Viele Familien erleben mindestens einmal einen Umzug. Egal ob ein Haus gekauft, oder ein berufsbedingter Ortswechsel stattfindet, für Kinder ist ein Umzug nicht immer so leicht, wie für die Eltern. Wie der Umzug ins neue Heim gelingen kann und wie auch Kinder damit zurecht kommen, zeigen wir euch hier. 

Bei Familie Deserno steht ein großes Ereignis an. Nach monatelanger Bauphase ist endlich ihr Eigenheim bezugsfertig. Nur wenige Straßen von ihrem jetzigen Zuhause entfernt, haben sie ein Haus gebaut, das nun endlich fertig ist und nur darauf wartet, bewohnt zu werden. Mama Stefanie und Papa Paulo sind schon Feuer und Flamme und freuen sich auf den neuen Lebensabschnitt als Eigenheimbesitzer. Für Gina (3 Jahre alt) und Ella (1 Jahr alt), ist das ganze noch eher abstrakt – Umziehen? Was bedeutet das denn?

Als es dann endlich los geht, bricht bei Familie Deserno das Chaos aus: Alles muss in Umzugskartons gepackt werden, mittendrin laufen die Kinder umher und der eigentliche Umzug muss auch noch organisiert werden. Ist der Umzug geschafft, hält das Chaos jedoch weiterhin an. Denn Gina und Ella wollen sich so gar nicht einlassen auf ihr neues Zuhause.

Ja so ein Umzug mit Kindern und die Eingewöhnung im neuen Heim ist eben eine echte Herausforderung. Doch mit ein paar Ticks, Geduld und Einfühlungsvermögen, lässt sich auch das meistern. Wir verraten euch wie.

Den Umzug mit Kinderaugen sehen

Ein Umzug bedeutet immer ein neuer Lebensabschnitt für die Familie. Egal ob der Tapetenwechsel geschieht, weil im neuen Heim mehr Platz ist, endlich ein Eigenheim angeschafft wurde, oder er berufliche Gründe hat, so ein Umzug bedeutet für alle Familienmitglieder Veränderung. Das gewohnte Zuhause wird durch ein neues ersetzt. Bei euch wird dies vielleicht Begeisterung hervorrufen und mit Spannung erwartet, aber für Kinder ist das meist anders. Kinder sind Gewohnheitsmenschen, sie brauchen ihre vertraute Umgebung. Sie gibt ihnen Sicherheit und Geborgenheit. Ein Umzug in ein neues Zuhause hingegen verunsichert Kinder und sie brauchen Zeit sich einzugewöhnen. Daher solltet ihr euren Umzug immer auch aus der Perspektive der Kinder sehen und ihre Ängste, Bedenken und Sorgen ernst nehmen, und Vorkehrungen treffen, die ihnen den Übergang ins neue Zuhause erleichtern.

Den neuen Alltag vorher planen

Zu diesen Vorkehrungen gehört beispielsweise die Suche nach einem neuen Kindergarten- oder Schulplatz. Denn auch wenn ein Umzug meist mit Chaos verbunden ist, ist es umso wichtiger, dass ihr mit euren Kindern schnellstmöglich wieder einen geregelten Alltag lebt. Und dazu gehört natürlich der Besuch im Kindergarten oder der Schule. Ihr solltet also schon vor dem Umzug den neuen Alltag planen und euch um einen Betreuungsplatz für euer Kind kümmern. Sinnvoll ist es außerdem, bereits mit dem Telefonanbieter zu sprechen, damit ein reibungsloser Übergang stattfinden kann. So können die Kinder gleich bei neuen und alten Freunden anrufen und sich zum spielen verabreden.

Ich packe meinen Koffer …

Das lästigste beim Umziehen ist wohl das packen der Umzugskartons. Alles muss verstaut werden. Angefangen beim Besteck, über Bücher und allem Deko-Krims-Krams. Da tauchen viele Schätzchen auf, die längst vergessen waren.

Koffer und Kartons packen

Schon beim Packen der Kartons ist eine gute Organisation mehr als nur hilfreich. (Bild: © Sunny studio / Adobe Stock)

Den Überblick zu bewahren ist nicht leicht. Daher empfehlen wir euch, packt mit System! Beginnt zuerst mit den Dingen, die ihr am seltensten nutzt, oder auf die ihr gut einige Zeit verzichten könnt. Beispielsweise Bücher, DVDs, Dekoartikel, Backformen und und und. Alles wird in Umzugskartons gepackt, die sofort beschriftet werden. Und zwar mit dem vorhergesehenen Raum, in die sie gehören und mit dem jeweiligen Inhalt. So findet im neuen Heim jeder Karton direkt den richtigen Platz, und wird etwas dringend benötigt, ist es schnell gefunden. Das erspart euch nach dem Umzug eine Menge Zeit.


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Kindersachen in zwei Stufen packen

Beim packen der Kindersachen ist es von Vorteil in zwei Stufen zu arbeiten. In den meisten Fällen ist vor dem Umzug im neuen Heim noch einiges zu erledigen. Vielleicht können schon erste neue Möbel aufgebaut werden, oder das ein oder andere Zimmer muss noch fertig tapeziert werden. Natürlich schwirren die Kinder immer mitten drin.

Um diese Situation zu erleichtern, könnt ihr bereits mit Stufe eins der “Packorgie” im Kinderzimmer beginnen. Sucht gemeinsam mit eurem Kind einige Spielsachen aus, die schon ins neue Zuhause geschafft werden können. Diese kommen in die neuen Kinderzimmer und lenken eure Kinder ab, während ihr euren Erledigungen nachgeht. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass sich eure Kinder bereits an ihre neuen Zimmer gewöhnen können. Stufe zwei beginnt dann frühestens 1-2 Tage vor dem eigentlichen Umzug, denn dann werden die noch verbliebenen Spielsachen im alten Zuhause zusammen gepackt und sind bereit für den Umzug ins neue Reich der Kinder.

Der Umzugstag –  Stress für Kinder vermeiden

Dann ist es endlich soweit – der Tag des Umzugs ist gekommen. Im besten Fall sind eure Kinder während der paar Stunden, in denen Möbel und Kartons ihren Weg ins neue Heim finden, durch Oma und Opa, Tante oder Freunde betreut. Denn desto weniger Trubel ein Kind mitbekommt, umso besser ist es. Sollte dies jedoch nicht möglich sein, heißt es den Umzug mit Kind bestmöglich zu überstehen. Je nach Alter des Kindes lässt sich das auf die ein oder andere Weise lösen.

Wo der Säugling vielleicht einfach im Kinderwagen schlummernd in der Ecke stehen kann, muss das zweijährige Energiebündel beschäftigt werden, und der achtjährige kann sogar schon helfen, leichte und kleine Dinge in den Umzugswagen zu schaffen. Wenn der Umzug gut durchgeplant, alles gepackt und zurecht steht – geht das eigentliche transportieren relativ fix, wenn genügend Helfer zur Seite stehen. So kann sich ein Elternteil – meistens die Mama – gut um die Kinder kümmern und sie vom Stress fernhalten.

Ein Umzug will also generell gut geplant sein. Ist ein Baby mit im Spiel, hat man einen ganz besonderen Faktor, der sich nicht immer mit einplanen lässt. Wer mit Baby einen Umzug stemmt, braucht also für viele Schritte einen guten Plan-B.

Kinderzimmer gehen vor!

Ist der Umzug geschafft, herrscht natürlich erst einmal wieder Chaos. Überall stehen Kartons herum und die Möbel müssen wieder aufgebaut werden. Die Priorität sollte nun aber zuerst bei den Kinderzimmern liegen. Bett, Regale und Kleiderschränke sollten relativ zeitig aufgebaut werden. Auch die Umzugskisten mit dem Lieblingsspielzeug sollten bald entleert werden. So dass das kleine Reich der Kinder schnell zu einer vertrauten Wohlfühloase werden kann. Das einrichten des Zimmers könnt ihr gemeinsam mit euren Kindern zelebrieren. So können die Kleinen ihre liebsten Sachen selbst in den Regalen verstauen und entscheiden wo die Ritterburg oder das Prinzessinnenschloss ihren Platz finden soll. Dabei findet bereits die Eingewöhnung ins neue Heim und Zimmer statt. Denn wenn sich die Kinder in ihrem neuen Zimmer wohlfühlen, fällt die erste Nacht dort gleich viel leichter.

Zeit um das neue Zuhause zu entdecken

Hat sich der Trubel nach dem Umzug gelegt, und alles hat seinen Platz gefunden, beginnt meist schnell wieder der Alltag. Doch Kinder brauchen etwas Zeit, um sich im neuen Zuhause zurecht zu finden. Schließlich ist nun alles anders.

Das neue Zuhause

Wer alles richtig macht, wird für seine Kinder ein großes Abenteuer schaffen. (Bild: © Vasyl / Adobe Stock)

Gerade wenn der Umzug von einer Wohnung in ein Haus erfolgte, müssen sich Kinder neu orientieren. Ihre Kinderzimmer liegen nun nicht mehr auf der selben Etage wie das Wohnzimmer oder die Küche, und sie sind nicht mal schnell zwischen den Räumen hin und her gelaufen. Einige Kinder verunsichert das, und sie spielen am Anfang lieber in Mamas Nähe, als im eigenen Zimmer, und andere genießen die neue Freiheit ungestört. Lasst eurem Kind Zeit sein neues Zuhause zu entdecken. Alles was zu Anfang neu und ungewohnt ist, wird schnell selbstverständlich und alltäglich.

Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis eurerseits, schaffen die Basis für euer Kind, sich schnell im neuen Heim einzuleben.


Wer hat's geschrieben?

Jacqueline Esser

Erzieherin, Mutter, Autorin

Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung und Inklusions- und Integrations Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Erfahrungen schöpft sie also aus beruflichen sowie privaten Herausforderungen. Dies macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.

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