Mit der 55. Lebenswoche läutet der 8. Wachstumsschub an der Türe. Nun liegt der erste Geburtstag eures Kindes hinter euch. Ein Jahr voller schöner Momente und spannender Phasen. Dieser Wachstumsschub trifft euch allerdings mit einer gewaltigen Kraft und wird euch vielleicht das eine oder andere graue Haar bescheren.

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Willkommen im 8. Wachstumsschub

Als meine Tochter in den achten Schub kam, wurde mir klar, wie sich die Mütter fühlen, die man sonst im Supermarkt mit mitfühlendem Blick anschaut, wenn sie eines ihrer Kinder wütend und bockig hinter sich her schleifen. Genau so eine Mutter war ich nun auch. Meine Tochter wollte die dritte Packung Gummibärchen – ein ‘Nein’ meinerseits folgte – und schon lag sie schreiend auf dem Boden. Egal wer an uns vorbeiging – alle schauten zu uns. Sehr peinlich!

Ab diesem Zeitpunkt war klar:Hallo liebe Trotzphase!“.

Mein Mantra zu dieser Zeit war wie in Stein gemeißelt: Das ist nur eine Phase – nur eine Phase – nur eine Phase!

Der 8. Wachstumsschub beginnt meist in der 50./51. Lebenswoche und dauert locker zwischen 4 und 5 Wochen.

Die Kinder kennen nun nicht nur ihren Willen, sondern wollen diesen auch mit allen Mitteln durchsetzen. Problem dabei – meistens können die Kleinen ihre Wünsche noch nicht verbal kommunizieren. Eltern raten also drauf los, was ihr Kind wohl gerade meinen könnte. Oftmals geht dieser Versuch schief und das Kind wird vor lauter Verzweiflung geradezu hochexplosiv.

Auch das Schlafen wird zu einem regelrechten Machtkampf. Eure Kinder werden in den nächsten Wochen den Schlaf als absolut unnötig betrachten. Sind sie dann jedoch endlich eingeschlafen, werden sie häufig wach und verlangen nach der Brust oder Flasche. Wer sein Kind nun mit Wasser oder Tee abspeisen möchte, wird heftige Gegenwehr ernten.

Schlafen im 8. Wachstumsschub Pin
Bild: © bmf-foto.de / Adobe Stock

Die Kinder tauchen mit diesem Sprung in die Welt der “Programme” ein. Bisher haben sie gelernt, dass bestimmte Ereignisse in einer Reihenfolge ablaufen. Nun lernen sie, dass die starre Reihenfolge in der Welt der Programme aufgelöst werden kann. Sie verstehen jetzt, dass man zum Beispiel erst die Hose und dann den Pullover anziehen kann, anstatt wie gewohnt anders herum. Auch wird ihnen klar, dass man mit den selben Bausteinen verschiedene Dinge bauen kann. All das nennt man “Programme”.

Dies ist jedoch auch die Lernphase, in der viel mit dem Essen “gespielt” wird. Euer Kind wird auch hier versuchen, andere Programme auszuprobieren, um an sein Ziel (Essen im Mund) zu gelangen.

Ich selbst habe in diesem Schub lernen müssen, auf wie viele verschiedene Arten und Weisen das Essen im Mund (aber vor allen Dingen auch auf dem Boden) landen kann. Meine Tochter musste nach jedem Essen komplett neu eingekleidet werden, und ich durfte einmal feucht durchwischen.


Im Video: Können Babys von Honig krank werden?


Tipps für den Alltag

Da eure Kinder nun die eigenen Programme begreifen können, sind sie ebenfalls in der Lage, Programme die ihr ausführt zu verstehen. Ihr könnt ihnen also jetzt erklären, dass ihr erst etwas zu Ende bringen möchtet, bevor ihr Zeit für euer Kind habt. Zum Beispiel: zuerst die Hände zu waschen, bevor ihr gemeinsam ein Buch anschauen könnt.

Sollte euer Kind einen Wutausbruch oder Trotzanfall bekommen, dann überlegt, ob es zuvor eine Situation gab, in der es versucht hat, euch etwas mitzuteilen. Denn dann wäre die Reaktion eures Kindes eine pure Verzweiflung (es weiss ja ganz genau, was es will. Wieso also verstehen seine Eltern es dann nicht?).

Das erleichtert natürlich nicht die Situation im Supermarkt, wo sich das liebe Kind auf den Boden wirft, aber es erklärt euch sein Verhalten.



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