Die Corona-Pandemie zwingt uns dazu, den Alltag größtenteils zu Hause zu verbringen. Die Kinder können nicht mehr in die Schule oder Kita gehen, und verbringen nun für mindestens 5 Wochen, 24/7 Stunden in den heimischen Wänden. Der bisherige Alltag wird also völlig auf den Kopf gestellt. Zusätzlich müssen viele Eltern ihre Arbeit, statt im Betrieb, im Homeoffice erledigen. Ein weiterer neuer Stressfaktor. Denn gelangweilte, nörgelige Kinder, die mitten in ein wichtiges Telefonat platzen, sind wenig angenehm. Für alle Seiten. So heißt die Herausforderung, eine neue vorübergehende Alltagsstruktur für die ganze Familie zu entwickeln.

Ein individueller Plan für jede Familie

Jede Familie, jeder Alltag ist anders. Und so ist es wichtig, den Alltag der eigenen Familie individuell auf deren Bedürfnisse zu trimmen. Feste Strukturen fehlen Kindern durch den Wegfall, der gewohnten Kita- und Schulbesuche. Diese sollten nun im neuen Alltag durch die Eltern geschaffen werden. Ein Tagesplan bzw. Tagesablauf kann dabei helfen.

Besonders erschwerend kommt in vielen Familien hinzu, dass der Home-Schooling-Alltag mit dem Home-Office-Alltag der Eltern nicht gut ineinander greift. So kann also nicht zwingend jeder Tag den gleichen Abläufen folgen. Kommt eine ungeplante Videokonferenz unter Kollegen dazu, darf trotzdem nicht der ganze Tag in sich zusammenfallen.

Es ist also nicht wichtig, dass jeder Tag den gleich getakteten Abläufen folgt. Er muss allerdings den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden. So können beispielsweise Montags, nach dem Frühstück die Schulaufgaben anstehen, weil sich Mama und Papa gemeinsam für die Kinder Zeit nehmen können. Mittwochs steht der Vormittag der Kinder im Zeichen der Freiarbeit. Gelernt wird, was Spaß macht. So haben die Eltern ein wenig mehr Freiraum, um allenfalls einmal einzeln für Fragen abrufbar zu sein.

Sollten beide Elternteile am Vormittag arbeitsbedingt strikt eingebunden sein, kann die heimische Schulzeit sicherlich auch einmal nach hinten geschoben werden. Wichtig ist nur, dass die Zeiten bereits einen Tag vorher gemeinsam abgesprochen wurden – und somit bei den Kindern kein Frust aufkommt.

Spielzeiten und gemeinsame Aktivitäten mit Kindern

Im Alltag integrieren können Eltern feste Spielzeiten im Kinderzimmer oder bei schönem Wetter im Garten. So bleibt Zeit für Haushalt, Homeoffice und sonstige Erledigungen. In der gemeinsamen Zeit können Gesellschaftsspiele ein schöner Zeitvertreib sein. Auch Basteln, Puzzeln, gemeinsam mit Lego bauen, Rätsel lösen oder Experimentieren, können Drinnen für schöne und entspannte Momente sorgen. Auch kleinere Familienprojekte können jetzt umgesetzt werden. Wie wäre es, den Garten mit den Kindern zusammen frühlingstauglich zu machen? Ein Hochbett bauen, Blumen pflanzen oder die Gartenmöbel aufbauen. Danach kann der Garten zum Ruhepol werden und für Entspannung sorgen.

Grundsätzlich kann bei größeren Kindern potenziell aufkommende Langeweile auch mit kleinen eigenverantwortlichen Aufgabengebieten aus dem Haushalt bekämpft werden. Viele Eltern verknüpfen solche Mini-Tätigkeiten sogar mit einem Bonus-System. Wichtig ist jedoch, dass diese Hilfstätigkeiten auf keinen Fall als Belastung wahrgenommen werden. Sie sollen Spaß machen – und den Kleinen ein positives Gefühl schenken. Bei Kindern ab 10 Jahren, darf es jedoch auch schon ein Stück weit das Gefühl geben, dass sie für einen kleinen Part im Familienalltag mitverantwortlich sind. Natürlich auch hier auf eine ganz ungezwungene Weise.

Übrigens ist auch ein Spaziergang an der frischen Luft weiterhin eine gute Abwechslung

Bild: © Paul Meixner / Adobe Stock

Lern-Apps und der Medienkonsum für Kinder

Eine große Herausforderung ist nun auch das Home-Schooling. Die meisten Kinder haben für die entfallene Schulzeit einen großen Packen Aufgaben mit nach Hause bekommen. Diese sollen in den nächsten 3 Wochen abgearbeitet werden. Für die meisten Mütter und Väter eine sehr belastende Aufgabe, weil sie oft feststellen, dass es ganz schön schwierig sein kann, etwas zu erklären, was man zwar selber versteht – sein Gegenüber aber noch nicht.

So macht es tatsächlich Sinn, neben dem eigentlich auferlegten Schulstoff, auf digitale und mediale Helferlein zu setzen. So kann sich erlerntes Wissen setzen und vertiefen. Ein auch von vielen Schulen genutztes Angebot, ist die Anton-App. Hier findet sich Lernstoff von der Klasse 1 bis zur 10. Die Nutzung ist kostenlos. Das Angebot wird unterstützt und finanziert von der Europäischen Union.

Auch einige Fernsehsender haben aufgrund der besonderen Umstände, während der Corona-Krise, ihre Programme umgestellt, um der Langeweile und vor allen Dingen dem Wissensdurst ihrer jungen Zuschauer gerecht zu werden. Der WDR zeigt nun täglich „Die Maus“. Auch KiKa ist mit dem Tigerentenklub und weiteren schülertauglichen Formaten in die Offensive gegangen.

Wenn auch der Medienkonsum verständlicherweise ein fortlaufend brisantes Thema unter Eltern und Fachleuten ist, muss man feststellen, dass gezielter und gut gesteuerter Konsum, in der aktuellen Situation, sehr dazu beitragen kann, Kinder über den langen Zeitraum des Hausunterrichts, bei der Stange zu halten. Denn man sollte nicht unterschätzen, wie abstrakt diese Situation für jüngere Schüler sein muss. So ist es gerade für arbeitende Eltern, ob außer Haus oder im Home-Office, schwer zu vermitteln, dass wir uns eben nicht in #Coronaferien befinden. Dass wir Alle unseren Teil zum Alltag beisteuern müssen. Ganz so, als wäre nichts gewesen …


Wer hat's geschrieben?

Jacqueline Esser

Erzieherin, Mutter, Autorin

Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung und Inklusions- und Integrations Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Erfahrungen schöpft sie also aus beruflichen sowie privaten Herausforderungen. Dies macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.

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