Das Phänomen „Burn-Out“ beschäftigt die Schlagzeilen der westlichen Welt seit geraumer Zeit. Burn-out auf der Karriereleiter, Burn-out im Handwerksunternehmen, Burnout der Flugkapitäne oder auch Burn-out der Hausfrauen und Mütter. Was aber, wenn ein Burn-out während oder gar vor der Schwangerschaft auftritt?

Zunächst einmal muss der Begriff „Burn-Out“ definiert werden:

Darunter fallen gesundheitliche Defizite wie Überlastung, Müdigkeit, manchmal Depressionen, Erschöpfung geistiger und körperlicher Art. Die betreffende Person ist im täglichen Leben stark eingeschränkt, einfachste Alltagsverrichtungen fallen schwer.

Burn-out tritt auf nach starker Belastung, beispielsweise im Job, viel Stress oder auch eigener Überforderung. Wen es ganz hart trifft, bei dem kommen alle Dinge zusammen. Burn-out wird auch Stresssyndrom genannt und beschreibt einen Krankheitszustand, ist daher keine Krankheit ansich.

Vorweg: Wen die Diagnose „Burn-Out-Syndrom“ betrifft, benötigt keine Auszeit. Derjenige benötigt eine neue Struktur des eigenen Lebens und professionelle Hilfe, eine Verhaltenstherapie. Nur dann wird das Syndrom erfolgreich bekämpft.

Meistens merken Betroffene das Dilemma zu spät. So sind sie mitten im Burn-out, und der Schwangerschaftstest zeigt: Positiv!

Nun heißt es handeln: Die Schwangere hat jetzt mehrere Stufen zu erklimmen:

  1. Sich eingestehen, dass etwas gründlich schiefläuft und die Reißleine ziehen – der wichtigste Schritt von allen!
  2. Das weitere Vorgehen mit Haus- und Frauenarzt diskutieren. Der Hausarzt überweist an geeignete Kollegen und schreibt krank, der Frauenarzt kann aber, falls nötig, auch Berufsverbot verhängen
  3. Partner, Freunde und Familie ins Boot nehmen. Gerade in einer Schwangerschaft braucht eine Frau viel Verständnis – und dann noch diese Diagnose!
  4. Hilfe in Anspruch nehmen: Nicht nur die Professionelle, sondern auch bei alltäglichen Aufgaben auf Freunde oder Familie zurückgreifen
  5. Nicht verrückt machen: Burn-out ist ein Syndrom, dass jeder wieder in den Griff kriegt. Nur Geduld!

Keine Sorge, so ein Baby ist robust. Auch wenn das Tal der Tränen näher scheint als der sonnige Sandstrand (was eine Metapher!), wer sich Hilfe holt, hilft auch seinem Kind.

Eines der schwierigsten Dinge, wenn Burn-out und Schwangerschaft zusammen kommen:

Das Verständnis für die Schwangere. Nun ist eine Schwangerschaft ja keine Krankheit, aber Zipperlein hie und da, komplizierter Verlauf, Kurzatmigkeit und die Hormonachterbahnfahrt können unglaublich einschränken. Der tägliche Gang zum Bäcker, Schuhe anziehen – all das kann für Schwangere unglaublich beschwerlich sein. Der Partner kämpft oft genug mit der „normalen“ Schwangerschaft. Kommt da eine ausgewachsene Depression, ein Erschöpfungszustand hinzu, beginnt der Balanceakt. Eine wunderbare Sache für mehr Verständnis bei Partner, Freunden und Familie ist beispielsweise ein Ratgeber (wahlweise im Internet, Zeitschrift oder Ärztejournal) oder das direkte Gespräch mit dem Arzt. Er kann Laien genau erklären, wie sich die Betroffene fühlt.

Menschen mit Burn-out-Syndrom sind erschöpft; geistig und körperlich. Einfachste Arbeiten, Alltagshandlungen fallen schwer. Alleine das morgendliche Aufstehen ist für viele ein Kraftakt.

Wer Sorge hat, dass das Kind im Mutterleib die Achterbahnfahrt genauso mit bekommt wie die werdende Mutter: Eine Therapeutin antwortete einmal auf die Sorge einer Patientin, ob das Baby am Ende genauso ängstlich werden würde „man könne vieles wieder ausgleichen, wenn das Kind auf der Welt ist“ und „darüber verrückt machen bringe nichts. Viel wichtiger sei es für die Mutter, vor der Geburt – und auch danach – Halt zu finden und Hilfe anzunehmen. Dann steht einer glücklichen Mutterschaft nichts mehr im Wege.“

Wer vom Arzt bzgl. der Diagnose dauerhaft krankgeschrieben wird, erhält in 90% aller Fälle eine Einladung vom MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen). Das passiert Kranken, wenn Krankenkassen oder Arbeitgeber an der Echtheit der Diagnose zweifeln und/ oder eine Fachmeinung hören wollen. Dieses Verfahren ist Standard. Für Betroffene zwar unschön, ein vermeintlich weiteres Hindernis auf dem Weg voller Steine. Aber: Es sitzen Fachkräfte, echte Ärzte und Psychologen auf der anderen Tischseite. Die Überprüfung stellt keine Strafe, nur ein Standardverfahren dar. Hier heißt es: Alle Karten auf den Tisch, nichts beschönigen.

Ein weiteres echtes Hindernis, auf das Betroffene prallen, ist die Suche nach einem Facharzt, einem Therapeuten. In Deutschland herrscht Mangel, lange Wartezeiten sind leider normal. Nicht entmutigen lassen, das komplette Telefonbuch durchtelefonieren, auf Wartelisten setzen lassen und auf unzählige Anrufbeantworter sprechen. Ja, das können Dutzende Versuche sein. Aber irgendwann geht einer an das Telefon, der einen Termin frei hat. Mittlerweile wird, um die lange Wartezeit zu überbrücken, auch Therapie online (z.B. deprexis24.de) angeboten.

Übrigens: Krankenkassen sind dazu verpflichtet, innerhalb von drei Monaten einen passenden Therapie-Platz zu beschaffen. Wenn dies bei einem kassenärztlich zugelassenen Therapeuten nicht machbar ist, kann eine Therapie mit Einverständnis der Krankenkasse in einer Privatpraxis durchgeführt werden.

https://www.bozm.de/
http://www.apotheken-umschau.de/burnout
http://www.deutsche-depressionshilfe.de/index.php
https://www.deprexis24.de/
https://www.profamilia.de/
http://www.telefonseelsorge.de/

Achtung: Dieser Beitrag und die genannten Links enthalten nur allgemeine Hinweise sowie Darstellungen und dürfen nicht zur Selbstdiagnose und/ oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch und professionelle Hilfe nicht ersetzen! Wer den Verdacht hat, an BurnoutSyndrom oder Depressionen zu leiden, sollte umgehend fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Weitere Informationen zu den Themen Berufsverbot & Krankmeldung, Alltagsgestaltung mit Depression oder Burn-out in der Schwangerschaft erscheinen in Kürze auf dem Blog „kuchenerbse“.


Wer hat's geschrieben?

Victoria von Lützau

Victoria ist Mutter, Reiterin, Yoga-Lehrerin und passionierte freie Autorin. Sie schreibt über die Dinge, die sie bewegen. Unter anderem in ihrem Blog "Kuchenerbse".

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