feiern und stärken Wenn euer Kind gut mit einer schwierigen Situation umgeht, dann zeigt ihm das. “Du warst heute so geduldig, als dein Freund nicht teilen wollte. Das finde ich toll!” Solche Momente stärken das Selbstvertrauen und zeigen eurem Kind, dass es auf dem richtigen Weg ist.
7. Kleine Problemlöser großziehen Anstatt alle Probleme für eure Kinder zu lösen, werdet zu ihren Begleitern. “Wie könnten wir das hinbekommen?” oder “Welche Idee hast du?” Kinder, die früh lernen, dass sie selbst Lösungen finden können, geben später, wenn sie mal auf sich alleine gestellt sind, nicht so schnell auf.
Ein sicherer Hafen für alle Gefühle
Besonders wichtig ist, dass sich eure Kinder mit allen Gefühlen zu Hause sicher fühlen. Was für uns Erwachsene unwichtig erscheint, kann für ein Kind riesig sein. Statt Gefühle wegzuwischen, begleitet eure Kinder liebevoll durch all ihre Emotionen.
Für Familien mit älteren Kindern hat sich übrigens die “Familienkonferenz” bewährt. Einmal pro Woche setzt ihr euch zusammen und besprecht, was gut lief und was besser werden könnte. Kinder fühlen sich dabei ernst genommen und lernen, konstruktiv über Probleme zu sprechen.
Praktische Tipps für den Familienalltag
Theorie ist das eine – aber wie setzt ihr das Ganze konkret um? Keine Sorge, ihr braucht keine teuren Kurse oder komplizierten Methoden. Oft sind es die einfachen, alltäglichen Momente, die den größten Unterschied machen, wenn man sie nutzt.
Das Gefühlsrad wird zum Familienschatz
Stellt euch vor: Eure kleine Tochter kommt wütend aus dem Kindergarten nach Hause. Statt sie zu beruhigen oder abzulenken, geht ihr gemeinsam zu einem Gefühlsposter an der Küchenwand. “Zeig mir mal, wie du dich fühlst”, sagt ihr sanft. Sie zeigt auf “wütend” – und plötzlich entspannt sich ihr Gesicht. Allein das Benennen hilft in ganz vielen Fällen schon. Zieht dann gemeinsam die passende Emotionskarte und taucht tiefer in die Gründe für ihr Gefühl ein. Diese Karten bieten euch wertvolle Impulse und liebevolle Erklärungen.
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Wenn Kuscheltiere zu Lehrern werden
Rollenspiele sind pure Magie für Kinderherzen. Übrigens auch noch bei den etwas größeren Kindern. Lasst den Teddy mal traurig sein, weil er seinen Freund vermisst. Oder spielt gemeinsam verschiedene Gefühle vor und lasst sie erraten:
- Spielt mit Puppen oder Kuscheltieren emotionale Szenen nach
- Lasst euer Kind Gefühle pantomimisch darstellen
- Tanzt verschiedene Emotionen zur Musik (albern, aber eine ziemlich coole Übung)
- Schaut gemeinsam Bilder in Büchern an und sprecht über die Gefühle der Figuren
Der Disney-Film “Alles steht Kopf” ist übrigens ein echter Geheimtipp. Falls ihr ihn noch nicht kennt, er macht Emotionen für Kinder auf eine enorm lustige und spannende Weise greifbar. Vor allen Dingen erklärt er besonders gut, dass sich Gefühle und Emotionen untereinander nicht immer einig sind. Manchmal steht eben NICHT von vorneherein fest, welches Gefühl die Oberhand gewinnt.
Kleine Achtsamkeits-Momente schaffen
Manchmal braucht es nur eine Minute. Zeigt eurem kleinen Schatz, wie er tief einatmet und die Luft dann ganz unterschiedlich wieder auspustet – mal schnell wie ein Drache, mal sanft wie eine Feder. Bei älteren Kindern könnt ihr die “ruhige Minute” einführen: Alle schließen die Augen und hören, was um sie herum passiert. Anschließend erzählt jeder, was er wahrgenommen hat.
Gefühle haben ihren Platz im Alltag
Theoretisch könnt ihr beinahe überall “Gefühls-Detektive” spielen. Sagt ruhig laut: “Ich bin jetzt wirklich genervt, weil ich meine Brille nicht finde”. Oder zeigt beim Spaziergang (unauffällig) auf andere Menschen: “Schau mal, das Mädchen mit dem Eis! Siehst du, wie sie strahlt? Sie freut sich richtig!”. So lernt euer Kind ganz natürlich, Emotionen zu erkennen und zu benennen.
Bücher als Gefühls-Brücken
Vorlesen ist sowieso schön – aber gute Kinderbücher sind auch wirklich Schatzkisten für emotionale Entdeckungen. “Das Farbenmonster” (🛒) zeigt zum Beispiel Gefühle in bunten Farben und ist perfekt für Dreijährige. Fragt während des Lesens: “Wie geht es dem armen Monster wohl? Warst du auch schon mal so traurig?”
Fazit
Die Reise zur emotionalen Intelligenz ist kein Sprint, sondern ein Marathon. An manchen Tagen läuft es super, an anderen eher nicht. Manchmal werdet ihr euch fragen, ob ihr alles richtig macht. Das ist völlig normal – das geht uns allen so. Selbst, wenn wir so “tolle” Ratgeberbeiträge schreiben. 🤗🙈 Der WEG ist hier zwar nicht das Ziel, aber man muss ihn einfach gemeinsam gehen, um anzukommen.
Denkt daran: Eure Kinder beobachten euch jeden Tag. Sie lernen nicht nur aus dem, was ihr sagt, sondern vor allem aus dem, wie ihr selbst mit euren Gefühlen umgeht. Wenn ihr authentisch bleibt und auch mal zugebt, dass ihr gestresst oder müde seid, zeigt ihr ihnen, dass alle Emotionen ihren Platz haben.
Die Tipps und Übungen, die ich euch hier vorgestellt habe, sind natürlich keine Zauberei. Sie sind Wegbegleiter auf einer Reise, die ein Elternleben lang dauert. Manche werden perfekt zu eurer Familie passen, andere weniger. Probiert aus, was sich richtig für euch anfühlt.
Kleine Schritte führen zu großen Veränderungen. Jeder Moment, in dem ihr eurem Kind zeigt, dass seine Gefühle wichtig sind, jede Umarmung nach einem Wutanfall, jedes gemeinsame Durchatmen – all das formt ihre emotionale Stärke.
FAQs zur emotionalen Intelligenz
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