Keuchhusten auch Pertussis genannt, ist eine akute Infektion der oberen Atemwege. Dabei kommt es zu krampfartigen Hustenanfällen und Atemnot. Nach dem Anfall atmen die Betroffenen keuchend und schwer. Schon lange ist der Keuchhusten keine Kinderkrankheit mehr. Mittlerweile trifft es deutlich häufiger erwachsene Menschen. Doch harmlos ist der Keuchhusten generell weder für Kinder, noch für Erwachsene.

Der Keuchhusten ist eine durch Bakterien hervorgerufene Erkrankung. Sie birgt viele schwere und komplikationsreiche Verläufe und Begleiterkrankungen. Noch heute sterben Säuglinge und Erwachsene bis ins hohe Alter, an den Folgen des Keuchhustens. Nur wenige Krankheiten haben eine so lange Genesungsdauer und schwächen den Körper auf so vielfältige Weise, wie die Pertussis-Infektion. Obwohl es heute einen wirkungsvollen Impfstoff gibt, ist der Keuchhusten noch lange nicht ausgestorben. Die Infektionen haben sich jedoch von Kindern eher auf Erwachsene verlagert. Und dort wird durch den a-typischen Verlauf der Krankheit nur selten – oder viel zu spät – eine Keuchhusten-Diagnose gestellt.

Impfung gegen den Keuchhusten

Dank Impfung gibt es eine lange Immunität gegen den Keuchhusten

Seit 1991 empfiehlt die Ständige Impfkommision (STIKO) die Impfung gegen Keuchhusten für alle Kinder ab einem Alter von 8 Wochen. Die Pertussis-Impfung ist ein Totimpfstoff. Das bedeutet, dass der Impfstoff keine lebenden und aktiven Pertussisbakterien, die den Keuchhusten auslösen, beinhaltet. Die Antikörper bilden sich alleine durch das Vorhandensein des Bakterienstamms im Blutkreislauf. Die Impfung erfolgt gleichzeitig mit der Tetanus- und Diphtherie-Immunisierung. Sie wird als 3-fach Impfstoff verabreicht, da es keinen Einzelimpfstoff gibt.

3 Impfdosen braucht es zur Grundimmunisierung

Damit eine erste Grundimmunisierung stattfindet, erhalten Kinder im ersten Lebensjahr drei Impfdosen. Diese erfolgen in der 8. Lebenswoche, im 4. Lebensmonat und abschließend im 11. Lebensmonat. Nach der letzten Impfdosis ist das Kind durch Bildung der Antikörper immun gegen die Keuchhusteninfektion. Die STIKO empfiehlt eine Auffrischungsimpfung mit 5 bis 6 Jahren, sowie weitere Auffrischungen zwischen dem 9. und 16. Lebensjahr, um weiterhin eine Immunisierung zu gewährleisten. Auch im Erwachsenenalter sollte man relativ regelmäßig an die Auffrischungsimpfungen denken. Mindestens eine Auffrischung im Erwachsenenalter ist absolut sinnvoll.

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Seit 2020 empfiehlt die Ständige Impfkommision ebenfalls eine Keuchhustenimpfung während der Schwangerschaft. So kann eine frühe Ansteckung des Neugeborenen verhindert werden.

Ansteckung

Der Keuchhusten ist eine hochansteckende Tröpfcheninfektion

Keuchhusten ist hochansteckend. Die Ansteckungsrate bei nicht geimpften Personen liegt bei stolzen 80-90%. Übertragen wird der Erreger dabei mittels Tröpfcheninfektion. Dabei gelangt der Erreger durch Niesen, Husten und Sprechen eines Erkrankten, in die Luft, und kann so eingeatmet werden. Sobald die Keuchhusten-Bakterien auf die Schleimhäute gelangen, können sie sich ungehindert vermehren und es kommt unweigerlich zur Infektion.

Inkubation

Die Inkubationszeit beträgt fast einen Monat

Nach der Ansteckung vergeht einige Zeit, bis sich die Krankheit bemerkbar macht. 20 Tage dauert in der Regel die Inkubationszeit. Das bedeutet, von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen, vergeht fast ein Monat. Sobald sich die ersten Symptome jedoch zeigen, ist man für die Dauer von endlosen 5-6 Wochen ansteckend. Nur die Einnahme von Antibiotika kann die Ansteckungsphase auf 5 Tage nach dem Therapiestart reduzieren.

Symptome

Die Symptome sind bei Kindern eindeutig

Die Symptome von Keuchhusten sind bei Kindern eindeutig. Krampfartige Hustenanfälle, schwere Erschöpfung und Atemnot sind charakteristisch für Keuchhusten. Bei Kindern verläuft die Keuchhusten-Infektion in drei unterschiedlichen Phasen, welche insgesamt mehrere Wochen oder sogar Monate dauern können.

1. Stadium: Erkältungsphase (Dauer: ca 1-2 Wochen)

Die Kinder zeigen typische Erkältungsanzeichen. Husten, Schnupfen, verbunden mit Niesen, Hals- und Kopfschmerzen, lassen erst einmal nicht direkt auf Keuchhusten schließen. Aus diesem Grund wird in dieser Phase nur sehr selten eine korrekte Diagnose gestellt. Da die Kinder jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits ansteckend sind, werden viele weitere Personen infiziert.

2. Stadium: Anfallsstadium (Dauer: ca. 4-6 Wochen)

In dieser Phase zeigen sich die bekannten Symptome des Keuchhustens. Die Kinder leiden unter krampfartigen Hustenanfällen, die mit Atemnot und Atemaussetzern einhergehen können. Oftmals zeigen sich diese Anfälle nachts und im ruhenden Zustand. Die Hustenattacken dauern dabei mehrere Minuten und können bis zu 50 Mal am Tag auftreten. Ältere Kinder husten dabei oft Schleim ab, der sich in den Bronchien angesammelt hat. Der Auswurf ist zäh, klumpig, und kann eine grünliche Farbe aufweisen. Nach den Hustenanfällen atmen die Kinder meistens schwer und keuchend.

3. Stadium: Erholungsphase (Dauer: bis zu 10 Wochen)

Die Erholungsphase am Ende einer Keuchhusten-Infektion, ist tatsächlich die längste Phase während des Krankheitsverlaufs. Hier werden die Hustenattacken immer weniger und kürzer. Auch die Schleimbildung nimmt ab – und wird wieder verflüssigt. So kann der Schleim leichter und einfacher abgehustet werden. Das Allgemeinbefinden normalisiert sich und der geschwächte Körper erholt sich.

Es entstehen viele Begleiterkrankungen

Keuchhusten wird in der Regel erst im zweiten Stadium erkannt und dann jedoch korrekt diagnostiziert. Aus diesem Grund entstehen bis dahin, bei einem Viertel aller Patienten, ein oder mehrere Begleiterkrankungen. So kann eine Mittelohrentzündung und/oder eine Lungenentzündung entstehen. Beide bilden sich heraus, wenn sich der Keuchhustenerreger im Körper ausbreitet und die Schleimhäute der Ohren und der Lunge befällt. Nicht selten sind außerdem Rippen- oder Leistenbrüche, welche durch den enormen Druck beim Husten entstehen können. Ebenfalls durch den starken Druck verursacht, kann sich eine vorübergehende Harninkontinenz entwickeln.

Diagnose

Beim Verdacht auf Pertussis immer zum Arzt

Sollten sich bei einem Erkrankten die oben genannten Symptome zeigen, ist zur genaueren Untersuchung ein Arztbesuch verantwortungsvolles Pflichtprogramm. Der Arzt kann mit Hilfe verschiedener Tests und Untersuchungen, eine sichere Diagnose stellen. Zuerst wird er eine Anamnese erstellen. Dazu fragt er ab, seit wann die Symptome bestehen und ob Schleim abgehustet wird. Die Häufigkeit der Anfälle und deren Ausprägung können dem Arzt ebenfalls Aufschluss über die Erkrankung geben. Zum Schluss wird er eine körperliche Untersuchung durchführen. Hierbei wird die Körpertemperatur gemessen, die Lunge abgehört und in den Rachen geschaut.

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Mit Laboruntersuchungen zur sicheren Keuchhustendiagnose

Zur Diagnose stehen ebenfalls verschiedene Laboruntersuchungen zur Verfügung. Je nachdem in welchem Stadium der Arzt die Keuchhusteninfektion vermutet, kommen andere Untersuchungen in Frage. Im 1. Stadium können die Erreger direkt nachgewiesen werden. Dazu wird ein Abstrich aus dem tiefen Rachenraum entnommen, oder der Bronchialschleim abgesaugt. Im Labor kann nun mittels Bakterienkultur der Keuchhustenerreger identifiziert werden.

Im zweiten Stadium, ca. 3 Wochen nach dem ersten Auftreten der Hustenanfälle, kann eine Serumdiagnostik angewendet werden. Das bedeutet, dass Blut entnommen wird, und dieses im Labor genau untersucht wird. Bei dieser Laboruntersuchung können im Blut eventuelle Antikörper gegen die Keuchhusten-Bakterien nachgewiesen werden.

Meldepflicht im Krankheitsfall und Todesfall

Stellt der behandelnde Arzt eine Keuchhusteninfektion fest, muss er diese dem örtlichen Gesundheitsamt melden. Seit 2013 zählt Keuchhusten zu den meldepflichtigen Krankheiten in Deutschland. Schon ein Verdachtsfall muss gemeldet, und mit den Daten (Name, Alter, Anschrift) des Patienten übermittelt werden. Das Gesundheitsamt speichert diese Daten, um die Verbreitung der Krankheit zu verfolgen und gegebenenfalls in das Infektionsgeschehen eingreifen zu können. Auch Todesfälle im Zusammenhang mit Keuchhusten müssen gemeldet und erfasst werden.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt nicht standardisiert, sondern angepasst an den Verlauf der Erkrankung

Therapie und Behandlung richten sich beim Keuchhusten nach Stadium und Schweregrad der Infektion. Bei Kindern ab einem Alter von 2 Jahren, findet die Behandlung meist zu Hause statt. Die Ärzte empfehlen viel frische Luft – und je nach Gesundheitszustand – mäßige körperliche Aktivität. Fühlt sich ein Kind über Tag wohl und hat nur gelegentliche Hustenanfälle, spricht nichts gegen einen Spaziergang, oder das Spielen zu Hause. Inhalieren mit Meersalz und warme Brustwickel helfen, den zähen Schleim zu verflüssigen und erleichtern das Abhusten. Um in der Nacht die Hustenanfälle zu lindern, können feuchte Tücher die Luftfeuchtigkeit im Zimmer erhöhen. Hilfreich ist es auch, den Oberkörper leicht erhöht zu lagern.

Antibiotikum hilft nur bei einer sehr frühen Gabe

Da es sich bei dem Keuchhustenerreger um ein Bakterium handelt, kann ein Antibiotikum den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Die Wirkung von Antibiotika zeigt sich bei der Linderung der Symptome jedoch nur, wenn sie in den ersten beiden Wochen nach Beginn des Hustens verabreicht werden. Wird erst später mit dem Medikament begonnen, hat es kaum noch eine Wirkung gegen die Symptome. Es minimiert jedoch die Ansteckungszeit auf 5 Tage nach dem Therapiestart. So kann die Infektionskette immer noch schnellstmöglich unterbrochen werden. Gerade wenn kleinere Geschwister vorhanden sind, oder Kontakt zu nicht geimpften Erwachsenen besteht, macht auch eine späte Gabe noch Sinn.

Keuchhusten ist eine langwierige und anstrengende Infektion

Die Infektion mit Keuchhusten zieht sich über viele Wochen – oder sogar Monate. Sie ist enorm kräftezehrend und verlangt dem Körper eine Menge ab. Bei jedem vierten Patient kommt es im Laufe der Krankheit zu Komplikationen, wie einer Lungen- oder Mittelohrentzündung. Gerade Kinder leiden häufig auch unter starken Ohrenschmerzen und Entzündungen im Mittelohr.

Für Säuglinge und Babys im ersten Lebensjahr, besteht während der Erkrankung sogar Lebensgefahr. Sie können den zähen Schleim nicht abhusten und haben regelmäßige Atemaussetzer während der Hustenanfälle. Dies kann im schlimmsten Fall zu starkem Sauerstoffmangel führen. Wird das Gehirn nicht mit genügend Sauerstoff versorgt, können irreparable Hirnschädigungen entstehen, welche im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Aus diesem Grund werden alle Kinder im ersten Lebensjahr, nach einer Keuchhusten-Diagnose, sofort stationär im Krankenhaus beobachtet und behandelt.

Heute sind hauptsächlich Erwachsene von Keuchhusten betroffen

Heutzutage sind 95 % aller Kinder zum Start in die Kita gegen Keuchhusten geimpft und immun. So kommt es, dass aktuell zwei Drittel aller Keuchhusten-Patienten über 20 Jahre alt sind. Das liegt jedoch selten daran, dass sie im Kindesalter nicht geimpft wurden, sondern dass man schlicht die Auffrischungsimpfung vergessen hat. Daher rät die STIKO dringen dazu, alle 10 Jahre beim Hausarzt den Impfstatus überprüfen zu lassen.

Eine einfache Blutuntersuchung gibt Aufschluss darüber, welche Antikörper noch vorhanden sind und welche Impfungen aufgefrischt werden müssen.

Der A-typische Verlauf bei Keuchhusten

Eine Infektion mit Keuchhusten hat bei Erwachsen einen völlig anderen Verlauf, als bei Kindern. Daher spricht man in diesem Fall von einem A-typischen Krankheitsverlauf. Die Symptome zeigen sich in deutlich abgeschwächter Form. So ist der Husten weniger krampfartig, sondern kontinuierlich, wie bei einer gewöhnlichen Erkältung. Auch Atemnot und zäher Schleim treten kaum auf. Das Allgemeinbefinden ähnelt ebenfalls den Umständen einer Erkältung. So kommt es, dass in den seltensten Fällen bereits die erste Diagnose, Keuchhusten lautet. Erst wenn es zu Komplikationen, wie einer Lungenentzündung oder Rippenbrüchen kommt, wird durch eine Laboruntersuchung, die korrekte Diagnose gestellt. Zum Glück heilt Keuchhusten auch im Erwachsenenalter meist ohne Folgeerkrankungen ab.


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