Als Eltern gehen wir davon aus, dass unsere Kinder in den KiTas grundsätzlich gesund ernährt werden. Für dieses Bild wird hart gearbeitet. Leider ist vielfach zur Mittagszeit das genaue Gegenteil der Fall. Wo morgens explizit das gesunde Frühstück zelebriert wird, und zu Geburtstagen kein Kuchen mehr, sondern bestenfalls nur noch Gemüse-Sticks, mitgebracht werden dürfen, herrscht auf dem Mittagstisch das pure Grauen. Auf dem Speiseplan stehen viele Fette und wenig Gemüse. Vielen Eltern ist das Ausmaß dieser Situation kaum bekannt. Auch den Grund für solch ungesunde Speisepläne kennen nur wenige.

Ist gutes Kita-Essen überhaupt möglich?

Die Anzahl der KiTas in Deutschland steigt kontinuierlich. Durch den von der Bundesregierung erlassenen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung, im Jahr 2013, werden jährlich mehr Betreuungsplätze benötigt. Jedes Kind ab einem Alter von einem Jahr, hat das Recht in einer Kindertagesstätte oder einer Kindertagespflege, bis zu 45 Stunden wöchentlich, betreut zu werden. Daraus resultiert, dass deutlich mehr Kinder ihr Mittagessen in den jeweiligen Einrichtungen erhalten. Im Gegenzug steigen jedoch auch die Erwartungen der Eltern an eine warme Mahlzeit. Sie soll gesund, lecker und möglichst günstig sein.

Eine Anforderung die nicht so leicht umzusetzen ist – so scheint es zumindest. Die meisten Kindertagesstätten werden von Großküchen beliefert. Etwa solchen, die auch Krankenhäuser oder Altenheime mit Mahlzeiten versorgen. Das bedeutet, das Gericht muss schnell und in großen Mengen zubereitet werden können. Hinzu kommt die Voraussetzung, es möglichst lange warm zu halten und problemlos an den Bestimmungsort liefern zu können. Über die Zusammenhänge von Preis und Qualität der jeweiligen Mahlzeiten, traut man sich kaum nachzudenken.

Wie viel kostet eine ausgewogene Mahlzeit im KiTa-Bereich wirklich?

Die Preise für ein warmes Mittagessen schwanken von Anbieter zu Anbieter enorm. Wenige Kitas kochen hingegen noch selber und frisch, mit Hilfe einer Haushälterin oder Köchin. Die Preisspanne ist aufgrund dessen eklatant. Zwischen 1.50 Euro bis 5.00 Euro pro Mahlzeit, findet man eigentlich alles. Das jedoch mit 1.50 Euro unmöglich ein ausgewogenes und frisches Mittagessen auf dem Teller zaubern kann, müsste jedem klar sein.

Die Bertelsmann-Stiftung hat 2014 eine Studie veröffentlicht, aus der hervorging, dass ein Gericht mit frischem Gemüse, Vollkornprodukten und Fisch/Fleisch, mindestens 3.04 Euro kosten muss, um einen gewissen Mindeststandard zu wahren.

Ernährungsstandards in der Großküche oft Fehlanzeige

Nur etwa 19% der Speisepläne in deutschen Kitas erfüllen die DGE-Standards. Die meisten Speisepläne erhalten fast täglich Fleisch, zu wenig Gemüse, zu viele Fette und generell nur wenig Abwechslung. Oftmals liest man an der Speisetafel Pizza, Pommes, Nudeln mit Sahnesoße. Manchmal gibt es sogar Fast-Food und minderwertige Schnellgerichte. Dabei ist ein gesunder Eintopf mit viel Gemüse, ohne Probleme für jede Großküche umsetzbar – und rechenbar.

Eltern sollten sich aktiv an der Lösungssuche beteiligen

Um die Anforderungen an ein geeignetes Essen für die Kita zu gewährleisten, kann (und sollte) in Problemfällen die Auswahl von Caterings gemeinsam mit den Eltern stattfinden. Viele Firmen bieten Probe-Essen an. Dazu kann beispielsweise der Elternbeirat der Kita, mit dem Personal, einige Gerichte testen. Um sich an Ort und Stelle klar zu machen, wie eklatant die Unterschiede in der Qualität sein können, ist es unter Umständen recht geschickt, auch einen besonders günstigen Anbieter zum Probeessen einzuladen. Denn nur wenn man den Unterschied sieht, riecht oder schmeckt, kann man auch kritische Stimmen nachhaltig überzeugen.

Eltern können und sollten zu jeder Zeit aktiv darauf pochen, dass die Ernährungsstandards eingehalten werden. Ein gut geführtes Catering-Unternehmen kann das Verpflegungs-Budget so gestalten, dass Kosten und Anforderungen eingehalten werden. Allerdings muss auch klar sein, dass ein guter Ernährungsstandart nicht zum Super-Schnäppchen-Preis zu bekommen ist. Dabei wird für Kinder, deren Eltern von Sozialleistungen abhängig sind, jede Mahlzeit bezuschusst.


Wer hat's geschrieben?

Jacqueline Esser

Erzieherin, Mutter, Autorin

Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung und Inklusions- und Integrations Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Erfahrungen schöpft sie also aus beruflichen sowie privaten Herausforderungen. Dies macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.

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